Unschuldig!
hatte ich auch gerechnet und genau das ausgenutzt.” Er betrachtete weiter das Bild seiner Tochter. “Er hat sie mehr geliebt, als ich es jemals getan habe”, murmelte er.
Und er liebt sie immer noch, dachte Julia, die sich elend fühlte. Sonst hätte er mir die Wahrheit gesagt. Ihr Blick verschwamm, als ihr Tränen in die Augen schossen.
Schließlich wandte sich Charles von Sheilas Bild ab und drehte sich um. “Was hat dieser Mann an sich, dass sich gleich zwei Bradshaw-Frauen so hoffnungslos in ihn verlieben?”
Julia bemerkte mit einem spürbaren Ruck, der ihren Körper durchfuhr, dass er sie zum ersten Mal als eine Bradshaw bezeichnet hatte.
Ihm musste das auch aufgefallen sein, da sein Blick plötzlich milder wurde. “Vielleicht”, sagte er sanft, “kannst du mit ihm reden und versuchen, diese Sache aus der Welt zu schaffen …”
“Oh, ich werde zu Hause sofort mit ihm reden, Charles. Das kannst du mir glauben.”
Sie freute sich nicht darauf, nach Hause zu kommen. Sie war nicht mal sicher, was sie Steve sagen sollte oder wie er reagieren würde. Würde er die Wahrheit sagen? Oder würde er lügen? Er wird bestimmt lügen, dachte sie. Für manche Menschen war eine Lüge immer die einfachste Lösung.
Und Steve war so gut darin.
33. KAPITEL
A ls jemand wütend gegen seine Zimmertür hämmerte, stand Steve vom Schreibtisch auf und öffnete. Mit zornigem Blick stürmte Julia an ihm vorbei.
“Wann wolltest du es mir sagen?”
Er musste nicht fragen, wovon sie sprach. Ein Blick in ihr Gesicht genügte, um zu wissen, dass sie die Wahrheit erfahren hatte. “Wie hast du davon gehört?”
“Macht das etwas aus?”
“Nein, aber ich hätte es dir lieber selbst gesagt.”
Sie schnaubte verächtlich. “Und warum hast du's nicht gemacht?”
“Ich war noch nicht bereit”, sagte er ausweichend.
“Also hast du gelogen.” Sie stellte sich vor ihn und ließ ihn ihre ganze Wut spüren. “Du hast mich glauben lassen, dass du nur nach Monterey gekommen bist, um den Mord an meinem Exmann zu untersuchen …”
“Das ist wahr.”
“Ach, hör doch auf. Ich bin nicht dumm. Vielleicht ein wenig leichtgläubig, wie du vor nicht allzu langer Zeit selbst gesagt hast, aber nicht dumm. Du bist aus einem einzigen Grund hergekommen. Du wolltest nach den Männern suchen, die Sheila getötet hatten. Du wolltest dich an McDermott und seinen Fanatikern rächen.” Sie war nahezu außer Atem, schaffte es aber noch, eine letzte Bemerkung auf ihn abzufeuern. “Und du hast mich dafür benutzt.”
Hinter ihrem Zorn erkannte er den Schmerz, und es tat ihm weh, sie seinetwegen so leiden zu sehen. In der Hoffnung, sie wenigstens lange genug zu besänftigen, um ihr alles zu erklären, wollte er sie berühren. Doch als sie seine Fingerspitzen auf ihrem Arm spürte, zuckte sie zurück, als hätte sie sich verbrannt.
“Fass mich nicht an!”
Er zog seine Hand zurück. “Ich wollte dir nie wehtun, Julia.” Plötzlich wurde er von der Angst erfüllt, sie zu verlieren.
“Ach ja?” Sie hob trotzig das Kinn. “Hast du dich darum nachts unbewaffnet auf McDermotts Grundstück geschlichen, obwohl du verdammt genau gewusst hast, dass er dich hätte erschießen können? Hast du auch nur einen Moment lang daran gedacht, was es für mich bedeutet hätte, dich zu verlieren?” Ihre grünen Augen, die eben noch wutentbrannt gefunkelt hatten, wurden mit einem Mal eiskalt. “Hat dich das überhaupt interessiert?”
Er sagte nichts. “Du musst nicht antworten, weißt du? Und weißt du auch, warum?” Sie kam auf ihn zu und blieb nur Zentimeter von ihm entfernt stehen. “Weil dich in dem Moment außer Sheila überhaupt nichts interessiert hat.”
“Sheila ist tot.”
“Nein, ist sie nicht. Das hast du in der Nacht bewiesen, als du dein Leben aufs Spiel gesetzt hast, um ihren Tod zu rächen.”
“Ich wollte, dass ein Mörder seine gerechte Strafe bekommt.”
“Du wollest, dass
Sheilas
Mörder seine gerechte Strafe bekommt.”
“Hör auf, mir Sheila vorzuhalten!” Als Julia sich abwandte, packte er sie an den Schultern und riss sich zu sich herum. “Du bist die Frau, die ich liebe, verdammt!” Dann erklärte er mit gesenkter Stimme: “Nur du. Wenn du mir nichts anderes glaubst, dann glaub mir das.”
Sie wand sich aus seinem Griff. “Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, an Märchen zu glauben.” Die Verbitterung in ihren Worten versetzte seinem Herzen einen erneuten Stich. “Heute glaube ich nur noch an
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