Unser Baby, das erste Jahr - das erste Jahr
erklären das distanziertere Verhalten so: Das Baby grenzt in diesem Alter fremde von vertrauten Personen ab. Gleichzeitig entwickelt es die Fähigkeit, Menschen zu vermissen. Es weiß um die Gegenwart der Mutter, auch wenn es sie nicht sieht. Es erweitert seinen Radius und beginnt sich selbstständig zu machen. Dazu braucht es mehr Rückversicherung von seinen Bezugspersonen als zuvor. Das Fremdeln ist also ein unbewusster Schutz vor unbekannten Gefahren. Deshalb sollten Eltern nicht dagegen angehen, sondern diese Phase verstehen und respektieren (sie endet meist mit 15bis 18 Monaten). Andererseits können Sie Ihrem Kind helfen, die Angst vor anderen Menschen zu überwinden.
Wichtig!
Auch ein Baby hat eine Persönlichkeit, die respektiert werden muss. Wenn Fremde Ihr Kind auf den Arm nehmen, tätscheln, knuddeln oder küssen, geht das entschieden zu weit! Selbst, wenn diese Liebesbeweise noch so gut gemeint sind: Ein Baby ist kein Kuscheltier für die Allgemeinheit. Vor so viel Liebe müssen Sie es in Schutz nehmen – auch wenn Sie sich damit unbeliebt machen.
Wenn Ihr Baby Menschen ablehnt, die Ihnen nahestehen, ist das nicht einfach. Auch das Gewöhnen an Babysitter/Tagesmutter schafft womöglich Probleme.
● Greifen Sie nicht aktiv ins Geschehen ein. Ihr Baby braucht Sie nur als Sicherheitsbasis – Sie sollten ihm einfach zur Verfügung stehen.
● Am besten ist es, wenn der oder die »Fremde« sich langsam von der Seite nähert und sich dann hinsetzt, um sich kleiner zu machen.
● Die Initiative zum ersten Kontakt sollte vom Baby ausgehen. Die »fremde Person« sollte nicht ihrerseits das Baby ansprechen oder berühren, sondern am besten mit der Mutter ins Gespräch kommen: Das schafft Vertrauen.
● Wenn das Baby sich dann sicher fühlt und erste Annäherungsversuche startet, kann der Besucher darauf eingehen: anlächeln, ein Spielzeug reichen.
● Erst häufige Kontakte über mehrere Wochen schaffen wirkliches Vertrauen und lassen einen Menschen zur Bezugsperson werden. Geben Sie Großeltern und Betreuern diese Möglichkeit, sonst wird die Fremdenangst immer größer.
Verstehen Sie Ihr Baby?
Die Allgemeinheit ist der Meinung, dass jede Mutter ihr Kind quasi aus dem Bauch heraus versteht, sein Schreien instinktiv richtig interpretiert und so seine Bedürfnisse immer sofort erfüllen kann. Gleichzeitig wird unausgesprochen vorausgesetzt, dass der Vater dazu nicht in der Lage ist.
Beides ist so nicht zu akzeptieren. Ich war bei jedem meiner Kinder viel zu aufgeregt, erschöpft und unsicher, als dass ich die Nuancen ihres Geschreis immer richtig verstehen konnte. Und ich glaube, vielen Eltern geht es ebenso.
Was will mein Kind?
Auf die Frage, warum das Baby schreit, bekommt man in der Regel drei Standardantworten: »Es hat Hunger«, »Es hat Bauchweh, Blähungen, Koliken« oder »Es ist müde«. Das Schreien unserer Babys ist Ausdruck ihrer Anpassung andas Leben. Es hat oft konkrete Ursachen wie die oben genannten. Aber häufig ist es eine Mischung aus vielen Gefühlen, eine Möglichkeit, sich von Spannungen zu befreien – oder ein Hilferuf. Und selbst wenn wir das Schreien nicht verstehen, sollten wir es nie unbeantwortet lassen (mehr darüber hier > ).
Unser Unvermögen, das Baby zu verstehen, wird uns in solchen Konfliktsituationen schmerzlich bewusst. Wie oft wir aber tagtäglich unser Kind in seinen Lebensäußerungen begreifen und darauf eingehen, registrieren wir nicht – das ist selbstverständlich. Denn wir reagieren schließlich in jeder Minute, die wir mit dem Baby verbringen, auf sein Lächeln, seine Abwehrbewegung, sein Erstaunen und seinen Zorn, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Das ist gut so, denn eine ständige Selbstkontrolle würde eine unerträgliche Distanz zu unserem Kind schaffen. Aber die Tatsache, dass Sie ganz unbewusst immer wieder »richtig« reagieren, sollte Ihnen auch Mut machen für Ihre weitere Beziehung zu Ihrem Kind.
Ein schreiendes Baby braucht unseren Trost und unsere Nähe.
Auch Eltern müssen lernen
Grundsätzlich können wir uns von unserem Kind leiten lassen und es beobachten. Es ist von seinem ersten Tag an bestrebt, ein inneres Gleichgewicht zu finden. Viele seiner Äußerungen stehen in Zusammenhang mit dieser Suche nach Selbstregulation. Es braucht dazu unsere Hilfe, behutsame Steuerung: Ein lebhaftes, unruhiges Baby braucht Ausgleich und Beruhigung, ein träges Kind benötigt Anregung und Abwechslung. Es ist nicht immer leicht, das richtige
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