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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Fingern tastete er sich in langsamen, weichen Bewegungen weiter vor.
    Emma entdeckte die giftigen Schwaden. Entsetzt griff sie nach Alice Arm.
    „Da!“ Mit dem anderen Finger deutete Emma auf den Saum des Vorhangs.
    Alice erstarrte. „Nein! Die Werkstatt!“ Kopflos stürzte sie auf den Vorhang zu. Emma bekam sie gerade noch zu fassen, bevor Alice den Vorhang zurückziehen konnte.
    „Alice, du weisst nicht, was dich dahinter erwartet! Spürst du die Wärme?“
    Benommen wich Alice einen Schritt zurück. Nein, sie hatte die zunehmende Wärme nicht gespürt, die der andere Raum auf einmal abstrahlte.
    „Was ist alles in dem Raum?“
    „Bens Fahrzeugwerkstatt.“
    „Ist die noch einsatzbereit?“ Emma ahnte Schlimmes.
    „Er hat heute noch darin gearbeitet.“
    „Alice? Wir müssen hier raus. Sofort.“
    Alice wirkte hin und her gerissen.
    „Alice? Alice! Jetzt komm! Sofort! Da drin hat es etliches Material das explodieren kann!“
    Alice gab ihren Widerstand auf und liess sich von Emma fortziehen.
    Eine erste Explosion erfolgte, als die Frauen gerade den Ausgang erreichten. Es war nur eine kleine Detonation. Aber sie wurde als das verstanden, was sie war. Eine letzte Warnung.
    Alice und Emma blieben stehen und schauten zurück. Dann sahen sie sich an und rannten los.
    Das wild lodernde, rot-gelbe Feuer in der ruhigen, schwarzblauen Nacht ergab ein bizarres Bild.
    Die Werkstatt wurde durch die tanzenden Flammen hell erleuchtet. Erste Scheiben zerbrachen. Der Vorhang fiel dem gelben Hunger zum Opfer.
    Dann ein Knall.
    Dinge flogen durch die Luft. Glas splitterte. Holz barst.
    Die beiden Frauen zogen im Reflex den Kopf ein. In gebeugter Haltung eilten sie schutzsuchend hinter die nächstbeste Anhäufung von Gegenständen.
    Ausser Atem lehnten sie sich an eine alte Apfelpresse. Daneben entdeckte Emma einen Wäschezuber aus Metall und einige aufgestapelte Holzharassen.
    Alice wagte als erste einen Blick zurück. Vorsichtig äugte sie um die Apfelpresse herum.
    Die Hütte brannte lichterloh.
    Niedergeschlagen zog sie den Kopf wieder zurück und liess ihn in den Nacken sinken.
    „Wofür genau haben wir eigentlich aufgeräumt?“
    Emma schnaubte. „Ist die Hütte verloren?“
    „So kann man es sagen. Aber wenigstens kann sie nicht noch mehr in Mitleidenschaft ziehen.“
    „Keine brennbaren Gegenstände in der Nähe?“
    „Nur der alte Hasenstall. Den wollte ich aber sowieso loswerden.“
    „Problem gelöst.“ Grinsend sah Emma zu Alice, die bereitwillig zurücklächelte.
    „Da kommt die Kavallerie.“
    Emma folgte Alices Blick. Tatsächlich, wie aus dem Nichts tauchten blau blinkende Lichter auf dem Weg zum Haus auf. Sirenen zerrissen die Stille der Nacht. Sie waren noch ein ganzes Stück weit weg, aber nahe genug, dass sich Emmas nervöse Unruhe langsam legte.
     
    Emma sah die Maschine nicht. Sie hörte sie nur. Ein heulender Motor, knirschender Kies. Der Motor verstummte. Dann kamen die Rufe.
    „Mama? Mutter! Wo steckst du!“
    Mit der Panik in Bens Stimme beruhigte sich Emmas Puls vollends.
    Paradox.
    Alice rappelte sich langsam auf. Sie wirkte erschöpft und müde.
    Kein Wunder.
    „Wir sind hier!“ Sie machte einige Schritte auf das Haupthaus zu, in dem in erstaunlichem Tempo in einem Raum nach dem anderen das Licht anging. Bis sich schliesslich das Licht auf der Veranda entzündete. Gleich darauf trat eine grosse, dunkel gekleidete Gestalt ins Licht.
    Ben verschaffte sich einen schnellen Überblick, dann rannte er die Verandatreppe hinunter.
    „Mutter?“
    „Hier, Ben. Hier sind wir.“
    Er hätte sie beinahe übersehen. Abrupt kam er vor seiner Mutter zu stehen. Emma hatte sich hinter sie gestellt. Er entdeckte sie. Das Erstaunen war ihm anzusehen. Aber das konnte warten. Er packte seine Mutter bei den Schultern.
    Es folgte ein kurzer, prüfender Blick. Was er sah, gefiel ihm nicht, aber es hätte schlimmer sein können. Sie war schmutzig, ihr Haar stand wirr vom Kopf ab, ihre Kleidung sass unordentlich. Aber sie stand. Auf ihren eigenen beiden Beinen. Und sie lächelte ihn an. Das reichte ihm. Fürs erste.
    Er zog sie fest in seine Arme.
    Indes traf Kevin zusammen mit der Löschmannschaft ein, die sofort die Arbeit aufnahm. Viel gab es aber nicht mehr zu retten. Die Hütte war verloren. Schadensbegrenzung war alles, was die Männer noch tun konnten.
     
    Einige Stunden später war alles wieder ruhig. Die letzte Glut war gelöscht. Kevin hatte seine Aussage und konnte die Beteiligten der

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