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Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
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genug wäre, gibt es noch die Elektrozäune.«
    »Du meine Güte. Hast du das gehört, Stanley?«, richtete sich die Dame an ihren Gatten.
    »Wie war das, mein Herz?«, gab er abwesend zurück, als ob er gerade einen sehr entzückenden Traum genossen hätte.
    »Die haben hier Elektrozäune. Ach, ich wünschte, du würdest einmal zuhören!«
    »Ja, Schatz.«
    »Sie haben also nichts zu befürchten, Madam. Sie sind absolut sicher, ebenso wie ganz London«, kicherte der Wärter.
    Die beiden gingen weiter, ließen das Gehege mit den Pflanzenfressern hinter sich zurück und schlugen ihren Weg in den Abschnitt ein, den der Wärter als den ›Prähistorische Killer‹-Bereich bezeichnet hatte.
    »Nun, sie sind auch nichts anderes als gewöhnliche Vögel«, gab ein kinnloser Geck mit Monokel und großzügig geöltem Schnauzer von sich, um das knollennasige Mädchen an seiner Seite zu beeindrucken, das verdächtig dem Resultat einer Inzuchtbeziehung anmutete. 
    »Und selbstredend hat die Arbeit, die wir hier verrichten, ebenfalls einen umweltschützenden Aspekt«, erklärte gerade ein Zooangestellter, der sich eher wie ein Sekretär denn ein Wärter gekleidet hatte, einer Gruppe von Geschäftsleuten. »In der Wildnis werden diese Tiere zu sportlichen Zwecken bis zu ihrer Ausrottung gejagt oder ihre natürliche Umgebung fällt nach und nach der menschlichen Ausbreitung zum Opfer. Die Plünderung dieses Planeten erfolgt völlig gedankenlos. Entweder, um sich Farmland zu verschaffen, um Feldfrüchte anzubauen und eine ständig steigende Bevölkerungszahl zu füttern, oder um Tagebauwerke für die unaufhörliche Suche nach Kohle zu bauen, die all die monströsen Maschinen versorgen muss, von denen wir uns alle abhängig machen. Sie sehen also, Gentlemen, Ihre Investition ist von lebenswichtiger Dringlichkeit, um unsere gute Arbeit hier fortführen zu können.«
    Ulysses und Geneviève betraten einen großen Kuppelbau, der einem gigantischen Vogelkäfig glich. Auf dem Ast eines Baumes, der im Inneren wuchs, hatte sich eine Schar Pterosaurier mit ihren Lederschwingen niedergelassen.
    »Seht her, Templeton Trench hat diese Art aus dem Kongo mitgebracht, als sie noch nicht ausgebrütet war.«
    Ein gebräunter älterer Herr mit einem gewaltigen weißen Zwirbelbart beugte sich zu den beiden albern kichernden Mädchen hinab, die sich an seine Arme klammerten – beide jung genug, um als seine Nichten gelten zu können, und dennoch standen sie wohl eher in keiner familiären Verbindung zueinander.
    Ihre Oohs und Ahs und ihr Gekicher setzten jedes Mal neu ein, wenn er mit seinem Monolog fortfuhr. Dennoch verbargen beide kaum ihr mäßiges Interesse an dem monströsen, rothäutigen Allosaurus, der gerade vor ihren Augen eine tote Sau verschlang.
    »Natürlich ist der Megasaurus Rex unser bestes Exemplar.« Die Geschäftsleute und ihr Führer mit dem Talent für Kapitalbeschaffung hatten Ulysses und Geneviève eingeholt. »Der wahre König der Megasauren, und somit auch der unsere hier, ist weiblich. Die Wärter nennen sie Glenda. Sie verspeist bis zu drei Kühe pro Tag.«
    »Wie entsetzlich!«, rief Geneviève plötzlich aus und Ulysses fühlte, dass sie seinen Arm noch fester umfasste. Im Schatten einer Magnolie bat sie ihn, innezuhalten.
    »Sie sagten, Sie hätten Neuigkeiten.«
    Abrupt umfing ihn wieder die reale Welt mit all ihren dazugehörigen Sorgen und ergebnislosen Problemen. Ulysses blickte Geneviève direkt in die Augen. Gern hätte er sich in diesen klaren Tiefen ertränkt.
    »Womit hat sich Ihr Vater beschäftigt? Was war der Inhalt seiner aktuellsten Arbeit?«
    Ein Hauch von Schuld flackerte für einen Wimpernschlag über ihr Gesicht und sie senkte den Blick. Das garstige Gekrächze der Saurier durchbrach die Stille.
    »Die Wahrheit ist, dass ich es nicht weiß«, gab Geneviève schließlich zu. »Ich habe ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Er wurde von seiner Arbeit förmlich aufgesogen, um was auch immer es sich dabei gehandelt hat. Und Sie glauben, dass dieses Was-auch-immer , an dem er arbeitete, bewirkte, dass er …«
    »… sich verwandelte?«, beendete Ulysses den Satz für sie. »Ja, das tue ich.«
    Angestrengt sah sie ihm in die Augen, wieder mit diesem flehentlichen Blick, der ihr so eigen war, und Ulysses fühlte, wie das Herz in seiner Brust aufgeregt sprang.
    »Helfen Sie mir, meinen Vater zu finden«, sagte sie. »Ich bitte Sie. Helfen Sie mir.« Plötzlich lag ihre Hand auf seiner Schulter, die

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