Unschuldig!
inspiziert hatte, nickte McDermott: “Du siehst gut aus.”
“Danke.” Ben warf seine Tasche auf den Boden, nahm in einem Sessel Platz und sah seinen Onkel mit einem gierigen Grinsen an. “Was ist denn so dringend, dass ich eine scharfe Frau allein lassen musste?” Er lehnte sich neugierig nach vorne. “Soll ich was für dich und deine Compadres stehlen? Juwelen? Ein Gemälde?” Die blauen Augen leuchteten. “Inhaberobligationen?”
“Leider nichts so Aufregendes. Ich möchte nur, dass du für mich etwas findest.”
“Was denn?”
“Eine Audiokassette.”
Ben sah ihn enttäuscht an. “Das ist alles?”
“Das ist alles.”
“Klingt langweilig.” Seine Augen verengten sich. “Augenblick mal. Das ist nicht zufällig dieses mysteriöse Band, nach dem die Polizei von Monterey immer noch vergeblich sucht? Das Band, das mit dem Tod von Ratsmitglied Bradshaw zusammenhängen könnte?”
McDermott war angenehm überrascht. Von der
Irish Voice
abgesehen, die er immer aufmerksam gelesen hatte, war Ben nie sonderlich an Nachrichten interessiert gewesen. “Woher weißt du, dass Bradshaw tot ist?”
Ben lächelte blasiert. “Ich achte immer darauf, von allem etwas zu wissen, Onkel Ian. Hast du mir das nicht selbst beigebracht?”
“Ich wusste nicht, dass du zugehört hattest.”
“Ich höre dir immer zu.” Ben streckte seine langen Beine aus, verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Jetzt war er derjenige, der die Situation unter die Lupe nahm. “Warum willst du das Band haben? Hast du den Kerl umgelegt?”
“Nein, das habe ich nicht, aber auf dem Band könnten sich Informationen über meine Partner und mich befinden, von denen ich nicht möchte, dass sie den Falschen in die Hände fallen.”
Ben grinste. “Dann bin ich euer Mann.”
“Nicht so schnell, mein Junge. Wir müssen noch ein paar Dinge klarstellen.”
Als bereite er sich auf eine Predigt vor, verschränkte Ben die Arme vor seinem breiten Brustkasten. “Okay, schieß los.”
“Falls ich dir diesen Job anvertraue, ist das keine Vergnügungsreise ins Boudoir einer deiner Geliebten. Du wirst keine Rosen zurücklassen, auch keine Gedichte, nichts Theatralisches. Ist das klar?”
Ben rollte mit den Augen, als hätte er diese Predigt schon unzählige Male gehört. “Ja, ja.”
“Nicht in diesem Ton, Junge”, herrschte McDermott ihn an. “Wenn du einen Fehler machst, könnten auf mich zweihundert Jahre Gefängnis warten.”
Sofort wurde Ben ernst. “Ich werde keinen Fehler machen, Onkel Ian.”
“Hast du irgendjemandem davon erzählt, dass du mich besuchen würdest?”
“Keiner Menschenseele.”
“Gut. Du musst irgendwo in einem Hotel wohnen, allerdings nicht in Monterey. Such dir etwas Unauffälliges. Und bezahl bar.”
“Das mache ich immer.”
McDermott betrachtete seinen Neffen schweigend für ein paar Sekunden. Auch wenn er immer noch einen großspurigen Eindruck machte, war Ben äußerst bemüht darum, ihm zu gefallen und vor allem zu beweisen, dass er vertrauenswürdig war.
Als plötzlich Eanu in der Tür stand und ein Zeichen gab, stand McDermott auf. “Wir reden beim Mittagessen weiter. Eanu hat das marokkanische Gericht zubereitet, das dir so gut schmeckt.” Mit einem Arm um die breiten Schultern des Jungen gelegt, führte McDermott ihn auf die sonnenüberflutete Terrasse.
Das köstlich duftende
Tagine
in dem kegelförmigen Tontopf wartete bereits auf ihn in der Mitte des Steintischs. Hohe Gläser mit heißem Pfefferminztee, dem traditionellen marokkanischen Getränk, sowie ein runder, dunkler Brotlaib rundeten das Mahl ab. Neben jedem Teller stand ein kleines Schälchen mit Zitronenwasser für die Finger.
Eanu servierte jedem von ihnen eine großzügige Portion
Tagine
, dann zog er sich zurück.
Ben, der es so authentisch wie möglich liebte, tauchte seine Finger in den Lammeintopf und aß mit großer Begeisterung. “Mmm, wie ich sehe, hat Eanu es noch immer drauf. Das ist köstlich.”
McDermott, der die konventionellere Art bevorzugte, nahm seine Gabel. “Das Haus, das du durchsuchen sollst, ist genau genommen ein Gasthaus.”
Mit vollem Mund fragte Ben. “Abgelegen?”
“Relativ. Die 'Hacienda' liegt am oberen Teil der Via del Rey, hinter dem Veterans Memorial Park. Ich glaube, du bist mit der Gegend vertraut.”
Ben nickte, während er kaute. “Ruhige Nachbarschaft, überwiegend Wohnhäuser.”
“Mrs. Bradshaw hat zwei direkte Nachbarn – eine ältere Frau, die
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