Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unnatural History

Unnatural History

Titel: Unnatural History Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Green
Vom Netzwerk:
der Kante zu einem abgründigen Wasserfall, dessen Rauschen dem Brüllen tausender Raubtiere glich. 
    »Sir!«
    Ulysses vernahm die Warnung seines Butlers im selben Augenblick, da sein empfindlicher sechster Sinn sein Blut zum Stocken brachte. Er wirbelte herum und sah, wie sich der monströse saurierartige Schatten vor ihm erhob. Schmutziges braunes Wasser rann über die zerfurchte Haut. Zwar war er auf das Monster vorbereitet, doch die Drehung kostete ihn wertvolle Sekundenbruchteile. Etwas peitschte aus der Dunkelheit heran, wand sich um seinen Unterarm, schlug ihm die Pistole aus der Hand und riss das Fleisch an seinem Handgelenk auf.
    »Ein Schwanz! Ein verfluchter Schwanz!« Ulysses schnappte nach Luft und umklammerte mit der anderen Hand die Wunde an seinem Arm. Entgegen seiner Annahme hatte sich Galapagos offenbar zu weit mehr als nur einem bloßen Urahn der Menschheit in Gestalt eines prähistorischen Reptils entwickelt. Als die Kreatur sich zu ihm hinab beugte, wurde Ulysses klar, dass er gar keine andere Möglichkeit hatte, als sie von Angesicht zu Angesicht zu bekämpfen. Und dann war der Augenblick vorüber, in welchem die Zeit stehengeblieben zu sein schien, und somit auch der Moment, nochmals einen klaren Gedanken zu fassen. Nun war es Zeit für brutales, instinktives Handeln.
    Der Echsenmann hieb mit seinen Krallen nach Ulysses, der sogleich nach dessen Armgelenken griff und die harten Schuppen über die Haut seiner Handflächen kratzen spürte. Die Galapagos-Echse überragte ihn um Kopfeslänge und hatte zudem die imposantere Körpermasse, doch Ulysses war geschmeidig und zudem stark; mehr, als der zufällige Beobachter auf den ersten Blick erahnen würde. In den vergangenen Monaten, fern jeglicher Zivilisation, hatte er gelernt, wie man die Stärke und Kraft eines Gegners gegen diesen verwenden konnte. Und genau das tat er, indem er den Echsenmann zu sich heranzog, während er geschickt ein Ausweichmanöver inszenierte. Als die schuppige Kreatur an ihm vorbei stolperte, landete Ulysses einen harten Tritt mit seinem ausgestreckten Bein direkt in das Rückgrat der Echse. 
    Das Biest strauchelte, hielt sich jedoch auf den Beinen, indem es die krallenbewährten Klauen seiner Füße in den Boden des Tunnels unter dem dahin rauschenden Abwasser wie Widerhaken verankerte. Ohne einen Blick über die Schulter zu werfen, tat die Galapagos-Echse ein weiteres Mal einen unabwendbaren, harten Hieb mit dem Schwanz und erwischte Ulysses diesmal quer über der Brust. Ulysses stolperte zurück und versuchte verzweifelt, die Balance zu halten, da er die Folgen dessen fürchtete, was passierte, wenn er unter Wasser getaucht würde. Dann war das Biest über ihm und sie rangen an der Kante des schwindelerregenden unterirdischen Wasserfalls miteinander.
    Ulysses blickte in das längliche Gesicht hinauf, welches einst Genévieve Galapagos’ Vater gehört hatte, und in die Augen, die völlig lacerta erectus auf ihn hinab sahen. Diese eisigen Augen waren von gelblicher Färbung, wie man es auch von Schlangen kannte, die Pupillen grausame, sichelförmige Schlitze. Das Monster starrte zurück, seine Augenlider blinzelten rasend schnell.
    Der scharfe Schuss aus einer Pistole ertönte und eine Kugel bohrte sich neben ihnen in die Wand des Tunnels.
    »Versuchen Sie, es ruhig zu halten, Sir!«, schrie Nimrod über das Gebrüll der Echse und das des Wasserfalls hinweg.
    Ulysses tat sein Bestes, dem vollen Gewicht der Bestie entgegenzuwirken, die versuchte, ihn von oben zu Boden zu drücken. Er verspürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter.
    »Gerne doch«, stieß er hervor und schloss die Augen gegen das grelle Licht von Nimrods Lampe, das ihn immer wieder blendete, »und während ich das tue, frage ich den netten Professor Galapagos auch gleich, ob er für ein Porträt des National Geographic Magazines posieren möchte.«
    Nun war Nimrods Ziel zum einen durch die verwirrenden Schattenspiele, die seine Lampe hervorrief, beeinträchtigt, und zum anderen durch die Tatsache, dass er keinesfalls Ulysses treffen wollte. Den eigenen Arbeitgeber zu töten, würde keinen guten Eindruck in seiner Vita machen, falls er sich nach diesen Ereignissen zukünftig für weitere Erwerbstätigkeiten würde umsehen müssen.
    Ein weiterer Schuss ertönte und diesmal schrie der Echsenmann vor schmerzhafter Überraschung auf. Für einen Moment wandte er sich um, als ob er die neue Bedrohung ins Auge fassen wollte.
    »Treffer, Nimrod! Ein

Weitere Kostenlose Bücher