Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
muss man erst einmal anziehen, bevor man sieht, ob sie einem steht. Und wenn man genau weiß, was man will, kann man den ersten Maßanzug in Auftrag geben.
Prinzip 8: Erwartung
Etwas zu beginnen, das keinen Erfolg verspricht, ist, ist natürlich Unsinn. Die Optimierung von Ressourcen ist im Prinzip E × W abgebildet. Wenn sowohl die Erwartung als auch der Wert steigen, sind wir hoch motiviert. Aber wie der Wert, so ist auch die Erwartung reine Ansichtssache. Kann ich etwas wirklich (nicht)? Oder wurde mir da etwas eingeredet? Habe ich vielleicht eine falsche Vorstellung von mir? Brauche ich dieses »Hach, ich kann echt keinen Nagel in die Wand hauen?« tatsächlich, um mich selbst zu definieren? Und wenn nicht, wie viel ist es mir dann wert, dass ich es einmal versuche?
Manchmal ist es entspannend, Dinge nicht zu können. Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn meine Beziehungspartner denken, ich könne nicht Auto fahren. Allerdings lese ich auch nicht gerne Karten, und das, so wurde mir einmal eingeredet, könnte ich noch schlechter. Durch das Herstellen einiger brenzliger Situationen vor zwanzig Jahren habe ich zumindest glaubhaft machen können, dass mir nichts an der Unversehrtheit von Leitplanken und Wildschweinen liegt; und genieße seither mein Asyl auf dem Beifahrersitz. Und natürlich kann ich seitdem Kartenlesen. Gut sogar. Spaß macht mir das nicht, aber einer muss es ja machen. 71
Ich bin davon überzeugt, dass alle Menschen grundsätzlich so beschaffen sind, dass sie die meisten Dinge, die im Alltag anstehen, bewältigen können. Kochen, Finanzen regeln, Rechnen, Musizieren, Fremdsprachen, Tanzen, Handwerken etc., alles eine Sache der Übung. Dementsprechend hoch sollten unsere Erwartungen diesbezüglich sein. Gut, es ist vorteilhaft, so viel wie möglich davon bereits in der Kindheit eingeübt zu haben. Aber gesetzt den Fall, Sie trauen sich etwas nicht zu und wollen es gerne versuchen, dann tun Sie’s! So dramatisch ist das alles nicht, es bedeutet nur etwas Arbeit.
Ich meine damit im Übrigen auch Aktivitäten, die wir mit zunehmendem Alter tun müssen 72 , etwa Sport treiben oder gesünder essen. Probieren Sie es einfach aus. Testen Sie, was zu Ihnen passt. Das Angebot ist groß – zum Beispiel gab es niemals zuvor so viele Sportarten. Je mehr Übung Sie haben, desto mehr steigt die Erfolgserwartung und wie so häufig im Leben auch der Spaß. 73 Und irgendwann findet man immer etwas, was passt . Einer Freundin, der der ganze Fitnessboom auf die Nerven ging, riet ich, eine Stunde am Tag zu ihrer Lieblingsmusik zu tanzen (wir waren früher immer gerne tanzen gegangen, d.h. ich wusste, was sie prinzipiell gern tat). Sie nahm dadurch vier Kilo ab.
Lassen Sie sich bei Neuversuchen bloß nicht ins Bockshorn jagen. Geben Sie nicht auf, bevor Sie eine Sache nicht mehrmals versucht haben. Bewerten Sie sich und andere vor allem nicht in schlechter Stimmung, denn dann haben Sie keinen Zugang zu Ihrem Selbst. Wenn Sie schlecht drauf sind, tun Sie etwas Sinnvolles. Putzen Sie Ihre Wohnung, räumen Sie auf, löschen Sie überflüssige E-Mails, lesen Sie Korrektur, polieren Sie Ihre Nägel, schminken Sie Ihren Modehund oder machen Sie die Steuererklärung. Auch wenn man keinen Zugang zu seinem Selbst hat, das schafft man gerade noch und fühlt sich danach sogar besser.
Seine Selbstwirksamkeit zu erhöhen, also durch Übung Kontrolle über die Situation zu bekommen, ist außerordentlich wichtig. Erst dann sind geistige Höhenflüge möglich. Bedeutet: Basiskenntnisse sind ungemein wichtig. Sprachen sprechen, wenn man umzieht. Statistik lernen, wenn man naturwissenschaftlich forschen will. Intonation üben, wenn man singen will. Die Technik muss sitzen, in fast allen Bereichen. Danach erst beginnt die Kür. Investieren Sie am Anfang! Energie, Geld, Zeit. Es rentiert sich.
Manchmal haben wir auch viel zu hohe Erwartungen. Wir träumen uns in die Unsterblichkeit, und sind wir dem Olymp dann tatsächlich einen Schritt näher gekommen, ist alles so normal und öde und ostwestfälisch. Tief fallen wir in ein schwarzes Loch, wo doch über uns ein weißes Zimmer glänzt, das wir neu beziehen könnten. Nach Premieren habe ich regelmäßig dieses Gefühl. Zum einen fehlt mir dann das Proben, das gemeinsame Arbeiten mit der Crew. Ein (eigentlich gutes) Zeichen dafür, dass es wohl der Weg war und nicht das Ziel, was mich motiviert hat. Zum anderen waren meine Träume wohl zu hochgegriffen. Was soll sich schon
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