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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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gegeben hätte wie sie, wären sie vielleicht immer noch verheiratet. Aber das blieben sie nicht, und natürlich gaben Sie ihr die Schuld. Sie haben sich nie gefragt, ob Paul irgendetwas getan haben könnte, das Julia zum Auszug bewogen haben könnte. Und jetzt soll sie ins Gefängnis für etwas gehen, das sie nicht verbrochen hat? Und Sie wollen ihr den Jungen abnehmen?” Sie schüttelte den Kopf. “Oh, Mr. B., das ist falsch, sehr falsch sogar.”
    “Sind Sie jetzt fertig?” fragte Charles ruhig.
    “Ja.” Sie nickte kurz. “Ich bin fertig.”
    “Also gut, dann bin ich jetzt an der Reihe. Erstens wäre Andrew bei mir besser aufgehoben. Hier hätte er geordnete Verhältnisse und die Art von Erziehung, die er verdient. Und zweitens hat Paul nichts mit Julias Auszug zu tun. Er hatte vielleicht seine Fehler, aber er war ein guter Ehemann …”
    “Er war ein mieser Ehemann”, warf Pilar ein.
    “Wie können Sie das sagen? Julia war diejenige, die ihn enttäuscht hat, als sie ihn verließ.”
    “Sie wissen nicht, warum sie gegangen ist?”
    “Natürlich weiß ich das. Sie konnte den Stress nicht aushalten, die Frau eines Politikers zu sein. Das hat sie selbst gesagt.” Er schüttelte angewidert den Kopf. “Ich weiß nicht, was in die heutigen Frauen gefahren ist. Immer machen sie ihre eigenen Dinge, sie haben keine Zeit, und sie interessieren sich nicht für die Karriere ihres Mannes. Man könnte fast meinen, dass Loyalität zum Schimpfwort geworden ist.”
    “Julia war Paul gegenüber loyal”, sagte Pilar sehr leise. “Mehr als Sie wissen. Darum hat sie nie etwas gesagt.”
    Charles senkte sein Glas. “Worüber hat sie nie etwas gesagt?”
    Pilar sah ihn misstrauisch an. “Sie wissen es wirklich nicht? Oder ist es Ihnen zu peinlich, um darüber zu sprechen?”
    “Ich habe Ihnen doch gerade …”
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. “Nicht diese fadenscheinige Geschichte vom Stress.
La verdad, señor.
Die Wahrheit.”
    “Welche Wahrheit, um Himmels willen?”
    Pilar hielt Charles' Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. “Paul hat sie geschlagen.”
    Charles hätte nicht schockierter sein können, wenn im gleichen Augenblick das Haus um ihn herum in sich zusammengefallen wäre. Er sah seine Haushälterin an und überlegte, ob die Jahre ihr zu schaffen gemacht hatten und sie senil geworden war.
    “Sehen Sie mich nicht so an”, sagte Pilar ernst. “Ich bin nicht
loca.”
    “Und wie kommen Sie dann auf etwas derart Verrücktes?”
    “Ich bin auf gar nichts gekommen. Ich habe Augen und kann sehen. Julia hat versucht, den Schmerz zu verbergen, innerlich und äußerlich.” Sie schüttelte den Kopf. “Aber mich hat sie nicht täuschen können.”
    “Sie haben sich das doch einfach nur ausgedacht!”
    “Nein, Mr. B., das habe ich nicht. Ich habe versucht, sie dazu zu bringen, dass sie mit mir darüber spricht. Sie wissen schon, von Frau zu Frau. Aber sie hat nur gelächelt und sagt, es gehe ihr gut. Sie sei nur müde. Aber jemand, der nur müde ist, verzieht nicht das Gesicht, wenn er aus einem Sessel aufsteht. Und er läuft auch nicht, als hätte er einen Stock verschluckt.”
    Charles spürte, wie sich etwas Kaltes in seiner Magengrube festsetzte. “Paul hätte nie eine Frau geschlagen”, sagte er. “Erst recht nicht seine Ehefrau.”
    “Paul war ein zorniger Mann. Ich konnte es in seinen Augen sehen und seiner Stimme hören. Sie nicht?”
    Charles setzte sich hin. “Ich glaube Ihnen kein Wort.”
    “Warum fragen Sie nicht Julia?”
    Charles schwieg. Was Pilar ihm erzählt hatte, ergab keinen Sinn. Paul hatte noch nie zu Gewalt geneigt, und er hätte nie im Leben Julia geschlagen. Dafür hatte er sie viel zu sehr geliebt.
    Aber warum fühlte er sich mit einem Mal so, als sei er um zehn Jahre gealtert? Und warum war er plötzlich von Zweifeln erfüllt?
    Er trank sein Glas aus. Vielleicht würde der Alkohol das alles verschwinden lassen.
    “Möchten Sie jetzt Ihr Mittagessen?” Pilars Stimme war wieder sanfter geworden, so wie nach jedem guten Streit.
    “Ich habe keinen Hunger.” Er reichte ihr sein leeres Glas. “Ich nehme lieber noch einen hiervon.”
    “Um ein Uhr mittags? Auf leeren Magen?” Sie gab einen missbilligenden Laut von sich. “Das glaube ich nicht.”
    “Verdammt, Pilar, wer zum Teufel ist in diesem Haus der Boss?”
    Sie machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. “Falls Sie Ihre Meinung über das Mittagessen ändern – ich bin in der

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