Unschuldig!
Händler gestattete es sich, ein angedeutetes Lächeln zu zeigen. “
Le plaisir est à moi.”
Wieder ganz Geschäftsmann holte er einen kleinen Block aus einer Schublade, stellte eine Quittung mit allen erforderlichen Angaben aus und gab Steve die Durchschrift. “Ich rufe Sie an, sobald ich etwas höre.” Er machte vor Julia eine Verbeugung. “Und grüßen Sie Ihre Mutter von mir, Mrs. Bradshaw.”
“Das werde ich machen. Danke, Mr. Garnier.”
“Und”, sagte Julia, nachdem sie das Geschäft verlassen hatten, “was halten Sie von ihm?”
“Ich glaube”, erwiderte Steve, “ich habe unbeabsichtigt seinen gallischen Stolz beleidigt, weshalb er jetzt Himmel und Erde in Bewegung setzen wird, um mir die Information zu beschaffen, die ich brauche.”
Julia lachte. “Unbeabsichtigt, meine Güte.”
“Wie bitte?”
Ihre Augen funkelten fröhlich. “Das haben Sie absichtlich gemacht. Sie haben gemerkt, dass er von dieser unwürdigen kleinen Aufgabe nicht gerade begeistert war, also haben Sie seine Schwachstelle gefunden und ausgenutzt.”
Auf dem Fußweg nahm Steve Julias Kinn zwischen zwei Finger und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf ihre vollen Lippen. “Und Sie, schöne junge Frau, fangen allmählich an, mich zu gut zu kennen.”
Nachdem Steve sich an den Schreibtisch vor seinem Schlafzimmerfenster gesetzt hatte, schaltete er seinen Laptop ein und begann den ersten in einer Reihe von enthüllenden Berichten für die
New York Sun
zu schreiben.
In der letzten Woche wurde die friedliche kalifornische Küstenstadt Monterey vom Mord am Ratsmitglied Paul Bradshaw erschüttert. Auch nach neun Tagen ist die Polizei, die rund um die Uhr ermittelt, dem Mörder keinen Schritt näher als in der Mordnacht.
Doch es gibt Hinweise. Einer davon ist so verwirrend wie beunruhigend und kommt in Form eines zweiten Todesfalls – eines Mannes, der vielleicht die Identität von Paul Bradshaws Mörder kannte.
Allem Anschein nach war Eli Seavers ein einfacher Mann, der ein einfaches Leben führte. Er war Professor für Wirtschaft an der UCLA, später an der American University in Beirut, ehe er sich in das ruhige, fruchtbare Tal von Salinas zurückzog, wo er siebzehn Jahre lang ein zurückgezogenes Leben führte. 1996 wurde bei ihm die Alzheimersche Krankheit diagnostiziert, und schließlich wies man ihn in ein Pflegeheim ein, wo er verstarb.
Was seinen Tod so verdächtig macht, ist die Tatsache, dass Eli Seavers nur zwei Tage, nachdem er der ehemaligen Mrs. Bradshaw in einem kurzen, einmaligen Augenblick der Klarheit gesagt hatte: 'Gleic Éire war es', starb. Damit meinte er, dass Gleic Éire Paul Bradshaw ermordet hat.
Gleic Éire ist bekanntlich eine Gruppe rücksichtsloser irischer Extremisten, die zur Gewaltanwendung entschlossen sind, um den Friedensprozess zwischen Nordirland und England zu torpedieren. Sie fordern Freiheit für Irland, ohne Kompromisse eingehen zu wollen. Sie wollen Frieden, aber sie wollen sich nicht an den Verhandlungstisch setzen. Sie wollen, dass der Rest der Welt auf ihrer Seite ist, aber sie unternehmen nichts, um das Blutvergießen zu beenden.
Warum sollte ein Mann wie Eli Seavers, der keine erkennbare Verbindung zu Gleic Éire hat, eine solche Anschuldigung aussprechen? Warum sollte er sich so aufregen, nur weil er den Namen Bradshaw hört? Und wieso hat dieser anscheinend so ruhige und passive Mann mitten in der Nacht sein Zimmer verlassen, um sich von einer Klippe zu stürzen?
War es ein Unfall? Das glaubt jedenfalls die Polizei. Und die Mitarbeiter des Heims sind ebenfalls davon überzeugt. Es heißt, dass Eli ein von Wahnvorstellungen geplagter, verwirrter und paranoider Mann war, ein Opfer seiner eigenen Ängste.
Was aber, wenn sein Tod kein Unfall war? Was, wenn seine wenigen Worte Gleic Éire hat es getan ihn selbst zu einer Gefahr hatten werden lassen? Einer Gefahr, die zum Schweigen gebracht werden musste?
Das sind die Fragen, die auf eine Antwort warten …
Ein leises Klopfen hinderte Steve daran, den Satz zu beenden. “Herein.” Er speicherte seinen Text ab, schob seinen Stuhl zurück und stand auf.
Die Tür zu seinem Zimmer wurde gerade so weit geöffnet, dass Julia ihren Kopf hindurchstecken konnte. “Komme ich ungelegen?”
“Überhaupt nicht. Um ehrlich zu sein, habe ich gerade nach einem Vorwand für eine Pause gesucht.”
“Gut, da unten ist nämlich jemand, der Sie sehen möchte.”
“Tatsächlich? Wer?”
“Frank Walsh.” Sie lächelte. “Wussten
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