Unscheinbar
mich nur, dass sie so offen damit umgeht, gerade jetzt, da er wieder da ist.“
„Wer? Ben?“
„Klar, wer sonst?“
Emma half Kevin die letzte Kiste zu verstauen. Er schloss den Kofferraum mit einem kräftigen Ruck.
„So. Das war alles. Danke für deine Hilfe. Soll ich dich im Gegenzug irgendwohin mitnehmen? Soweit ich weiss, bis du ja alle deine fahrbaren Untersätze losgeworden.“ Er grinste.
„Ja, haha. Urkomisch. Weisst du was? Ich helfe dir noch beim Ausladen. Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun.“
„Bist du sicher? Alice wird zuhause sein. Sie kann mir auch helfen. Oder brauchst du einen Vorwand um Ben zu besuchen? Euer letzter Abschied war ja nicht besonders herzerwärmend.“
Emma klappte den Mund auf und schloss ihn wieder.
Liss.
„Sieh mich nicht so an. Ich find‘s trotzdem nett, dass du dir die Mühe gemacht hast, dich bei mir zurückzumelden. Liss hat mich allerdings angerufen und bestens informiert.“
„Sie hat sich über mein Verhalten beschwert?“, fragte Emma frei heraus.
„Und sie hat mir erzählt, dass Ben und du euch gezofft habt.“
Ein richtiges kleines Plappermaul.
„Nett von ihr. Wie dem auch sei, ich würde gerne nochmal mit Alice sprechen. Da käme mir dein fahrbarer Untersatz gerade gelegen.“
Kevin setzte sich hinters Steuer. „Dann spring rein.“ Er zog die Tür zu, wartete, bis Emma sich neben ihm eingerichtet hatte und fuhr schliesslich los.
„Warum willst du nochmal zu Alice?“
„Weil es derzeit einfacher ist, mit ihr zu sprechen, als euren alten Pfarrer aufzutreiben.“
„Ah, ja, richtig. Der ist in seiner Hütte. Zum Glück bleibt er immer eine ganze Weile dort. So bekommt er womöglich gar nicht mit, dass die Strasse verschüttet ist. Er ist immer wahnsinnig vertieft in sein kleines Hobby.“
„Die Käferjagd?“
„Genau.“
"Apropos Pfarrer", Emma zögerte. Sie war sich nicht sicher, wie sie sich ausdrücken sollte. "Kann es sein, dass sich bei euch öfter Marienstatuen selbständig machen?"
Kevin machte grosse Augen. "Wovon sprichst du?"
"Naja, damals erwischte die Heilige Jungfrau das Mädchen Silina am Kopf, heute hätte mich beinahe eine erwischt, als ich unter dem Glockenturm der Kirche stand."
Kevin fixierte die Strasse. "Das tut mir leid. Es schleichen sich manchmal Kids, denen langweilig ist, in den Glockenturm. Es kam schon mehrfach vor, dass sie Gegenstände runterwarfen, als Leute in der Nähe waren. Ich dachte, ich hätte diesen Rumtreibern ihre Flausen ein für allemal ausgetrieben, aber scheinbar lag ich da falsch. Ich werde sie mir vorknöpfen, versprochen."
Rumtreiber. So war das also. Für alles eine plausible Erklärung. "Eure Rumtreiber sind wohl ziemlich leise, denn ich habe keinen Mucks gehört. Ausserdem war der Pfarrer in der Kirche. Die trauen sich auch dann da rauf?"
"Nervenkitzel."
"Aha." Emma nickte. "Und dass ausgerechnet bei mir eine Marienstatue fliegt, findest du nicht irgendwie ungewöhnlich?"
"Zufall. Die scheren sich einen Dreck darum, wer du bist und weshalb du hier bist."
Ja, die vielleicht. Und wenn die es überhaupt nicht waren?
Aber da Emma spürte, dass sie bei Kevin nicht weiterkommen würde, behielt sie diesen Gedanken für sich. Vorerst.
Alice sah Kevins Wagen schon von weitem kommen. Entsprechend stand sie bereits auf dem Vorplatz, als er vorfuhr.
„Wie ich sehe, hast du mir noch jemanden mitgebracht?“
Mit strahlendem Lächeln ging sie auf Kevin zu und umarmte ihn, sowie er aus dem Auto ausgestiegen war. Emma wurde nicht weniger herzlich begrüsst.
„Schön dich wiederzusehen, Emma. Ben hast du aber leider erneut verpasst. Er ist bei Walter. Er meinte, mein Motorrad sei in einem desaströsen Zustand. Ich sehe das etwas anders, aber er ist der Profi und wenn’s ihm Spass macht, lassen wir dem Jungen seine Freude.“
„Das gelbe Ungeheuer gehört dir?“
„Wenn du dieses schnurrende Kätzchen auf zwei Rädern meinst, dann ja.“
Emma war verblüfft.
Der Apfel fällt tatsächlich nicht weit vom Stamm.
„Wo möchtest du die Sachen hinhaben, Alice?“ Kevin hatte sich bereits daran gemacht, den Kofferraum auszuräumen.
„In die alte Waschhütte.“
Jeder schnappte sich, soviel er tragen konnte. Auf diese Weise war das Auto im Nu leer und das Material stapelte sich in der Waschhütte.
„Ich werde dann mal wieder zurück fahren. Ich habe noch Einiges zu tun und es wird schon wieder dunkel.“
Das war Emmas Stichwort. „Alice?“
Sie sah auf. „Ja?“
„Ich
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