Unschuldig!
seine Augen vor Freude zu strahlen. “Glauben Sie mir, Süße. Ihr Superman ist ein gewaltiger Lügner.”
Er fing lauthals an zu lachen, als wäre seine Bemerkung unglaublich witzig gewesen. “Er hat Ihnen auch nicht erzählt, dass er seit sieben Jahren nicht mehr für die
Sun
arbeitet und dass er nur aus einem einzigen Grund bereit gewesen ist, nach Monterey zurückzukommen. Um nämlich die Männer zu fassen, die seine geliebte Sheila umgebracht haben.”
“Sie lügen.” Diesmal konnte Julia aber keine Überzeugung in ihre Worte legen, als sie sie aussprach. Sie konnte nicht wahrhaben, was ihr Kendricks offenbarte.
“Er hat Sie benutzt, Julia”, sagte Kendricks. Seine Augen leuchteten gehässig. “Es hat ihn überhaupt nicht interessiert, ob Sie schuldig sind oder nicht. Er wollte nur den Tod der Frau rächen, die er geliebt hatte. Und des Kindes, das er mit ihr verloren hatte. Darum ist er nach Monterey gekommen. Und darum hat er sich bei Ihnen einquartiert. Damit er in Ihrer Nähe sein und Sie aushorchen konnte – über Paul, über Eli Seavers, über jeden, der ihn zu Sheilas Mörder führen würde.”
Er gackerte wieder und schien mit sich zufrieden zu sein. “Aber vertrauen Sie nicht
mir.
Unterhalten Sie sich mit dem großartigen Charles. Er wird Ihnen alles erzählen, vor allem, wenn er hört, dass Sie's mit dem Kerl treiben.”
Die Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht, was exakt das war, was Kendricks auch in seinem betrunkenen Zustand hatte erreichen wollen.
“Tja, ich schätze, ich habe für heute meine gute Tat getan.” Kendricks richtete sich auf. “Ich werde jetzt wohl feiern gehen. Sie rufen mich an, wenn Sie Ihre Meinung über unser Buch ändern, ja? Dieses neue romantische Kapitel in Ihrem Leben wird bestimmt noch eine weitere Million wert sein.”
Mit der übertriebenen Langsamkeit eines Betrunkenen ging der Reporter fort.
Langsam schloss Julia die Tür und lehnte sich mit der Stirn gegen das Holz. Er hatte gelogen. Aber wenn nicht, dann hatte ein anderer gelogen. Sie bewegte sich nicht, bis sie hörte, dass Kendricks in seinen Wagen gestiegen und abgefahren war. Dann unterdrückte sie ihre Tränen, ging in die Küche und holte ihren Schlüsselbund aus dem Schreibtisch.
Es gab nur einen Mann, der Gewissheit bringen konnte.
Mit bleicherem Gesicht als üblich sah Charles Julia an und hörte zu, während sie Wort für Wort erzählte, was Ron Kendricks gesagt hatte.
Als sie fertig war, lehnte er seinen Kopf an das dunkelbraune Leder und schloss die Augen.
Julias Magen begann verrückt zu spielen. Charles hätte wütend sein sollen, aufgebracht. Er hätte damit drohen sollen, diesen Bastard zu erwürgen, der solche albernen Gerüchte über seine tote Tochter verbreitete. Stattdessen saß er einfach nur da, den Unterkiefer vorgeschoben, während Julia fühlte, wie ihr das Herz brach.
“Charles … hast du mich gehört?”
Langsam öffnete er die Augen und sah sie an. “Liebst du Steve Reyes?” fragte er.
Die überraschende Frage irritierte sie. Einen Moment lang wollte sie ihm sagen, dass ihre Antwort bedeutungslos für ihr Anliegen war, und dass er sich aus ihren Angelegenheiten heraushalten sollte. Doch unter seinem bohrenden Blick konnte sie nur leise ergeben seufzen. “Ja.”
Das Eingeständnis überraschte sie, nicht, weil sie es endlich sich selbst gegenüber zugegeben hatte, sondern weil sie es einem Mann gesagt hatte, bei dem sie noch immer nicht sicher war, ob er wusste, was wahre Liebe eigentlich war.
“Ah.” Charles stützte seine Ellbogen auf die Armlehnen, verschränkte die Hände und ließ sein Kinn auf den beiden aufragenden Zeigefingern ruhen. “Das macht es nur komplizierter.”
Julias Magen drehte sich. “Dann stimmt es also”, sagte sie mit einem erneuten flauen Gefühl. “Alles, was ich erfahren habe.”
“Ja, es stimmt.” Er runzelte die Stirn. “Reyes hat es dir nicht gesagt?”
“Nein.” Sie drückte die Hand auf ihre Brust, als könne sie so das wilde Pochen ihres Herzens stoppen. Es half nichts, ihr Herz raste weiter. “Wie … wie lange haben sie sich gekannt?” brachte sie über die Lippen.
“Nicht lange. Drei Monate.”
“Kendricks hat gesagt, du wolltest nicht, dass irgendjemand von ihrer Beziehung erfuhr.” Der Grund dafür war für sie nicht erkennbar. “Stimmt das?”
“Ja.”
“Aber warum? Welchen Unterschied …”
“Weil ich wütend war!” Er schlug mit den Handflächen auf die Armlehnen und sprang aus seinem
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