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Unschuldig

Titel: Unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Vanoni
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Tiergarten, bevor er seinen Dienst antrat. Er roch stets frisch geduscht und irgendwie holzigwürzig. Paula gefiel das.
    Die Leiche mit den Würmern nahm er achselzuckend zur Kenntnis. »Du siehst echt scheiße aus, Paula. Bist du krank?«
    Paula grinste ihn schief an. »Nein, aber danke der Nachfrage.«
    »Gehen Sie doch erst mal frühstücken!«, warf Dr. Weber ein und zog die Handschuhe aus. »Lassen Sie die Kollegen mal ran. Der Transport für die Leiche ist auch schon unterwegs.«
    »Der Toten kannst du sowieso nicht mehr die Würmer aus der Nase ziehen«, scherzte Tommi, »und ich kann schon mal mit den Zeugenbefragungen anfangen.«
    »Nein, das Frühstück kann warten, ich möchte mir erst selbst ein Bild machen.«
    Tommi verdrehte die Augen zur Decke und zuckte mit den Schultern.
    »Was haben Sie vorhin über den Todeszeitpunkt gesagt?«, fragte Paula die Pathologin.
    »Die Totenstarre ist noch nicht ganz ausgeprägt. Normalerweise kühlt eine Leiche ein Grad pro Stunde ab, aber gestern Nacht hatten wir draußen Temperaturen unter null, und hier drin drehen sie nachts die Heizung runter, wurde mir gesagt. Sie könnte seit sieben oder maximal acht Stunden tot sein, kaum länger.«
    »Gibt es Spuren sexueller Gewalt?«
    »Oberflächlich gibt es keine Hinweise auf sexuelle Gewalt oder Anzeichen, dass sie sich gewehrt hat, aber dazu kann ich mehr sagen, wenn ich sie auf dem Tisch hatte.«
    »Wer hat die Tote wann gefunden?«
    »Eine Frau vom Filmteam, soweit ich weiß«, sagte Dr. Weber und packte ihren schwarzen Koffer. Ihre Arbeit hier war beendet.
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie wird wohl noch hinten in der Küche warten.«
    »Dann sehen wir uns mal die Filmleute an«, sagte Paula und besprach auf dem Weg dorthin mit Tommi die Reihenfolge der zu erledigenden Aufgaben.
     
    Mehrere Leute aus dem Filmteam standen in gedrückter Stimmung in der Küche herum und tranken schweigend Kaffee. Die meisten von ihnen trugen Headsets und weite Hosen, die am Po herunterhingen.
    Ein Wasserhahn tropfte ununterbrochen, aber es war niemand da, der ihn abstellte. Die Angestellten des Restaurants hatten frei, und die Filmer nahmen das Geräusch offensichtlich nicht wahr.
    »Guten Morgen! Ich bin Kriminalhauptkommissarin Paula Zeisberg und leite die Ermittlungen. Wer von Ihnen hat die Tote gefunden?«
    Eine junge Frau, die rauchend am offenen Fenster lehnte, hob die Hand. »Das war ich. Mein Name ist Michaela Brenner, ich bin die Requisiteurin. Ich war die Erste heute Morgen am Set, zusammen mit der Aufnahmeleiterin.« Sie war blond, schlank und auffallend blass. Auf dem Boden standen zwei schwarze Ledertaschen, die offensichtlich zu ihr gehörten.
    »Wie ist der Name der Aufnahmeleiterin?«, fragte Paula.
    Beim Sprechen blies Michaela Brenner Rauch aus, was ihren Worten etwas Entschiedenes verlieh. »Verena Köster.«
    »Gut. Ich hätte gern eine Liste mit allen Beteiligten«, sagte Paula. »Bekomme ich die von Ihnen?«
    »Es gibt drei verschiedene Listen: die Stabliste, da steht nur die Crew drauf, dann die Besetzungsliste und eine interne Liste mit den Privatnummern der Schauspieler. Welche genau wollen Sie?«
    »Bitte alle drei.«
    »Also eine Kopie aller Listen, kein Problem«, wiederholte die Requisiteurin. »Brauchen Sie auch ein Drehbuch?«
    »Ja, bitte«, sagte Paula. Mit einem kurzen Blick in die Runde fragte sie: »Können wir bitte allein reden?«
    Alle nickten, einige murmelten etwas vor sich hin, während sie im Gänsemarsch die Restaurantküche verließen.
    Paula forderte Michaela Brenner auf, Platz zu nehmen, und setzte sich selbst auf einen der frei gewordenen Stühle.
    »Wann genau haben Sie heute Morgen das Restaurant betreten? «
    »Gegen sieben.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?«
    »Ja, ich muss abends ab- und morgens aufschließen, damit die Techniker anfangen können. Und ich muss die ersten Szenen einrichten. «
    »Sie gingen nicht allein ins Restaurant?«
    »Nein. Ich war schon ziemlich spät dran. Verena kam gerade an, deswegen blieb ich an der Eingangstür stehen und wartete auf sie. Wir sind dann zusammen rein. Sie ging ein paar Schritte voraus und dachte laut nach über die Probleme, die heute auf uns warten würden, das macht sie immer so. Ich notiere dann die Stichworte später. Aber plötzlich schrie sie auf.«
    »Wo waren Sie da genau?«
    »Zwei Schritte hinter ihr.«
    »Wie weit war Frau Köster von der Leiche entfernt, als sie sie bemerkte?«
    »Vielleicht vier oder fünf Meter.«
    »Und was

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