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Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können

Titel: Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt <München>
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seines Sohnes in Anspruch. »Ich gebe dir jetzt diese Flasche zu halten, Martin, aber eins sage ich dir: Das ist ein 18 Jahre alter Malt Whisky, der hat über 60 Deutsche Mark gekostet, hörst du? Wenn du den fallen lässt, dann hat der Arsch aber so dermaßen Kirmes …! Haben wir uns verstanden?«
    Die Geschichte würde hier nicht erzählt werden, wenn nicht folgendes passiert wäre. Exakt vier Minuten stand der Knabe, die Flasche in der Hand, schlotternd im Regen. In dem Moment, wo sein Vater sie ihm abnehmen wollte, trat Martin zaghaft auf ihn zu, ihre Hände verfehlten sich, die Flasche fiel zu Boden, zersprang, und das edle Zeugs floss gepanscht mit Regenwasser in den Gully. Beweist diese Story etwa nicht, dass Martin ein absoluter Tollpatsch ist?
    Und doch lässt sich die Geschichte auch anders interpretieren. Lassen Sie uns einen Abstecher in das uns nicht mehr ganz unbekannte Reich der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen machen. Diesem Konzept zufolge können Erwartungen, die andere an uns haben, auf uns selbst abfärben. Martin hatte zuvor sicher schon viele Flaschen Wasser, Saft oder was auch immer in Händen gehalten – ohne dass es schief gegangen wäre. Warum also ließ er ausgerechnet den Whisky fallen, auf den aufzupassen der Vater ihm ganz besonders eingeschärft hatte? Die Emotionspsychologie liefert eindeutige Befunde dafür, dass Furcht nicht nur unsicher macht, sondern zudem die Wahrnehmung verengt: Martin konzentrierte sich so sehr auf die teure Flasche, dass er gar nicht mehr imstande war, auf eine sich ändernde Umgebung, eine uneindeutige Bewegung zu reagieren. Er verkrampfte sich, und indem er dauernd daran dachte, was nicht passieren durfte, aktivierte er den befürchteten Endzustand – und führte ihn letztendlich herbei. Befürchtungen schaffen Realität. Traut man einem Menschen nicht zu, etwas zu können, ist er darin auch schlechter, als er eigentlich sein müsste. Und schließt aus seinen Misserfolgen, dass er bestimmte Dinge wirklich nicht kann.
    Bestehen in Leistungsbereichen wie Sport, Sprachenlernen, Kochen, Mathematik, Technik etc. Misserfolgserwartungen, verliert der Mensch auf Dauer das Interesse an diesen Dingen und widmet sich ihnen nicht länger. Wir sprechen dann von Des-Identifikation. Mir erging es (lange Jahre) mit Sport so. Warum sollte ich Zeit in eine Tätigkeit investieren, wenn ich doch augenscheinlich schlecht darin war? Kein vernünftiger Mensch steckt Energie in etwas, worin er keinen Erfolg haben wird. Das wäre nicht im Sinne der Selbstregulation, schließlich will jeder Mensch seine Energie optimal einsetzen. Wenn Menschen allerdings Leistungsbereiche völlig für sich abschreiben, weil sie sich einbilden, sie seien darin nicht gut, fehlt ihnen auf Dauer die Übung, und sie schneiden tatsächlich schlecht ab darin. Es entsteht ein Teufelskreis, der dazu führt, dass Ziele, die unerreichbar scheinen, irgendwann tatsächlich unerreichbar werden.
    Ähnlich wie der Wert einer Aufgabe stellen Erfolgs- und Misserfolgserwartungen, keine festen, objektivierbaren Größen dar. Erwartungen sind Kopfgeburten, sie spiegeln nicht notwendigerweise unsere tatsächlichen Fähigkeiten oder realistische Wahrscheinlichkeiten wider. Erwartungen, die andere an uns haben, beeinflussen unmerklich und nachhaltig unsere eigenen und prägen unser Bild von uns selbst. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Faktoren aufzeigen, die unsere Erwartungen beeinflussen.
    Stereotype Bedrohung
    Erwartungen bestehen nicht nur bezüglich Einzelpersonen, sondern auch in Bezug auf ganze Gruppen von Menschen. So glaubt man zum Beispiel gerne, dass Blondinen dumm und Professoren zerstreut sind. Welchen Einfluss solche stereotypen Erwartungen auf eine Leistung haben, hat Claude Steele untersucht. Seine Forschung war bereits Teil meines ersten Buches, weshalb sie hier nur kurz und vor allem unter dem Aspekt der Motivierung erwähnt werden soll.
    Steele geht davon aus, dass Mitglieder stereotypisierter Gruppen Erwartungen und Vorurteile über ihre eigene Gruppe im Gedächtnis gespeichert haben. So wissen schwarze Amerikaner um das Vorurteil, dass sie als weniger intelligent gelten, während weiße Amerikaner in ihrem Gedächtnis verankert haben, dass sie nicht so sportlich sind. Steele nimmt weiterhin an, dass diese Erwartungen automatisch aktiviert werden können und sich selbst erfüllende Prophezeiungen bewirken, vor allem dann, wenn den Menschen ihre Gruppenmitgliedschaft in den Sinn kommt.
    In

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