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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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Gespräch rein, halt mich auf dem Laufenden.”
    Julia sah Steve an, als er auflegte. “Ein Waffenhändler? Dieser gebrechliche, hilflose alte Mann?” Sie schüttelte den Kopf. “Das kann ich nicht glauben.”
    “Die Unauffälligsten sind oft diejenigen, die wir am wenigsten verdächtigen. Darum sind sie auch so erfolgreich.” Steves Nerven waren auf das Äußerste gespannt, während er hin und her lief und im Geist noch einmal alles durchging, was er in Elis Haus gemacht hatte, die Stellen, an denen er so gründlich gesucht hatte, sowohl im Haus als auch im Schuppen. Siebzehn Jahre im Leben dieses Mannes waren irgendwo versteckt, und er hatte nichts gefunden.
    “Was kann ich bloß übersehen haben?” fragte er sich und überlegte, ob er stärker aus der Übung gekommen war, als er es für möglich gehalten hatte. “Ich dachte, ich hätte alles durchsucht.”
    “Hast du einen Schlüssel herumliegen sehen?” fragte Julia. “Vielleicht hatte er irgendwo ein Schließfach.”
    “Es gab ein Schließfach, aber da hat das FBI nur eine Kopie seines Testaments gefunden. Und in dem vermacht er alles, was er besitzt, seiner Nichte.”
    “Vielleicht bei einer anderen Bank? Einer, von der wir nichts wissen?”
    Steve schüttelte den Kopf. “Das haben sie auch schon überprüft. Er hatte nur eine Bank, ein Konto, keine Ersparnisse.”
    “Hatte er einen Speicher?”
    Wieder schüttelte er den Kopf. “Keinen Speicher, keinen Keller, keine Garage. Nur das kleine Haus und einen Schuppen voller Gartengeräte und Pflanzenschutzmittel.”
    “Ich weiß nicht, was ich sonst noch sagen soll”, meinte Julia mit einem enttäuschten Seufzer. “Mrs. Hathaway scheint ihn besser gekannt zu haben als sonst jemand. Was hat sie dir über ihn erzählt? Vielleicht hat sie irgendeinen Hinweis gegeben, der dir nur nicht aufgefallen ist. Was hat Eli gerne gemacht?”
    “Nicht viel. Sie sagte, er habe viel in seinem Garten gearbeitet. Der schien das Einzige zu sein, was ihm wirklich Vergnügen bereitet hat …”
    Er hielt inne und wirbelte herum. “Das ist es! Der Garten!” Er schlug auf den Küchentresen. “Warum habe ich nicht daran gedacht? Wie dumm von mir!” Er nahm Julias Gesicht in seine Hände und gab ihr einen Kuss auf den Mund. “Du bist ein Genie, danke!”
    Sie lachte. “Ich habe gar nichts gemacht.”
    Aber er war schon aus dem Zimmer geeilt.
    Diesmal rief Briggs aus Monterey an, wo er persönlich beim täglichen Pressegespräch der Polizei anwesend gewesen war. “Ich fürchte, es gibt noch mehr schlechte Nachrichten”, sagte er am Telefon zu McDermott.
    Der atmete laut aus. “Du langweilst mich allmählich, Aaron. Was ist es diesmal?”
    “Steve Reyes ist hier in der Stadt. Und er wohnt oben in der 'Hacienda'.”
    Als er den Namen des Mannes hörte, der ihm acht Jahre zuvor so hartnäckig auf den Fersen gewesen war, versteifte sich McDermott. “Du hast ihn gesehen?”
    “Ja, er war bei dem Gespräch.”
    “Er ist schon die ganze Zeit in der Stadt”, brüllte McDermott, “und das erfahre ich erst jetzt?”
    “Er ist nicht die ganze Zeit hier gewesen”, erwiderte Briggs gereizt. “Er ist vor einer Woche eingetroffen. Und ich habe das gerade eben erst erfahren.”
    Vor einer Woche. McDermott rechnete schnell nach. Das war in etwa kurz nach Julia Bradshaws Besuch im Pine-Hill-Pflegeheim. “Wenn er so spät eingetroffen ist”, sagte er zu Briggs, “dann kann das nur eines bedeuten: Er ist nicht nach Monterey gekommen, um sich mit dem Mord an Paul Bradshaw zu befassen. Er ist unseretwegen hier.”
    “So weit bin ich auch schon gekommen. Was machen wir mit ihm?”
    McDermott ließ sich zu einem Lächeln hinreißen. Steve Reyes hatte sich als exzellenter Gegner erwiesen. Er war aufgeweckt, erfinderisch und erbarmungslos, was ihm wenigstens für einen gewisse Zeit das Durchhaltevermögen eines jungen Stiers verliehen hatte.
    Als McDermott erfahren hatte, dass Reyes die Jagd aufgegeben und die
New York Sun
verlassen hatte, war er erleichtert und enttäuscht zugleich gewesen. Nicht jeden Tag begegnete er einem Mann, der es in puncto Intelligenz und Ausdauer mit ihm aufnehmen konnte. Eine Zeit lang hatte er sich versucht gefühlt, dem Reporter einen Knochen zuzuwerfen, einen winzigen Hinweis, der nur dem Zweck gedient hätte, dass er die Verfolgung nicht aufgab.
    Die anderen hatten ihn überstimmt.
    Und jetzt war Reyes wieder da. Wie aufregend. Wie unglaublich aufregend.
    “Ian”, sagte Briggs ungeduldig.

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