Unnatural History

äußerst passabler noch dazu!«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    »Nicht, dass es einen großartigen Unterschied machen würde«, murmelte Ulysses zu sich selbst.
    Der Schuss hatte den Echsenmann nun endgültig in pure Rage getrieben. Er packte Ulysses, schnappte mit seinem Alligatormaul nach ihm und drängte ihn immer näher an den Rand des kohlrabenschwarzen Abgrundes. Ulysses wehrte sich mit Tritten und Schlägen, doch die Echsenhaut des Gegners bewahrte diesen vor schlimmeren Verletzungen. Wann immer er Hiebe mit seinen Fäusten landen konnte, zuckte Ulysses vor Schmerz zurück, da die Haut an seinen Knöcheln aufplatzte.
    Ein Platschen kündigte an, dass Nimrod nun ebenfalls in den Tunnel gesprungen war. Das Licht seiner Taschenlampe zuckte orientierungslos umher, als der Butler sein Bestes tat, um seinem Herrn zur Hilfe zu eilen.
    »Aufgepasst, Sir! Ich bekomme dieses Biest schon noch zu fassen.« Zwei weitere Pistolenschüsse ertönten. Ein Schuss klang, als ob er von den knöchernen Wirbeln auf dem Rücken der Echse abprallen würde. Der andere traf ins Schwarze. Die Kreatur heulte auf. Fuchsteufelswild wirbelte sie herum, und brachte Ulysses dabei mit einem Stoß seiner Pranke gegen dessen Kopf ins Taumeln. Graugesprenkelte Supernovae explodierten in Ulysses Gehirn. Er torkelte zurück, griff nach allem, was seinen Fall aufhalten könnte. Seine Finger schlossen sich um etwas Kleines, Scharfkantiges und Hartes. Das Pling einer reißenden Kette war zu hören, dann spürte er das mächtige Gewicht von dem Schwanz des Monsters um seine Waden.
    Es gab schlicht keine Möglichkeit, diese Attacke abzuwehren. Seine Beine wurden unter ihm fortgezogen und seine Füße rutschten auf dem ranzigen Schlick weg, der den Boden der Abwasserpassage gänzlich bedeckte. Ulysses fühlte die Wogen, die ihn sogleich erfassten und hinab in die Leere zogen. Das flackernde Licht von Nimrods Lampe erhellte das runde Maul des Tunnels, das sich rasend schnell entfernte und nach oben fortzufliegen schien, Pistolenschüsse verhallten mit einem unendlichen Echo in dem Kanalisationsrohr.
    Er nahm nichts weiter als Luft unter sich wahr, seine Ohren waren stocktaub, allein das Getöse des Schmutzwasserfalls drang zu ihm hindurch. Dann verschlang ihn mit einem Bissen die gefräßige Dunkelheit des Abwasserkanals.
     
     

Kapitel 13
    Sein ganz persönliches Waterloo
     
    Ulysses tauchte auf und hustete sich die Lungen aus dem Leib. Der brandende Strom des Abwassers hatte ihn in dieser zweifelhaften Dunkelheit zu einem steinernen Vorsprung getrieben. Er scharrte nach einem festen Halt suchend über den Stein und versuchte, sich aus dem abscheulichen Wasser zu ziehen. Ihm hob sich der Magen und noch bevor er sich dessen überhaupt bewusst war, übergab er sich; eine natürliche Reaktion seines Körpers auf die schädlichen Abwässer, die so plötzlich sein Verdauungssystem aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. Er keuchte zitternd auf und spie immer wieder aus, um den scheußlichen Geschmack aus seinem Mund zu bekommen, dabei rebellierte sein Magen erneut.
    Schlussendlich schaffte es Ulysses, sich auf den Vorsprung zu hieven, auf dem er zuerst nichts weiter tun konnte, als mit hängendem Kopf dazusitzen, erschöpft durch dieses kräftezehrende Erlebnis und desorientiert durch seinen Sturz in die tiefsten Tunnel der Abwassersysteme. Er füllte seine Lungen mit Luft, was ihn erneut würgen ließ, war er doch unfähig, diesen ekelhaften Geruch zumindest an sich selbst loszuwerden. Diesmal jedoch konnte er nichts mehr von sich geben; sein Magen war leer. Ein dumpfer Schmerz von dem gewaltigen Schlag, den ihm der Echsenmann während ihres Handgemenges verpasst hatte, pochte noch in seinem Schädel.
    Als er so da saß, wurde er sich seines eigenen rasselnden Atems bewusst. Er strengte seine Ohren an, um noch irgendetwas anderes zu hören, suchte nach allen Arten von Geräuschen in seiner Umgebung. Hier unten in der Finsternis, durchnässt bis auf die Knochen von übelriechendem Gebräu, ohne jegliche Lichtquelle und ohne seine Pistole, fühlte sich Ulysses plötzlich verletzlich und angreifbar.
    Durch die Abwasserrohre konnte er das immerzu präsente Gurgeln des stetigen Stroms hören. Ebenso ein langsames Tropfen, wo sich die Feuchtigkeit an der Decke sammelte und heruntertropfte, sowie das helltönende Pling , wenn die Tropfen in den Pfützen landeten, die sich in dem unebenen Stein der Vorsprünge sammelten. Und dann war da noch vereinzelt das gehetzte