Unschuldig!
nicht mehr mit, aber wir könnten inzwischen bei Nummer fünfundzwanzig angelangt sein.”
Und noch ein Stich, diesmal aber kein kleiner. “Und schon den Jackpot geknackt?”
Julia hob die Schultern. “Keine Ahnung. In letzter Minute kriege ich immer kalte Füße und sage ab.” Sie verzog das Gesicht. “Ich hasse Blind Dates. Nein, ich hasse Dates insgesamt. Punkt.”
“Das ist witzig”, sagte er grinsend. “Ich nämlich auch.” Er behielt seinen gelassenen Tonfall bei. “Vielleicht sollten wir uns mal einen Abend zusammensetzen und Horrorgeschichten austauschen?”
Julia warf ihm einen raschen, beunruhigten Blick zu. “Ist das eine Einladung zu einem Date?”
“O nein.” Er hob in gespieltem Protest die Hände. “Nichts so Geschmackloses. Nur ein Abendessen … unter Freunden. Wie wäre es mit heute Abend?”
Nervös schüttelte sie den Kopf. “Es tut mir Leid, ich …”
“Sie wählen das Lokal, irgendetwas Lässiges.” Er grinste wieder. “Irgendwo, wo man nicht bei einem Date hingeht.”
“Ehrlich, Steve. Ich wäre eine miserable Gesellschaft.”
“Das Risiko gehe ich ein. Sieben Uhr?”
Bevor sie Nein sagen konnte, klingelte das Telefon und sie ging, um das Gespräch anzunehmen.
Dankbar für diese Störung zog Steve sich leise in sein Zimmer zurück.
19. KAPITEL
C harles stand vor der Tür der “Hacienda” und überlegte zum hundertsten Mal, was er sagen sollte, wenn Julia ihm schließlich gegenüberstand.
Seine Entscheidung, herzukommen und mit seiner Exschwiegertochter zu reden, hatte er erst wenige Stunden zuvor gefällt, als er im Schlafzimmer auf und ab gegangen war, weil er nicht einschlafen konnte. So sehr er Pilars Instinkten auch traute, konnte er noch immer nicht glauben, dass Paul seine Frau geschlagen haben sollte. Er würde es so lange nicht glauben, ehe er es nicht von Julia persönlich gehört hatte.
Er straffte seine Schultern, während er klingelte.
Julia öffnete innerhalb weniger Augenblicke und stand einfach nur da und sah ihn an, während ihr Ausdruck ihren Schreck verriet.
“Hallo, Julia.”
Sie hätte allen Grund gehabt, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Stattdessen nickte sie nur knapp. “Charles.”
“Darf ich reinkommen? Bitte.” Er sprach mit gedämpfter, fast unterwürfiger Stimme.
Ohne ein Wort machte sie die Tür ganz auf. Als er eintrat, blickte er in den Salon und entdeckte den eleganten Tisch, der für zehn Personen gedeckt worden war. Er drehte sich zu ihr um. “Erwartest du Gäste?”
Sie lachte. “Wohl kaum. Ich werde aber zusammen mit meinen Schülern essen.” Als er die Stirn runzelte, fügte sie an: “Ich veranstalte Kochkurse, Charles. Der erste fängt morgen an.”
“Oh, natürlich.” Er erinnerte sich an sein Gespräch mit Luther. “Stimmt ja.”
“Du weißt davon?”
Er nickte. “Mein Anwalt hat es mir gesagt.”
Sie hob ihr Kinn. “Verstehe. Du lässt mich überwachen.”
Anstatt etwas zu erwidern, folgte er ihr in den Salon. Dabei musste er bewundern, was sie aus dem alten Gebäude gemacht hatte. Das ganze Haus strahlte förmlich, und obwohl sie umfangreiche Renovierungsarbeiten hatte durchführen lassen, war es ihr gelungen, die Schönheit und den Charakter des Bauwerks zu erhalten.
“Du hast doch nichts dagegen, dass ich weiterarbeite, während wir uns unterhalten, oder?” fragte sie über die Schulter.
“Nein.” Er sah zu, wie sie die Bestecke an jeden Platz legte, während er überlegte, wo und wie er anfangen sollte. Er war nie besonders gut gewesen, was Entschuldigungen betraf. Vor allem, wenn er sich bei jemandem entschuldigen musste, den er immer für seinen Gegner gehalten hatte.
“Möchtest du etwas trinken?” fragte Julia. “Kaffee? Limonade?”
“Warum hast du mir nichts davon gesagt?”
Irritiert sah Julia ihm in die Augen. “Gesagt? Wovon?”
“Ich weiß alles.”
Sie schüttelte langsam und perplex den Kopf. “Tut mir Leid, Charles. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon du sprichst.”
“Verdammt, muss ich es etwa aussprechen? Reicht es nicht, dass ich hier bin?”
“Charles, hör bitte auf, in Rätseln zu sprechen, und …”
“Ich weiß, dass Paul dich geschlagen hat. Zufrieden?”
Sie atmete heftig ein. Einen Moment lang verhärteten sich ihre Züge, als wollte sie es abstreiten. Als sie ihn dann aber weiter ansah, seufzte sie schließlich und legte die restlichen Gabeln auf den Tisch. “Wer hat es dir gesagt?”
“Pilar.”
“Wieso Pilar? Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher