Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
als gering eingeschätzt, fingen sie gar nicht erst an, auf eine intensivere Betreuung der Angehörigen hinzuarbeiten.
Die Schwelgerinnen, die allein von ihrer Wunschvorstellung motiviert waren, hatten sich kaum Gedanken über die Erfolgswahrscheinlichkeit gemacht. Nichts ist jedoch fataler, als hoch motiviert einen Traum anzugehen, ohne dabei an die Hindernisse zu denken, die sich einem in den Weg stellen können. Bruchlandungen sind in diesem Falle programmiert. Andererseits ist es natürlich schade, wenn man trotz eines möglichen Erfolgs nicht einmal den Versuch der Zielerreichung unternimmt, nur weil man das schöne Ziel wie die Grübler durch zu viel Nachdenken und Abwägen irgendwann aus den Augen verliert. Sowohl die Grübler als auch die Schwelger bezogen die Erfolgswahrscheinlichkeit nicht vernünftig in ihre Berechnungen mit ein und gingen deshalb realisierbaren Träumen gar nicht erst nach bzw. verwandten ihre Energie auf nicht durchführbare Projekte. Erfolgsrezepte sind beide nicht.
Natürlich muss man nicht jede Fantasie auch in die Realität umsetzen. Träume sind schließlich auch zum Träumen da. Als ich einmal Schlafstörungen hatte, riet mir meine Homöopathin, mir im Halbwachzustand etwas Schönes vorzustellen. Als Ostwestfale hatte ich bisher immer Schafe gezählt, was gar nichts brachte, weil sie immer zu schnell sprangen. Mittlerweile und nach mehreren Jahren im Ausland bin ich imstande, mir etwas Schöneres als Schafe vorzustellen. Zum Beispiel wie ich an einem Tag zwölf Goldmedaillen kriege und danach in einer Limousine zur Oscar-Verleihung fahre, auf der Brad Pitt mit mir flirtet! Selbst wenn mich das nicht zum Einschlafen bringt, bin ich morgens frischer, als wenn ich mich die halbe Nacht lang grübelnd mit meckernden Paarhufern auseinandersetze, die schneller springen können als ich. Ein ganz einfacher, nützlicher Tipp.
So wie das Schwelgen und Träumen ist auch das Grübeln nicht grundsätzlich schlecht. Manchmal muss man seine Gedanken wälzen, um die Realität besser zu begreifen. Wenn aus Träumen aber Wirklichkeit werden soll, müssen wir uns warm anziehen und uns in den Rubikon werfen. Wir müssen ein gutes Gefühl dafür entwickeln, was wir können, wie stark die Gegenkräfte sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir unser Ziel auch erreichen (bedenkt man das alles, wird ein Oscar zu einem ganz und gar unrealistischen Ziel; hat man aber allein diesen Traum vor Augen, sollte man keinen Tag länger zögern, sich auf der Schauspielschule anzumelden oder andere Dinge zu tun, die zielführend sind).
Wie lange Menschen in einer überlegenden Phase verharren, ist unterschiedlich. Die einen nehmen ein Ziel in Angriff, kaum dass sie davon gehört oder darüber nachgedacht haben. Sie kaufen sich zum Beispiel ein Boot, sobald sie nach Amsterdam gezogen sind, oder melden sich sofort für einen trendigen Bikram-Yoga-Kurs an, während andere tagelang im Internet nach Informationen suchen, die man allerhöchstens als Nebenarme des Rubikons begreifen kann. Warum ist das so?
Handeln oder Liegenbleiben
Tory Higgins und Arie Kruglanski haben eine Theorie entwickelt, die diese beiden wichtigen Aspekte der Selbstregulation beschreibt: das Abwägen, also eine sorgfältige Analyse der Situation, und das Tun, also ein gewisser Tatendrang. Entscheidend ist allerdings eine Kombination aus beidem. Wie die Forscher herausfanden, ist die Neigung, eine Situation zu durchdenken, eine wichtige Grundlage für Erfolg im Allgemeinen. Hohe analytische Fähigkeit allein reicht jedoch nicht. Es muss auch eine Portion Tatendrang dazukommen. Sonst bleibt der Überlegende im Sand des Rubikons sitzen.
Dennoch ist bei manchen Menschen die eine Eigenschaft stärker ausgeprägt als die andere. Sie entwickeln sich entweder zum Macher oder zum Abwäger. Abwäger findet man beispielsweise häufig in Disziplinen, in denen komplexe Analysen gefragt sind: wie in der Geschichte, der Physik und den Computerwissenschaften. Macher tummeln sich gerne in den Wirtschaftswissenschaften oder der Physiotherapie.
Nachdem es nicht ganz unentscheidend ist, womit man sich beschäftigt, wenn man überlegt, und wie man etwas angeht, wenn man zur Tat schreitet, möchte ich Ihnen hier gerne die PSI -Theorie (Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen) von Julius Kuhl vorstellen, die insbesondere auf die Bedeutung der Emotionsregulation abhebt. Diese Theorie ist eine sehr umfangreiche und komplexe, sprechen wir es aus,
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