Unschuldig!
Ländern ausgestellt worden.
“Was ist in der Kiste?” fragte Esther mit vor Neugier bebender Stimme. Er konnte es ihr nicht verübeln. Diese heimliche Operation im Garten ihres Nachbarn war wahrscheinlich das Aufregendste, was sie jemals miterlebt hatte.
“Pässe, Mrs. Hathaway.” Steve packte zuerst den amerikanischen Pass aus. Der war 1983 ausgestellt worden und enthielt ein älteres Foto von Eli Seavers. Allerdings stand neben dem Foto nicht der Name Eli Seavers, sondern John C. Spivak.
Steve blätterte in dem Dokument, das wahrscheinlich eine Fälschung war. Er fand Vermerke über Reisen nach Spanien, Italien, Ägypten und in die Türkei.
Ein anderer Pass war von der iranischen Regierung ausgestellt worden und identifizierten den ernst dreinblickenden, bärtigen Mann auf dem Foto als Ahmed Jamoul. Nur ein aufmerksamer Blick auf Augen und Augenbrauen ließen eine Ähnlichkeit zwischen dem Iraner und J.C. Spivak erkennen.
Nach den zahlreichen Stempeln in diesem Pass zu urteilen, war Ahmed zwischen 1985 und 1991 sehr oft nach Libyen eingereist. Ein Datum fiel Steve ganz besonders auf: der 4. August 1987. Ein Tag nach Elis Besuch bei “Malamoud Antiques” in Kairo.
Man musste kein Genie sein, um Elis geschickten Plan zu verstehen. Mit seinem gefälschten, amerikanischen Pass reiste er zunächst nach Europa oder Ägypten, um dann das iranische Dokument oder irgendeinen der vier anderen Pässe zu benutzen und nach Libyen zu fliegen.
Libyen. Das Herkunftsland der Waffenlieferung für Nordirland.
“Ich schätze, ich rufe jetzt besser die Polizei, Mrs. Hathaway. Das …” Er brach mitten im Satz ab, als er noch einmal in das Loch in der Erde sah. Da war noch etwas, eine Tasche, die ebenfalls in Plastik gewickelt und tiefer vergraben worden war.
Steve holte das Bündel heraus, riss die schützende Verpackung auf und zog den Reißverschluss der voll gepackten Tasche auf.
Dann stieß er einen anerkennenden Pfiff aus.
In dem klammen Segeltuch befanden sich etliche Bündel mit 100-Dollar-Noten. Während er die Bündel sichtete, nahm er eine grobe Schätzung vor.
Der Stapel belief sich auf etwa eine halbe Million Dollar.
22. KAPITEL
“E ine halbe Million Dollar?” Julia konnte sekundenlang ihren Mund nicht schließen. “Das ist unglaublich. Wie hat Eli so viel Geld zusammenbekommen?”
“Ich glaube nicht, dass er das alles als Wirtschaftsprofessor verdient hat.”
“Aber … das verstehe ich nicht. Jennifer sagte, dass nicht mal genug Geld auf seinem Konto war, um die Beerdigung zu bezahlen. Es existieren auch keine weiteren Konten. Sie musste das Geld aufbringen.”
“Wahrscheinlich hat er besser gelebt, als alle gedacht haben, indem er sich aus der Tasche immer nur so viel geholt hat, wie er gerade brauchte, aber nie mehr. Und als dann seine Krankheit schlimmer und sein Gedächtnis immer schlechter wurde, hat er irgendwann vergessen, wo sein Geld war. Vielleicht sogar, dass er es überhaupt besaß.”
“Wo ist das Geld jetzt?”
“Ich habe es Hammond gegeben, der es ans FBI weitergeleitet hat. Sie versuchen, die Herkunft festzustellen.”
Sie konnte nicht den Anblick vergessen, wie Eli in seinem Schaukelstuhl dagesessen hatte. “Er machte den Eindruck eines völlig harmlosen, fast schon liebenswerten Mannes. Er hat mir Leid getan wegen dieser Höllenqualen, die er mit sich selbst austrug, dieser Angst, dieser Verwirrung.”
“Dein Mitgefühl war fehl am Platz.” Wieder zeigte sich auf Steves Gesicht keine Gefühlsregung. “Wenn meine Vermutungen stimmen, dann könnte Eli Seavers alias Ahmed Jamoul alias drei weitere Namen, die ich mir notiert habe, die ich mir jedoch nicht merken konnte, in den letzten elf Jahren den Tod von über vierhundert Menschen mitverschuldet haben.”
Julia atmete langsam aus. “Wie konnte er so lange etwas so Abscheuliches machen, ohne erwischt zu werden?”
“Manche Leute sind gut darin, ein Doppelleben zu führen. Es gibt ihnen ein Gefühl der Macht. Und nicht zu vergessen die finanzielle Seite. Wenn man überlegt, was Eli als Professor verdient hat, dann musste das Geld sehr motivierend wirken.”
“Du meinst, er hat neben
Gleic Éire
auch für andere Organisationen gearbeitet?”
“Wahrscheinlich ja. Der Handel mit Waffen ist schon immer ein riesiger Markt gewesen, nicht nur in Europa, auch in Afrika und Südamerika.”
“Dieser lukrative Zeitvertreib dürfte dann auch der Grund gewesen sein, warum er nie mit seiner Nichte Kontakt aufgenommen
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