Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
ausgelöst, wirken sie sich bei bestimmten Aufgaben positiv, bei anderen negativ aus.
Der Eifer im Promotion-Fokus scheint gut geeignet zu sein für kreative Aufgaben. Man wird risikofreudiger und schämt sich nicht für eine neue, aber vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnliche Lösung, und man aktiviert in seinem Gedächtnis viele, nicht unbedingt miteinander zusammenhängende Assoziationen.
Wir haben weitere Experimente durchgeführt, in denen Versuchspersonen nach der Maus im Labyrinth knifflige Logikaufgaben lösen mussten. Und in dieser Situation war der Prevention-Fokus mit seiner vorsichtigen und engen, konzentrierten Herangehensweise erfolgreicher. Das bedeutet: Nichts ist gut, nichts ist schlecht, beide Fokusse sind je nach Aufgabe hilfreich. In der Motivationsforschung gibt es fast immer einen Grund für ein bestimmtes Verhalten; es passt allerdings nicht jede Herangehensweise zu jeder Aufgabe. Die Theorie des regulatorischen Fokus ist besonders gut darin vorherzusagen, welche Herangehensweisen oder Strategien wir wann automatisch nutzen und wann diese förderlich oder hinderlich sind.
Nun mögen Sie denken: Halt, befanden sich nicht einige Genies alles andere als in sicheren, behüteten Situationen, und wurde ihre Kreativität nicht gerade vom Gegenteil, von Angst, Depression und Verzweiflung getrieben? Wie war das denn mit van Gogh – ging es dem nicht so schlecht, dass er sich ein Ohr abschnitt? Und hat er nicht trotzdem diese wahnsinnigen Bilder gemalt? Und wie war das mit Bukowski? Genial, aber Säufer? Und Sylvia Plath, die Weltliteratur schrieb und sich dennoch vor Kummer das Leben nahm? Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was diese besonderen Menschen zu Höchstleistungen antrieb, denn die Sozialpsychologie beschäftigt sich weniger mit der Psychologie von Genies als mit der normaler Menschen. Genies können ganz andersgeartete Autopiloten haben. Es kann aber sein, dass diese Menschen generell einen Promotion-Fokus auf Ideale hatten und daran im Alltag gescheitert sind. Ein Promotion-Fokus sollte auch dann zu Kreativität verhelfen, wenn er nicht zum Erfolg führt. Ein Künstler, der etwas Besonderes, ein abstraktes Ideal, wie etwa eine Verbesserung der Welt und der Kunst, verwirklichen will, mag am Leben scheitern, aber er kann seinem Ziel trotzdem in seiner Kunst näherkommen. Auch eine scheiternde Zö hat ja immer noch ihre Ideale vor Augen und wird weiterhin versuchen, sie zu erreichen.
Depressionen und Traurigkeit sind daher auch Gemütszustände, die eher Menschen im Promotion-Fokus erleben, dann nämlich, wenn sie die Ideale, die sie haben, wieder und wieder nicht erreichen. Versäumt man es dagegen, seinen Pflichten nachzukommen, stellt sich ein Gefühl der Angst ein. Kein Schauspieler hat Angst, wenn er den Oscar nicht bekommt (ein Idealziel), aber wenn er ständig zu spät am Set erscheint (eine Pflicht) und ihm der Rausschmiss droht, wird er nervös. Und kaum jemand ist depressiv, wenn er den Geburtstag seines besten Freundes (eine Pflicht) vergisst, sondern er befürchtet, dass er böse sein könnte. Glück empfindet man, wenn man ein Idealziel erreicht hat, Erleichterung dagegen, wenn man einer Pflicht erfolgreich nachgekommen ist. Kein Star ist nur erleichtert, wenn er einen Oscar holt, er ist glücklich. Und kein Mensch ist glücklich, wenn er pünktlich irgendwo hinkommt, er ist allenfalls erleichtert. Forschung zeigt, dass Menschen im Promotion-Fokus je nach Erfolg oder Misserfolg glücklich oder traurig sind; Menschen im Prevention-Fokus empfinden vor allem Erleichterung oder Angst.
Fakten, Fakten, Fakten: Einkaufen gehen mit Fokus
Teile der Theorie des regulatorischen Fokus gehen auf den amerikanischen Psychologen Abraham Maslow zurück. Maslow nahm eine Bedürfnispyramide an, die gemäß Brechts Spruch »Erst kommt das Fressen und dann die Moral« funktioniert. Das breite Fundament der Pyramide sind die Grundbedürfnisse wie Schutz, Sicherheit, Wärme und eine ausreichende Versorgung; in der Spitze finden sich Selbstverwirklichungsziele. In dem Moment, wo das Grundbedürfnis nach Sicherheit nicht befriedigt wird, ist die Suche nach Schutz, Pflichten und Normerfüllung das Gebot der Stunde; hehre Ziele wie Selbstverwirklichung klingen dann wie Hohn. Sind die basalen Grundbedürfnisse erfüllt, sucht der Mensch nach Abwechslung und geht dabei auch gerne mal ein Risiko ein – er geht auf Entdeckungstour und lässt für einen Moment die Gefahren außer Acht, die damit
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