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Unscheinbar

Unscheinbar

Titel: Unscheinbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Steckdose und das Gebäude fing schliesslich Feuer. Leicht brennbares Material gab es in dem Raum zu Genüge. Das Feuer breitete sich schnell aus, traf auf die Sprühflaschen mit dem leicht entzündlichen Inhalt und schliesslich auf die Campinggasflasche, was dann zur Explosion führte.
    Alles ganz plausibel.
    Nur das leicht verkohlte Seil zwischen den verbrannten Überresten ergab keinen Sinn. Es hatte die Form einer Schlinge. Und sie endete in einem Knoten.
    Dem Henkersknoten.
     
     

Strang 1 / Kapitel 20
     
    Nach ein paar Stunden Schlaf, einer heissen Morgendusche, frischem Kaffee und warmen Brötchen, warf Emma noch einen Blick auf die Überreste der Hütte.
    Sie entdeckte die Wärmeplatte, die sie noch am Abend zuvor ins Regal geräumt hatte, einige Scherben von weissen Tellern und ein Schraubenschlüssel blitzte in der Sonne auf.
    Aber die Schlinge sah sie nicht.
    „Kommst du?“ Alice stand auf dem Treppenabsatz ihres Hauses und wartete mit dem Autoschlüssel in der Hand.
    Emma kehrte der verkohlten Erde den Rücken und schlenderte zu Alices Auto. Alice fuhr Emma zurück ins Dorf und liess sie vor ihrem Hotel aussteigen. Bevor Emma die Tür zuschlug, streckte sie den Kopf noch einmal ins Innere des Fahrzeuges.
    „Ich werde versuchen, Mara zu überreden die Sachen zu waschen. Dann bring ich sie dir wieder.“
    „Lass nur. Die bekomm ich schon wieder. Was wichtiger ist, du wolltest gestern doch eigentlich noch etwas mit mir besprechen. Was war das?“
    Emma grinste schief. „Du meinst, bevor wir uns als Poulets versuchten? Ist schon gut. War nicht so wichtig.“
    Alice lächelte zurück. „Na dann. Aber wenn du vielleicht doch noch darauf zurückkommen willst, weisst du ja, wo du mich findest.“
    „Hinter dem stinkenden schwarzen Haufen Kohle links.“
    „Rechts.“
    „Genau.“ Emma schlug die Tür zu und Alice fuhr weiter das Tal hinunter. Sie wollte in die nächste Stadt um sich bereits heute einige Dinge zu ersetzen, die dem Brand zum Opfer gefallen waren. Zum Beispiel ihre Wanderausrüstung.
    Emma sah dem wegfahrenden Auto nach. Ehe sie sich dem Hotel zuwandte, nahm sie eine Bewegung wahr.
    Die Tür zum Gasthof hatte sich geöffnet. Diesmal wunderte sich Emma nicht darüber. Im Gegenteil, sie hatte es erwartet.
    Sie drehte sich zum Eingang und erstarrte. Eigentlich hatte Emma mit Liss gerechnet und nicht mit ihrem schweigsamen Stammgast.
    Im ersten Augenblick schien er genauso erschrocken wie sie. Nur fasste er sich schneller wieder. „Unfall, Steinlawine, Erschlagen, Feuer. Noch vier. Dann sind es alle.“
    Emma sammelte sich. „Es tut mir leid, aber ich weiss nicht wovon Sie sprechen.“
    „Es kam zurück, weil es noch nicht fertig war.“ Seine Augen wurden auf einmal riesig. Er liess den Türpfosten los, an dem er sich festgehalten hatte, und stolperte einen Schritt auf Emma zu.
    Sein fauler Atem schlug ihr ins Gesicht. Angewidert hob sie schützend ihre Hände vor ihren Körper und trat einen Schritt zurück. Im letzten Moment wich er ihr aus und taumelte auf die Strasse.
    Es war knapp Mittag und der Mann war bereits sturzbetrunken. Wahnsinn.
    Emma vergewisserte sich, dass er heil auf der anderen Strassenseite ankam, dann trat sie ins Lokal.
    „Na sieh einer an, wer sich hier blicken lässt! Dachte schon, du wärst ausgezogen.“ Mara lächelte sie warm an.
    „Eigentlich würde ich mein Zimmer gerne öfter von Innen sehen, aber irgendwie ergibt es sich so selten.“
    „Erzähl mir nichts. Ich weiss keine, die dem Jungen nicht verfallen wäre. Früher oder später wollen sie ihn alle.“
    Emma brauchte einen Augenblick um zu begreifen. „Wie bitte? Oh, nein. Du sprichst von Ben?“
    Mara nickte verschwörerisch.
    Unweigerlich musste Emma lächeln. „Nein. Wirklich nicht. Obwohl Ben wesentlich reizvoller ist als euer Stammgast mit den schlechten Zähnen und dem noch schlechteren Haar.“
    „Kugel? Ich hoffe, er hat dich nicht belästigt.“
    „Hat er nicht. Wir sind ja mittlerweile sowas wie alte Kumpels.“
    „So?“
    „Jawohl. Das war schon unsere zweite Begegnung der merkwürdigen Art. Brabbelt er immer solch seltsame Dinge, wenn er Fremde sieht?“
    „Lass den Teil mit den Fremden weg und du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Gute muss in der Vergangenheit ein Erlebnis gehabt haben, das ihm nicht gut bekam. Was wirklich passiert ist, weiss man nicht so genau, aus ihm kommt nur wirres Zeug heraus. Jedenfalls steht fest, dass er seither eine Gewehrkugel im Schädel

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