Unschuldig!
ich gemerkt, dass sie etwas größer war. Als ich sie abspielen wollte, hat sie nicht gepasst. Spike hat einen Kassettenrecorder hier, aber da passt sie auch nicht. Ich brauche etwas in der Größe eines Diktiergeräts.”
“Meinst du, das könnte Jordans Kassette sein?”
“Es würde Sinn machen, Steve. Paul hat Andrew Zokor und die sechs Kassetten ein paar Tage vor seinem Tod geschenkt. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, eine Kopie vom Originalband zu machen und sie im Roboter zu verstecken. Das Teil war so gut wie unsichtbar.”
“Wenn das Einkaufszentrum noch geöffnet ist, sollte das mit dem Diktiergerät kein Problem sein”, sagte Steve.
Coop hörte, wie Steve ein Blatt Papier abriss.
“Erklär mir den Weg zur Hütte.”
Coop saß auf der Terrasse in Spikes altem, knarrenden Schaukelstuhl und atmete tief die kühle, frische Luft ein, während er die Sterne betrachtete. Ab und zu drang der grelle Schrei eines Luchs durch die Nacht und erinnerte ihn daran, dass die Hütte zwar nur eine Dreiviertelstunde von Monterey entfernt, aber mitten in einem Wildgebiet lag.
Instinktiv wanderte seine Hand zu seiner Hosentasche, in der er das Band versteckt hatte, nachdem Andrew eingeschlafen war. Durch den Stoff konnte er die leichte Beule fühlen. War er zu optimistisch, wenn er glaubte, dass er Jordans Kassette gefunden hatte? Oder lag er mit seiner Vermutung richtig?
Der Gedanke, dass Paul Zokor nur gekauft hatte, um belastendes Material zu verstecken, und dass er dadurch das Leben seines eigenes Sohns in Gefahr brachte, ließ Coop wünschen, er hätte den Bastard selbst umgebracht.
Ein leises Knistern, das man verursacht, wenn man auf trockenes Laub tritt, ließ ihn aufhorchen. Das konnte nicht Steve sein, dafür war es viel zu früh. Was dann? Ein Tier? So nah an der Hütte?
Mit allen Sinnen in höchster Alarmbereitschaft stand er auf und ließ den Schaukelstuhl gegen die Wand stoßen. Seine Augen spähten in die Finsternis. “Spike?” rief er. “Bist du das, Kumpel?”
Als er das Geräusch wieder hörte, erkannte er, dass es sich hinter ihm befand. Bevor er sich aber umdrehen konnte, traf ihn etwas am Hinterkopf.
Mit einem erstickten Fluch sackte Coop zu Boden.
34. KAPITEL
Z u Hause angekommen, stellte Julia fest, dass ihr Heim mit einem Mal zu groß, zu kalt und zu leise war, obwohl sie von allen Dingen umgeben war, die sie liebte.
Wider besseren Wissens ging sie in Steves Zimmer. Er hatte die Tür offen gelassen, und als sie eintrat, verursachte der vertraute Geruch seines After Shave einen Stich in ihrem Herzen.
Das Zimmer war so aufgeräumt und sauber wie an dem Tag, an dem sie es ihm gezeigt hatte. Es war so, als wäre er niemals hier gewesen.
Das Telefon auf dem Nachttisch wirkte auf sie wie ein Magnet. Wenn sie es wollte, konnte sie sehr schnell herausfinden, wo er abgeblieben war. Vermutlich war er ins Monterey Arms gezogen, jenes große und recht bequeme Motel am Stadtrand. Oder er hatte sich für eines der malerischen Gasthäuser oder Motels entlang der Cannery Row entschieden.
Wenn
sie es wollte. Aber sie wollte es nicht.
Während sie auf den Schreibtisch starrte, an dem er so oft gesessen hatte, um seine Artikel zu schreiben, kamen ihr die Worte in den Sinn, die er während ihres Streits gesagt hatte: “
Du bist die Frau, die ich liebe. Nur du. Wenn du mir nichts anderes glaubst, dann glaub mir das.”
War sie ihm gegenüber zu hart gewesen? Zu unerbittlich? Ja, sie hasste Lügen. Sie hasste sie noch mehr, wenn sie von jemandem kamen, den sie liebte. Eine Lüge war ein Verrat, so einfach war das.
Oder vielleicht doch nicht?
“Versetz dich in seine Lage.”
Das hatte Penny ihr eindringlich gesagt. Aber das hatte sie nicht tun können. Sie war zu wütend gewesen, zu sehr hatte die Gewissheit sie getroffen, dass er Sheila noch immer liebte.
Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, und verbannte die Gedanken aus ihrem Kopf, schloss die Tür und ging nach unten.
Auf dem Küchentresen wartete das Willkommensgeschenk für Andrew, ein Kirschkuchen. Die Heimkehr ihres Sohnes war das Einzige, was jetzt noch zählte.
Ihr noch immer verschwommener Blick blieb an dem kleinen gelben Regenmantel haften, der an der Hintertür hing. Sie lächelte. Gott, wie sehr hatte sie ihren Jungen vermisst, die abendlichen Machtkämpfe, wenn er ins Bett sollte, seine Zahnlücke, wenn er grinste, die Art, wie er ihr heute von der rätselhaften Kassette erzählt hatte, die ihm und Coop aufgefallen
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