Unschuldig!
Fakten. Fakt Nummer eins, und darüber komme ich am schwierigsten hinweg: Du hast mich angelogen.”
“Ich wollte es sagen, wenn ich dazu bereit war.”
“Fakt Nummer zwei: Du hast mich benutzt. Du hast meine Gefühle für dich ausgenutzt und mir Informationen entlockt. Und ich war so dumm und habe es nicht gemerkt.”
“Ich wollte dich vor einer Mordanklage bewahren.”
“Fakt Nummer drei”, fuhr sie unbeirrt fort. “Du hast mich verdächtigt, ich hätte meinen Exmann umgebracht.” Ihr Tonfall wurde sarkastisch. “Hast du vielleicht auch noch geglaubt, ich wäre die Anführerin von
Gleic Éire?
Das wäre doch gar keine so lächerliche Vermutung, nicht wahr, Steve? Bestimmt nicht, wenn du mich sowieso schon für eine Mörderin gehalten hast.”
“Ich habe dich nie für eine Mörderin gehalten. Ja, ich war anfangs auch ein wenig misstrauisch, und ich schätze, dass ich damit keine Spur besser bin als jeder andere in der Stadt. Bloß hätten die es besser wissen müssen, weil sie dich kannten. Ich kannte dich nicht.”
Julia war mit einem Mal todmüde und trat einen Schritt zurück. “Ich werde mich nicht von deinen Lügen umstimmen lassen”, sagte sie. “Und auch nicht verzaubern. Nie wieder.” Sie holte tief Luft. “Ich möchte, dass du deine Sachen nimmst und verschwindest.”
“Julia, hör mir zu.” Er packte sie wieder an den Schultern und hielt sie fest. “Es tut mir Leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe. Ich wusste nicht, wie ich es machen sollte. Und du hast Recht, das ist keine Entschuldigung. Ich wollte dich nicht täuschen, Darling. Ich habe nichts gesagt, weil Sheila Teil meiner Vergangenheit war. So wie die Tatsache, dass Paul dich geschlagen hatte, Teil deiner Vergangenheit war.”
“Ich habe dir alles darüber erzählt, ich habe mich dir offenbart!”
“Weil die Zeit dafür gekommen war.” Er rüttelte sie sanft, damit sie ihm in die Augen sah. “Wie viele Menschen wissen, was Paul dir angetan hat? Wie vielen hast du es erzählt? Und ich meine damit nicht den Arzt, den du in Santa Cruz aufgesucht hast.”
Stur blickte sie zur Seite.
Wieder rüttelte er sie. “Wie viele?”
Sie seufzte. “Meine Mutter”, antwortete sie widerwillig. “Du, und mittlerweile Charles.”
“Nicht Penny? Oder Frank?”
Sie schüttelte den Kopf und weigerte sich, ihm in die Augen zu sehen.
“Und warum nicht?” bohrte er nach.
Sie sagte nichts.
“Dann sage ich dir, warum”, fuhr er ruhig fort. “Weil diese Phase in deinem Leben so schmerzhaft und so persönlich war, dass du nicht darüber reden konntest, nicht mal mit deinen beiden engsten Freunden. Habe ich Recht?”
“Lass mich los”, war das Einzige, was sie erwidern konnte.
“Du weißt, dass ich Recht habe, Julia. Warum ist es dann für dich so schwer zu verstehen, dass es mir genauso gehen könnte?”
“Weil mein Schweigen über das, was Paul getan hat, niemanden wehgetan hat. Aber dass du nichts von Sheila gesagt hast, hat mir wehgetan.”
Seine rechte Hand ließ ihre Schulter los und legte sich auf ihre Wange. “Es tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe. Das habe ich nicht gewollt.” Als das Schweigen zu unerträglich wurde, sagte er. “Ich liebe dich, Julia. Gib mir nur die Chance, es dir zu beweisen.”
Seine Worte hatten die Wirkung einer eiskalten Dusche. Sie zog sich zurück. “Das hat Paul auch immer gesagt”, flüsterte sie. “Ich habe den Fehler gemacht, ihm zu glauben. Aber ich werde diesen Fehler nicht wiederholen.”
“Verdammt, Julia, ich bin nicht Paul!” brüllte er. “Geht dir das nicht in den Kopf?”
“Du hast deine Chance gehabt”, sagte sie, ging zur Tür und öffnete sie. “Du hast es vermasselt.” Mit einer Hand auf dem Türgriff drehte sie sich um. “Ich fahre jetzt zu Penny. Wenn ich wiederkomme, möchte ich, dass du verschwunden bist.”
Dann ging sie, ohne sich noch einmal umzusehen.
“Ich bin das Gesetz! Du bist verhaftet!”
Beim Klang der tiefen, befehlenden Stimme ließ Coop fast seine Kaffeetasse fallen. “Was zum Teufel …”, begann er und wirbelte herum.
Andrew warf den Kopf nach hinten und lachte lauthals, während er mit dem Finger auf seinen dreißig Zentimeter großen Spielzeugroboter zeigte. “Das war der Mächtige Zokor, Grandpa. Der hat dich aber erschreckt, was?”
Coop streckte sich. “Nichts kann einen Green Beret erschrecken, Junge. Wir sind viel zu hart.”
Mit der Kaffeetasse in der Hand ging Coop zum Spieltisch, wo Zokor stand und
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