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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Vater bei mir. Er kennt seinen Sohn offenbar gut. Denn er erzählte mir, dass er sofort wusste, wo er Phil suchen musste, nachdem dieser sich wortlos aus dem Staub gemacht hatte. Er wies Phil vor meiner Nase zurecht, was Phil ganz und gar nicht geschmeckt hatte, und nahm ihn mit, noch bevor er die Anzeige unterzeichnen konnte.“
    Emma war gleichermassen verwirrt wie gerührt. Ohne darüber nachzudenken legte sie ihre Hände über Bens und drückte sie leicht. „Danke.“ Dann liess sie wieder los. „Und was war das mit diesem Stein? Warum rast du hier rein wie ein wildgewordener Stier und greifst Kevin an?“
    „Ja, Held Kevin, fang doch mal mit deiner Erklärung an. Phils Vater hätte dich gar nicht darüber aufklären müssen, was Phil sich geleistet hat, nicht wahr?“
    „Wie meinst du das?“ Argwöhnisch musterte Emma Bens Gesicht. Dieser fixierte aber Kevin.
    „Kevin?“
    „Ben, ich verstehe dich genauso wenig wie Emma.“
    „Du warst da, Kevin. Ich habe dich gesehen. Du hast oben auf dem Fels gestanden.“
    „Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Was willst du gesehen haben, Ben? Sag mir, was?“
    Die Luft im Raum wurde wieder spürbar dicker.
    Ben wies mit dem Kopf auf den Mantel, der hinter Kevin an der Garderobe hing. „Anfangs hielt ich es für eine Illusion, dann tat ich es als Tier ab. Aber Jens trug denselben, als er an die Unfallstelle kam. Nur ihr habt solche Mäntel.“
    „Das ist doch absurd! Und auch wenn ich dort gewesen wäre, was wäre so schlimm daran? Es ist mein Gebiet. Ich kann stehen und gehen, wo immer ich will.“
    „Stehen, gehen und Steine werfen?“ Ben wartete Kevins Kommentar nicht ab. „Er hat mich nicht erwischt, weil ich just in dem Augenblick aufgestanden bin. Hätte ich nicht meine Faust behandeln wollen, hätte man jetzt wohl meinen Schädel behandeln können.“
    Kevin rang nach Fassung. „Hörst du dir eigentlich selbst zu? Du unterstellst mir gerade auf einem Berg gelauert zu haben, um dich mit Steinen zu bewerfen!“
    „Und wer soll es denn dann gewesen sein, wenn Jens mit Walter unterwegs war?“
    Darauf wusste Kevin keine Antwort. Sein Ärger kühlte sich ab. „Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass Jens seit kurzem einen seiner Mäntel vermisst?"
    Unnachgiebig starrte Ben Kevin an. Nichts in seiner Miene deutete darauf hin, dass er Kevins Worten Glauben schenkte.
    "Dachte ich mir. Nun, ob du es glaubst oder nicht, es ist wahr. Wie dem auch sei, du hast unter enormem Stress gestanden, da bildet man sich manchmal Dinge ein…“
    Emma spürte Bens Anspannung deutlich. Sie musste etwas unternehmen, um die Gemüter zu beruhigen. Ihr kam keine andere Idee, als das Thema zu wechseln.
    „Ich weiss nicht, was da oben war, obwohl ich ja anwesend war. Aber was auch gewesen sein mochte, beweisen kann keiner was, oder?“ Sie sah kurz in die Runde, liess aber niemanden zu Wort kommen. „Eben. Daher schlage ich vor, wir lassen das Thema kurz ruhen und kommen auf meine Frage zurück. Kevin. Jens, so heisst dein Partner doch?“, als Kevin nickte, fuhr Emma fort, „Jens hat ziemlich deutlich gemacht, dass er kein Interesse hat, mir zu helfen. Daher die Frage an dich. Gibt es noch Akten, ja oder nein?“
    Kevin musterte Emma, als müsste er darüber nachdenken, ob sie der Wahrheit würdig war. Bens Vorwurf war vorerst vergessen.
    „Alle Fälle konnten aufgeklärt und geschlossen werden. Es gibt keinen Grund, solche Akten nach weit mehr als zehn Jahren noch aufzubewahren.“
    Emma schien den Konflikt, den Kevin austrug, zu spüren. Sie sah ihn eindringlich an. „Gibt es noch welche, ja oder nein?“
    Kevins Blick wanderte von Ben zu Emma und zurück. Dann atmete er schwer ein. Mit einem Ruck stiess er sich von der Theke weg und ging geradewegs auf den Kleiderständer zu. Er streckte die Hand nach dem Mantel aus. Dann hielt er inne. Er zog die Hand langsam zurück, griff nur in die Manteltasche und zog einen Schlüsselbund hervor. Kevin ging zurück zur Theke, hob sie an und gesellte sich zu den anderen in den Warteraum.
    Den Mantel liess er hängen, wo er war.
    Mit einem Handzeichen wies er Emma und Ben an, ihm zu folgen. Er öffnete die Tür und trat ins Freie.
    Kevin ging Emma und Ben voraus über den Parkplatz. „Das mit der Felslawine tut mir übrigens leid. Ich bin heilfroh, ist euch nichts passiert.“
    Ben und Emma wechselten einen fragenden Blick. Als von ihnen keine Reaktion kam, blieb Kevin stehen und drehte sich zu ihnen um.
    „Ben, du hast die

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