Unschuldig!
erwartet hatte. Aber wieder einmal erwies sich Detective Hammond als wahrer Verhörspezialist. Julia und Steve durften das Verhör im Nebenraum mit verfolgen, während Hammond sein gesamtes Repertoire auffuhr, indem er mal mitfühlend war, um im nächsten Moment fordernd und schneidend zu sein.
Es dauerte aber eine Stunde und erforderte das Versprechen von Hammond, dem Einwanderer Immunität zu garantieren und ihn nicht ausweisen zu lassen, bis Eanu endlich aufgab.
In dem Raum, von dem aus sie durch die Glasscheibe sehen konnten, die im Verhörraum wie ein Spiegel aussah, hörten Julia und Steve zu, wie Eanu Hammond gestand, dass er auf Anweisung seines Chefs Bens Wagen von McDermotts Grundstück, wo er im Zypressenhain versteckt worden war, zum Santa Barbara College gefahren hatte. Außerdem hatte er die Anweisung seines Chefs befolgt, alle Fingerabdrücke am Fahrzeug abzuwischen.
“Wer hätte das gedacht”, murmelte Steve. “Ich habe mich doch geirrt. McDermott hat Ben nicht versteckt, der Bastard hat ihn umgebracht.”
Auf die Frage “Wissen Sie, wo Ben Rosenthal ist?” schüttelte Eanu nur den Kopf, doch sein besorgter Gesichtsausdruck verriet, dass er auch das Schlimmste befürchtete.
Nach weiterem guten Zureden gab Eanu auch zu, dass Aaron Briggs und McDermott seit langem Freunde waren und der Verleger oft zu Gast im Haus bei Point Cobra war. Manchmal kam er alleine, manchmal in Begleitung anderer Männer.
“Was haben Sie denn mit Aaron Briggs besprochen?” fragte Hammond.
“Ich habe mir Sorgen um Ben gemacht”, antwortete Eanu. “Als ich von Santa Barbara zurückgekommen bin, habe ich Mr. Briggs im Hotel angerufen und ihn gebeten, sich mit mir im Larkin Park zu treffen. Ich hatte gehofft, er könnte mit Mr. McDermott sprechen, um herauszufinden, was mit Ben passiert war.”
“Warum haben Sie sich Sorgen gemacht? Glauben Sie nicht, dass Ben in Italien ist?”
Eanu senkte den Blick, als würde es ihm wehtun, die Worte seines Arbeitgebers anzuzweifeln. “Nein”, flüsterte er.
Hammond bewegte seinen Kopf einige Male hin und her. “Erzählen Sie mir von den anderen”, sagte er. “Wer sind sie?”
Die drei Männer, die Eanu dann nannte, gehörten zu den wohlhabendsten und prominentesten Bürgern des Landes. Nachdem er die drei Namen ausgesprochen hatte, drehte sich Hammond zu dem Polizisten um, der an der Tür stand, und schnippte mit den Fingern.
“Gardner, ich möchte, dass Sie und Brown nach Point Cobra fahren und Ian McDermott festnehmen. Nehmen Sie Verstärkung mit und seien Sie vorsichtig. Der Mann ist bewaffnet und ziemlich gefährlich.”
“Jawohl, Sir.”
Vom Vorzimmer aus, in das er mit Julia zurückgekehrt war, sah Steve zu, wie Gardner und vier andere Beamte sich in aller Eile auf den Weg machten. Jetzt ist es also so weit, dachte er, während auf seiner Brust eine solche Last lag, dass es schmerzte, durchzuatmen. Das war der Augenblick, auf den er gewartet hatte, der Augenblick, den er sich Hunderte Male vorgestellt hatte, seit Sheila gestorben war.
Und jetzt, da der Augenblick endlich gekommen waren, verspürte er nichts anderes als tiefste Befriedigung. Das Verlangen zu töten, das ihn so viele Jahre lang begleitet hatte, war verschwunden. Jetzt wollte er nur noch, dass McDermott und seine unangenehme kleine Gruppe vor Gericht gestellt wurden.
Eine Geschworenenjury würde den Rest erledigen.
Hammond kam aus dem Verhörzimmer und sah genauso zerknittert und müde aus wie vor einer Stunde. “Sie wissen doch, wer Spencer Flynn ist?” fragte Steve.
Der Detective nickte. “Der Chef des Sicherheitsunternehmens, das im nächsten Monat Patrick O'Donnell während seines Besuchs in Chicago beschützen soll.”
Julia sah die beiden Männer an. “Wer ist Patrick O'Donnell?”
“Der Führer der Ulster Unionist Party”, erklärte Steve. “Er ist dafür verantwortlich, dass sich Großbritannien und Nordirland an den Verhandlungstisch gesetzt haben.
Gleic Éire
hasst ihn aus tiefstem Herzen. Seit er seine Friedensvereinbarung vorgelegt hat, ist auf ihn ein Kopfgeld ausgesetzt, aber er wird so gut beschützt, dass es noch niemand geschafft hat, nahe genug an ihn heranzukommen.”
“Und wie hat Spencer Flynn es geschafft, dass er ihn beschützen darf?”
Hammond lachte kurz auf. “Ganz leicht. Flynn International ist einer der besten Wachdienste. In den letzten zwanzig Jahren hat das Unternehmen Staatschefs aus allen nur denkbaren Ländern geschützt, und es hat nie
Weitere Kostenlose Bücher