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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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ihr nie …”
    “Sie hat es trotzdem gewusst.” Er gestikulierte ungeduldig. “Weibliche Intuition oder so was.”
    Er war noch nie ein Mann gewesen, der lange Zeit stillstehen konnte, und ging durch den Raum und blieb hier und da stehen, um sich den Wasserspender, ein Buch oder einen antiken Kerzenständer anzusehen.
    “Sie sagte, sie hätte mehrmals versucht, mit dir darüber zu sprechen”, fuhr er mit dem Rücken zu ihr fort. “Sie hatte wohl gehofft, du würdest dich ihr anvertrauen. Aber du hast immer irgendeine Ausrede gehabt.”
    Er spürte, dass ihr Blick ihm folgte, während er durch das Zimmer ging. “Es war mein Problem”, sagte sie leise.
    Er drehte sich ruckartig um und sah sie lange an. “Du hättest zu mir kommen sollen.”
    Julia musste bitter lachen. “Ach, komm schon, Charles. Du hättest mir nie geglaubt. So wenig, wie du mir glauben wolltest, als ich dir geschworen habe, dass ich Paul nicht umgebracht habe.”
    Mit den Händen auf dem Rücken stellte er sich auf die andere Seite des Tischs. “Wann hat er angefangen, dich zu schlagen?”
    Sie zögerte, als könne sie sich nicht dazu durchringen, diesen Teil ihres Lebens mit ihm zu teilen. “Das erste Mal war an Andrews erstem Geburtstag”, sagte sie schließlich. “An dem Nachmittag, an dem du und ich uns über seine Schulausbildung gestritten hatten.”
    Charles sagte nichts, da ihm keine passende Erwiderung in den Sinn kam.
    “Paul war wütend auf mich, weil ich mich gegen dich gestellt hatte und weil ich angeblich nicht erkannte, wie glücklich ich doch sein konnte, dass du dich so sehr für Andrews Schulbildung interessierst.”
    “Ich liebe den Jungen so wie ein eigenes Kind.”
    Sie verzog keine Miene. “Das ist er aber nicht.”
    Einige Sekunden des Unbehagens verstrichen. “Paul hat dir in der Nacht wehgetan?”
    Julia sah zur Seite. “Ja, aber die Wunden verheilten, jedenfalls die körperlichen.”
    “Gab es andere … Vorfälle?”
    Sie lächelte kurz. “Ja, Charles, es gab andere Vorfälle. Sogar sehr viele.”
    “Und nie eine Entschuldigung?”
    “O doch, unzählige sogar. Immer mit dem Versprechen, er würde mich nie wieder schlagen. Ein Versprechen, das er nie gehalten hat. Nach ein paar Wochen ärgerte er sich über irgendetwas anderes, und dann begann das ganze Spiel von vorn.”
    “Was genau hat ihn geärgert?”
    “Was genau?” Sie verzog spöttisch den Mund. “Mal sehen. Da waren seine Anschuldigungen, ich würde ihn betrügen.” Als Charles eine Augenbraue hob, wurde Julia sichtlich wütend. “Das habe ich nicht gemacht. Aber ich konnte ihn davon natürlich nicht überzeugen. Wenn wir ausgingen und irgendjemand war an dem Abend etwas zu aufmerksam zu mir, dann gab er mir die Schuld. Er warf mir vor, wie ich mich angezogen hatte, wie ich ging, wie ich lächelte. Er meinte auch, ich würde nicht genug für seine Karriere tun, ich würde mich zu sehr auf Andrew konzentrieren, ihn verwöhnen und zum Muttersöhnchen machen.”
    “Und du hast darüber mit niemandem gesprochen? Hast du nie daran gedacht, eine Eheberatung aufzusuchen?”
    “Eine Eheberatung?” Sie lachte verbittert. “Paul wollte davon nichts wissen. Er hatte Angst, jemand könnte davon erfahren, und seine Karriere könnte Schaden nehmen. Nur meine Mutter weiß davon, und das auch nur, weil sie mir meine fadenscheinigen Ausreden nicht abnehmen wollte.”
    “Warum hat er dich nicht daran gehindert, ihn zu verlassen? Oder warum hat er nicht um das Sorgerecht für Andrew gekämpft?”
    Sie nahm die Gabeln wieder auf und ging weiter um den Tisch herum. “Paul und ich hatten eine Abmachung. Er würde weder gegen die Scheidung noch gegen das Sorgerecht etwas sagen, im Gegenzug würde ich mich nicht an die Presse wenden.”
    “Die Presse?” Charles verzog den Mund. “Ich bezweifele, dass sie dir geglaubt hätte, Julia.”
    “Das weiß ich. Darum habe ich am Morgen nach den letzten Schlägen mit einer Polaroid-Kamera Fotos von mir gemacht. Und ich habe einen Arzt in Santa Cruz aufgesucht.”
    So hat sie es also angestellt, dachte er, indem sie ihren Kopf gebraucht hat. Kein Wunder, dass Paul nicht um das Sorgerecht gekämpft hatte. Sie hatte ihm einen gewaltigen Schreck beschert.
    Die Hände noch immer auf dem Rücken verschränkt und den Kopf gebeugt, begann Charles vor dem Tisch in langsamen, maßvollen Schritten hin- und herzugehen. “Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich davon nichts gewusst habe?”
    “Ich habe dich nie

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