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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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sein! Oder war er ihm auf den Leim gegangen? War Ben in eine Falle getappt? Eine falsche Fährte? Ein Ablenkungsmanöver?
    Ben wurde heiss und kalt zugleich.
    Was, wenn sie schon tot war?
    Der Gedanke brachte ihn aus dem Konzept. Nur eine kleine Sekunde war Ben unaufmerksam. Doch die Maschine rächte sich sofort.
    Er verbremste sich.
    Mit dieser Geschwindigkeit ein fataler Fehler.
    Die Maschine schlingerte. Die nächste Kurve lag unmittelbar vor ihm. Links Abgrund. Rechts Felswand. Er raste direkt auf den Abhang zu.
    Fallen lassen oder ausgleichen? Fallen lassen oder ausgleichen?
    Ausgleichen. Die Zeit war zu kurz, aber er musste es versuchen. Sonst war alles verloren.
    Der Abgrund näherte sich mit beängstigendem Tempo.
    Kaum mehr ein halber Meter trennte Ben vor dem tiefen Fall.
    Gleich wäre es vorbei… Doch er bekam die Maschine wieder in den Griff. In letzter Sekunde.
    Er leitete die Kurve ein. Haarscharf am Abgrund vorbei.
    Wäre ihm ein anderes Fahrzeug entgegengekommen, hätte er das Manöver nicht überlebt.
    Sein Herz pumpte in seiner Brust. Seine Hände umklammerten den Lenker fester als nötig.
    Aber er hatte keine Zeit, sich zu beruhigen.
    Er gab die Hoffnung schon beinahe auf, Emma einzuholen. Nur noch wenige Kurven, dann würde der Weg von der Strasse abzweigen und die Schotterpiste zu Miriams Balken beginnen.
    Da sah er rote Bremslichter hinter einer Biegung verschwinden.
    Ein dunkler Pickup.
    Das mussten sie sein.
    Ben drehte den Gashahn noch ein wenig mehr auf. Wahrscheinlich hatte er ihn sowieso schon gehört oder gesehen. Mit Sicherheit rechnete er mit Bens Anwesenheit. Darüber machte sich Ben keine Illusionen. Schliesslich war dieser Mann nicht dumm.
    Grausam, aber nicht dumm.
     
     

Strang 1 / Kapitel 39
     
    Er sah in den Rückspiegel. Das Bündel Mensch mit dem Jutesack über dem Kopf auf der Ladefläche rührte sich noch immer nicht.
    Gut so.
    Er kurbelte die Scheibe hinunter. Ja. Ja, da war es. Das Dröhnen eines Motorrads.
    Er hatte ihn erwartet. Zwar nicht so früh, aber das spielte eigentlich keine Rolle. Das Motorrad und sein Fahrer würden den Balken so oder so nicht erreichen.
    Er drosselte kaum das Tempo, als er den Pickup um die scharfe Kurve lenkte. Von der asphaltierten Strasse weg auf eine Schotterpiste. Der Weg war schmal und von Bäumen gesäumt, deren Äste so tief hingen, dass sie mancherorts kratzend das Dach des Pickups streiften. Ein abscheuliches Geräusch.
    Tiefe Fahrrinnen und Schlaglöcher machten die Fahrt zu einer holprigen Angelegenheit.
    Ihm war das egal.
    Erneut warf er einen Blick auf seine Beute. Sie wurde wie ein Gummiball durchgeschüttelt. Immer wieder hüpfte der Körper, um dann wieder hart auf der Ladefläche aufzuschlagen.
    Beim nächsten Loch schlug ihr Kopf gegen den Kanister, der ebenfalls auf der Ladefläche stand.
    Autsch.
    Lächelnd gab er noch etwas mehr Gas.
    Nach einigen Metern wurde der Weg so schmal, dass die seitlichen Rückspiegel des Pickups beinahe die Baumstämme streiften.
    Dort hielt er den Wagen an.
    Er liess den Motor laufen, legte den Leerlauf ein, zog die Handbremse an und öffnete die Fahrertür. Bevor er ausstieg, griff er nach einem Gegenstand auf dem Beifahrersitz.
    Eine massive Kette.
    Er verliess den Wagen. Die Fahrertür schloss er nicht.
    Auf der linken Seite trat er in den Wald.
    Er musste nicht weit gehen, bis er fand, was er suchte.
    Er legte die Kette um einen Baumstamm, über einen massiven Ast. Ungefähr auf Brusthöhe. Er verband das eine Ende der Kette vorne mit dem überschüssigen Teil. Den Rest hielt er fest, trat zurück auf den Weg und tauchte auf der anderen Seite wieder in den Wald ein. Dort wiederholte er den Vorgang. Nur schloss er die Kette nicht. Er legte sie um einen Baumstamm, über einen stützenden Ast. Dann liess er sie soweit absinken, dass sie flach auf dem Weg zu liegen kam. Es war immer noch eine ganze Menge von der Kette übrig, die er jetzt bis zu seinem Auto verlegte. Er band das lose Ende an der Anhängerkupplung fest.
    Schnell war er mit seiner Konstruktion fertig.
    Zufrieden mit seinem Werk tastete er nach Emmas Hals. Der Puls war da, aber schwach.
    Gut.
    Er lauschte. Er hörte ein Motorengeräusch. Und es näherte sich. Erstaunlich schnell, für dieses schwierige Gelände.
    Aber das war ihm nur recht.
    Je schneller, desto besser.
    Er freute sich auf das, was folgen würde. Wie ein kleines Kind, das sich über ein neues Spielzeug freute.
     
    Ben rutschte mehr, als dass er fuhr. Er wich

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