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Unschuldig!

Unschuldig!

Titel: Unschuldig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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“Hast du mich gehört? Was sollen wir mit Reyes machen?”
    “Nichts.” Vielleicht würde der fantasievolle Reporter nahe genug an ihn herankommen, damit er mit ihm um der alten Zeiten willen ein harmloses kleines Katz-und-Maus-Spiel treiben konnte.
    “Was soll das heißen, dass wir nichts machen? Hast du mich nicht gehört? Er wohnt in der 'Hacienda'. Wie können wir einen von Flynns Leuten nach dem Band suchen lassen, wenn Reyes dort ist?”
    Von der Haustür her waren Stimmen zu hören. McDermott lächelte. “Wir müssen keinen von Flynns Leuten schicken, Aaron. Ich habe jemanden, der besser ist.”
    “Wovon redest du? Wer …” McDermott hörte Briggs am anderen Ende der Leitung aufstöhnen. “O nein, du hast doch nicht etwa Ben geholt? Ohne dich mit uns zu beraten?”
    “Was hast du gegen meinen Neffen?”
    “Der Junge ist unreif, impulsiv und unberechenbar. Reicht das für den Anfang?”
    “Er hat sich geändert, Aaron. Und was noch wichtiger ist, der Job liegt genau auf seiner Linie.”
    “Das ist mir egal. Wir waren uns einig, dass einer von Flynns Leuten das erledigt.”
    McDermott schüttelte den Kopf. “Zu riskant. Wir brauchen jemanden, dem wir bedingungslos vertrauen können.”
    “Flynn nimmt nur Leute, denen er vertrauen kann.”
    “Aber es sind trotzdem Fremde, Aaron. Sie könnten auspacken.”
    “Wissen die anderen, dass du Ben geholt hast?”
    “Ich wollte erst mit ihm reden, bevor ich die anderen anrufe. Mach dir keine Sorgen”, fügte er an. “Wenn ich das Gefühl habe, dass er noch nicht bereit ist, werde ich ihn nicht losschicken.”
    McDermott beendete gerade das Telefonat, als sein Neffe ins Zimmer kam, einen Matchbeutel über die Schulter geworfen und ein großspuriges Lächeln auf den Lippen. Mit sechsundzwanzig Jahren war Ben Rosenthal über 1,80 Meter groß und stark wie ein Bulle. Als Kontrast zu seiner beeindruckenden Statur hatte er sein feines blondes Haar fast so geschnitten wie McDermott, blaue Augen, die so unschuldig blickten wie die eines Neugeborenen, und ein Lächeln, dem kaum eine Frau widerstehen konnte.
    McDermott hatte sich vor zwölf Jahren des Jungen angenommen, der das einzige Kind seiner Schwester Lizzy war, die mit ihrem Ehemann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Er war auf die Vaterrolle nicht vorbereitet, und auch nicht auf den großmäuligen und zu Nervenkitzel bereiten Vierzehnjährigen, dessen bevorzugtes Hobby darin bestand, in Einkaufszentren herumzuhängen und nichtsahnende Käufer zu berauben.
    Da er befürchtete, der Junge könne sich als Hindernis erweisen, hatte McDermott ihn auf ein Internat geschickt, sodass er nur an den Feiertagen und in den Sommerferien nach Hause kam. Im Laufe der Jahre hatte sich die rebellische Einstellung des Jungen deutlich verbessert, seine Vorliebe zum Stehlen dagegen nicht.
    Ben hatte gerade die High School abgeschlossen, als er die Unterhaltungen seines Onkels belauscht hatte und dahinter gekommen war, dass er und seine vier reichen Freunde Mitglied von
Gleic Éire
waren. Zu McDermotts Überraschung wusste der Junge einiges über den Unabhängigkeitskampf des irischen Volks und sympathisierte mit ihrer Sache.
    “Mom hasste die Briten für das, was sie deinen Eltern angetan haben”, hatte er McDermott gesagt. “Ich hasse sie auch, Onkel Ian. Dein Geheimnis ist bei mir sicher.”
    Ben hatte sein Wort gehalten. Kurz nach dieser Unterhaltung hatte er sich als Rucksacktourist auf den Weg nach Europa gemacht. Dort hatte er sein gutes Aussehen und sein Talent als Hochstapler genutzt, um reiche, einsame Frauen zu verführen und ihnen ihren Schmuck zu stehlen, wenn sie schliefen.
    Die europäischen Medien hatten ihm den Spitznamen Gentleman-Dieb gegeben, wegen seines Markenzeichens: einer roten Rose, die er immer auf dem Kopfkissen der Frau hinterließ, die er gerade ausgeraubt hatte.
    Als McDermott während eines kurzen Besuchs zu Hause von ihm wissen wollte, warum er solche Risiken einging, wenn seine Eltern ihm doch so viel Geld hinterlassen hatten, lautete die Antwort des unerschrockenen Jungen: “Natürlich wegen des Nervenkitzels, Onkel Ian. Weswegen sonst?”
    Von einer brenzligen Situation vor ein paar Jahren wegen einer Rubinhalskette abgesehen, die einer saudi-arabischen Prinzessin gehörte, war er nie gefasst worden. Letztes Jahr war er von Europa gelangweilt in die Staaten zurückgekehrt und hatte sich am Santa Barbara College eingeschrieben.
    Nachdem er seinen Neffen gründlich

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