Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Schnelligkeits-Genauigkeitskonflikt stoßen wir fast überall im Alltag: Klar kann ein Frisör schnell mit einem Haarschnitt fertig werden – er wird dann aber im Allgemeinen weniger exakt schneiden. Klar kann ich ein Salatdressing in zwei Minuten zusammenrühren, es wird aber nicht so gut schmecken wie eines, das mit Liebe gemacht und sorgfältig abgeschmeckt ist und dafür erst nach zehn Minuten zubereitet ist. Fabrikarbeiter begehen im Akkord mehr Fehler. Um den Faktor Zeit wird es übrigens auch noch in Prinzip 4 gehen, das sich mit der bewussten und unbewussten Zielerreichung beschäftigt.
Wir haben diese Untersuchungen auch mit Leuten wiederholt, die einen chronischen, anerzogenen Promotion- oder Prevention-Fokus hatten – es gibt inzwischen mehrere Fragebögen, die diesen Fokus messen können – und kamen zu ganz ähnlichen Ergebnissen: Leute wie Mark-Rüdiger, die vor allem auf Sicherheit und ihre Pflichten bedacht sind, arbeiten langsamer, aber genauer; diejenigen, die wie Zö vor allem an ihre Ideale und ihre Selbstverwirklichung denken, sind schneller, aber auch schlampiger. Der regulatorische Fokus ist also beides, eine Persönlichkeitseigenschaft und etwas, was je nach Situation ausgelöst werden kann.
Dabei fanden wir heraus, dass die Durchführung einer Aufgabe im Allgemeinen von der Persönlichkeit beeinflusst wird, also von dem, was die Versuchsteilnehmer im Langzeitgedächtnis haben – vorausgesetzt, es werden keine Anreize und auch keine Verhaltensstrategien vorgegeben. Die Situation selbst ist jedoch ein besonders starker Motivator, der den persönlichen Fokus im Nu verändern kann. Je nachdem, ob eine Belohnung oder eine Bestrafung in Aussicht gestellt wird, ist die Leistung eine andere. Wir passen uns schnell den gegebenen Umständen an, wechseln fast automatisch in einen Prevention- oder Promotion-Fokus. So können auch negative oder positive Rückmeldungen Menschen spontan in unterschiedliche Fokusse versetzen. Wie weitere Untersuchungen zeigten, motiviert negatives Feedback vor allem vermeidendes, vorsichtiges Verhalten, während positives Feedback zu eifrigem Verhalten führt.
Schnelligkeit und das gleichzeitige Inkaufnehmen von Ungenauigkeit spiegeln eine gewisse Risikofreude wider. Sind Promotion-Fokus-Menschen demnach insgesamt risikofreudiger? Und ob. Moshe Grotas an der Universität von Tel-Aviv fand in seiner Master-These zu Aktienkäufen heraus, dass ein Promotion-Fokus zu riskanteren Investitionen führt als ein Prevention-Fokus. Auf dem Finanzmarkt sind riskante Aktienpakete nun einmal mit größeren Gewinnen verbunden als sichere. In diesem Fall scheinen Leute, die an Wachstum und Gewinne denken und sich sicher fühlen, die Gefahren riskanter Pakete geringer einzuschätzen als solche, die sich nicht in Sicherheit wähnen und darum auch früher Gefahren wahrnehmen.
Kein Geheimnis: Kreativität
Für eine Reihe von Aufgaben ist Risikobereitschaft wiederum eine wesentliche Grundlage, so etwa, wenn es um Kreativität geht. Kreativität ist eine Art zu denken, die viele Unsicherheiten beinhaltet, sie ermöglicht es uns nämlich, schwierige Aufgaben mit einem unbekannten Lösungsweg und einem unklaren Ziel zu lösen. Im Gegensatz dazu sind analytische oder algorithmische Aufgaben solche, die allein mit Hilfe erlernter Lösungsstrategien bewältigt werden. Das Resultat eines geglückten kreativen Denkprozesses ist eine innovative Lösung, ebenfalls etwas, was eine gewisse Unsicherheit mit sich bringt, da sie noch nicht erprobt ist. Wer innovativ ist, muss das Risiko in Kauf nehmen, abgelehnt zu werden, denn häufig ist nicht gleich einsichtig, warum man etwas Neues benötigt, wo sich doch die Welt auch ohne dieses neue Etwas gedreht hat.
Man stelle sich vor, wie es wohl war, als die erste Espressomaschine präsentiert wurde. Was für ein Ungetüm muss das gewesen sein und wie skeptisch müssen die Leute gewesen sein, dass so ein Ding die einfache Methode, das Pulver im Topf aufzukochen, ablösen sollte. Und wie wurde da Vinci für seine Zeichnungen von Flugapparaten belächelt und Picasso für seine »entstellten« Gesichter. Schönberg handelte sich bei der Uraufführung eines seiner Streichquartette auf der Bühne zahlreiche Ohrfeigen ein. Und manch ein Wissenschaftler, wie Kopernikus mit seiner Idee, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht andersrum, riskierte buchstäblich sein Leben. Wer Ungewöhnliches erfindet und vertritt, muss risikofreudig sein.
Diesem Gedanken
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