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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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seinen Studien erinnerte Steele schwarze und weiße Amerikaner entweder daran, welche Hautfarbe sie hatten (sie sollten vor dem Lösen eines Tests ihre Hautfarbe angeben), oder vermittelte ihnen subtil, was genau getestet werden sollte: die allgemeine oder die intellektuelle Leistung. Schwarze schnitten dann schlechter ab, wenn sie sich zuvor ihre Hautfarbe bewusst gemacht hatten oder die Testbezeichnung »intellektuell« beinhaltete, offenbar weil so gleichzeitig das Vorurteil bei ihnen aktiviert wurde, dass sie in solchen Tests nicht gut sind. Wurden sie nicht an ihre Hautfarbe erinnert oder lösten sie dieselbe Aufgabe als »allgemeinen Leistungstest«, unterschieden sich ihre Leistungen nicht von denen der Weißen.
    Hunderte von Experimenten mit verschiedenen Gruppen in unterschiedlichsten Bereichen (Frauen und Mathematik, Frauen und Autofahren, Asiaten und Mathematik, Männer und Sprachen, weiße Männer und Sport, Angehörige der Unterschicht und Intelligenz etc.) und selbst ein Test vor laufender Kamera haben diesen Effekt belegt. So hatten wir für Frank Elstners und Ranga Yogeshwars »Show der Naturwunder« blonde und nicht blonde Frauen aus der Gegend von Halle zusammengetrommelt und sie gebeten, erst Blondinen- oder Beamtenwitze nach ihrer Witzigkeit zu bewerten und danach Teile eines IQ -Tests zu lösen. Wie zu erwarten, schnitten die Blondinen, die durch Blondinenwitze an ihre vermeintlich mangelnde Intelligenz erinnert worden waren, dabei schlechter ab als alle anderen Versuchsteilnehmerinnen.
    Ein neuer Fokus auf stereotype Bedrohungen
    Mittlerweilen wissen wir auch, woran das liegt. Beate Seibt und ich nahmen an, dass negative Erwartungen einen Prevention-Fokus auslösen, während positive Erwartungen einen Promotion-Fokus aktivieren. Auf der Grundlage dieser neuen Idee gingen wir davon aus, dass negative Erwartungen auch positive Effekte haben können, denn ein Prevention-Fokus kann beim Lösen einer analytischen Aufgabe ja durchaus nützlich sein. So erzählten wir Versuchspersonen, die alle studierten, aber ausdrücklich nicht Studierende der Psychologie waren, dass die anstehenden Aufgaben von Psychologiestudenten besser bzw. schlechter bewältigt würden. Dadurch schufen wir zwei Versuchsgruppen: eine, die annahm, sie werde bei beiden Aufgabe gut, eine andere, die davon ausging, sie werde schlecht abschneiden. Schließlich stellten wir den Teilnehmern eine kreative und eine analytische Aufgabe, die sie individuell lösen sollten. Das Ergebnis entsprach den Vorhersagen: In den kreativen Aufgaben waren diejenigen Versuchsteilnehmer erfolgreicher, die glaubten, die Aufgaben lägen ihnen. Sie schnitten allerdings in der analytischen Aufgabe schlechter ab als diejenigen, die vorher durch die vermittelte Erwartung »ihr könnt das nicht« verunsichert worden waren. Denn: Die Verunsicherung führte zu einem Tunnelblick, der für analytische Aufgaben nützlich ist – den Erwartungen entsprechend versagten diese Probanden jedoch in der kreativen Aufgabe, in der eine zu enge Sichtweise wenig hilfreich ist.
    In einem Prevention-Fokus konzentriert man sich relativ rigide auf das Wesentliche, schaut weder rechts noch links. Man ist durchaus motiviert, wobei die Motivation sich aus Befürchtungen nährt und daraus, etwas Negatives zu verhindern. In Martins Fall passierte das Malheur interessanterweise erst dann, als ein Wechsel von einer Handlung (festhalten) zu einer anderen (übergeben) stattfand. Vermutlich hätte er die Flasche noch stundenlang halten können, er war ja darauf fixiert. Was ihm nicht gelang, war, die gesamte Situation zu erfassen und flexibel und spontan darauf zu reagieren, sobald sie sich verändert.
    Insgesamt legen unsere Untersuchungen nahe, dass stigmatisierte Minderheiten und alle anderen, denen Skepsis bezüglich ihrer Leistungen kommuniziert wird, die ausgelöste Prevention-Motivation für die erfolgreiche Bewältigung konkret fokussierter, analytischer Aufgaben nutzen können. Und wie immer bei einem Prevention-Fokus können sie ihre Leistung vor allem dann steigern, wenn sie nicht unter Zeitdruck sind, da sie langsamer, dafür aber genauer arbeiten.
    Neuere Forschung zeigt, dass man den Autopiloten, der durch eigene Erwartungen oder die anderer gezündet wird, auch ausschalten kann. Manchmal reicht es schon, sich der Tatsache bewusst zu werden, dass man von einer negativen Erwartung beeinflusst wird, und sich zu sagen: Jetzt erst recht! Mit welchem Recht denken die, dass ich als

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