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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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auf euch auf.“
    „Gute Idee, Antonius.“ Ernst erhob sich ebenfalls. „Martin, du gehst in den Schopf und holst die Petroleumlampen. Gregor, du holst die Wolldecke aus dem Wohnzimmer und eine kleine Kanne Milch. Silina braucht vielleicht eine kleine Stärkung.“
    Gesagt, getan. Wenige Minuten später trafen sich die Männer vor dem Haus.
    Ruth war nicht wohl beim Gedanken, dass sie bei Nacht unterwegs sein würden. „Seid bitte vorsichtig. Der Nebel, die Tiere, die Felsen…“
    Beruhigend legte Ernst den Arm um seine Frau. „…genau. Wie könnten wir Silina dem allem überlassen? Gerade sie, die noch weniger Ahnung hat als ein Schaf? Wir passen auf uns auf, das weisst du.“
    Er küsste sie zum Abschied und drehte sich dann um. „Kommt, Jungs.“
    Wie Ruth bereits am Nachmittag, gingen die drei zum Kuhstall. Von dort gingen sie den ersten Teil des Weges gemeinsam.
    „Wir sollten uns trennen.“
    Gregor sah seinen Bruder an, als hätte er den Verstand verloren. „Und wenn einem von uns etwas geschieht? Dann müssen wir den auch noch suchen. Das ist zu gefährlich.“
    „Aber Mama hat doch heute hier alles schon alleine abgewandert. Ohne Erfolg. Wenn wir uns trennen, erhöhen sich unsere Chancen sie zu finden.“
    Gregor nickte. „Papa? Was denkst du?“
    Ernst starrte eine Weile schweigend ins Leere. Dann hob er den Kopf und betrachtete die Gesichter seiner Söhne. „Ihr seid fantastische Jungs, wisst ihr das? Solch ein Theater hatte ich mit euch nie. Gnade ihr Gott, wenn dieses kleine Ding mit ihrer Aktion dafür sorgt, dass einem von uns etwas zustösst!“
    Martin und Gregor tauschten einen kurzen Blick. Wie aus einem Munde antworteten sie: „Also dann, auf geht‘s.“
    Während Martin die Idee gehabt hatte, feilte Gregor den Plan weiter aus. „Gut. Papa, du gehst weiter geradeaus. Am Wald angekommen schlage ich vor, du folgst dem Trampelpfad, der am Waldrand entlang führt, und zwar folgst du ihm nach rechts. Du machst die grosse Route hinter unseren Indianerhöhlen von früher durch und zurück zum Haus. Ich gehe links, den Hügel hinunter, sicher bis zur Brücke, dort werde ich dann die Richtung wechseln und ebenfalls zum Wald gehen, dann in den Wald hinein und den Trampelpfad von der linken Seite her verfolgen. Martin, du gehst nach rechts bis zu unseren Indianerhöhlen. Die suchst du ab, dann gehst du die kleine Route vorne durch und zurück zum Haus. Alles klar?“
    Alle nickten.
    „In spätestens vier Stunden sollten wir alle beim Haus zurück sein.“
    Ein Blick an den Nachthimmel und alle wussten Bescheid. Zwar war der Himmel bedeckt, doch hie und da schimmerte der Mond hervor. Das musste genügen, um ungefähr abzuschätzen, wann die vier Stunden um waren.
    Weiterer Erklärungen bedurfte es nicht. Die Männer trennten sich in die angewiesenen Richtungen. Bis sie sich aus den Augen verloren, dauerte es seine Zeit. Doch dann waren alle auf sich allein gestellt.
    Martin und Gregor waren früher oft in der Nacht heimlich zu ihren Indianerhöhlen aufgebrochen. Martin kannte daher jeden Stein und jede Wölbung dieses Gebiets. Die Höhlen waren nicht wirkliche Höhlen. Es waren eher Nischen in den Felsen und Mulden unter überhängendem Gestein. Sie lagen erhöht und waren halbkreisförmig angeordnet. In ihrer Freizeit hatten die Jungs so manches Material an diesen Ort geschleppt. So gab es nun auch waschechte Höhlenmalereien und eine grosse Feuerstelle, an der so manche Wurst gegrillt worden war.
    Martin kam diesem Ort seiner Kindheit immer näher, ohne eine Spur von Silina zu entdecken. Er hoffte inständig, die anderen hätten mehr Glück.
    Ernst näherte sich dem Wald. Mit den Geräuschen der Nacht war er vertraut. Es machte ihm nichts aus, alleine hier zu sein. Sonst hätte er diesen Ort nicht als Heim wählen dürfen. Aber es beunruhigte ihn, dass er keine Anzeichen entdecken konnte, die davon zeugten, dass kürzlich ein anderer Mensch diesen Weg gegangen war. Am Vortag hatte es noch geregnet. Trotz des heutigen Sonnenscheins war der Boden an manchen Stellen noch immer feucht. Dort mussten sich doch Fussabdrücke finden. Es konnte doch nicht sein, dass Silina jeder matschigen Stelle so penibel ausgewichen war.
    Es sei denn, sie war nicht hier gewesen.
    Ernst musste einfach glauben, dass seine Söhne mehr Erfolg hatten.
    Gregor wanderte durch die Dunkelheit. Seine Lampe bewegte er immer im Halbkreis um sich herum, um ja nichts zu verpassen. Eigentlich machten ihm die nächtlichen

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