Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)
miteinander, das heißt, auch wenn Spiegeln stattzufinden scheint, ist der Versuch hoffnungslos, die Selektivität einzelner Neuronen zu bestimmen.
Bei den Affen stellten wir Folgendes fest: Während die Spiegelneuronen im mittleren Teil des prämotorischen Kortex häufig auf Tätigkeiten von Hand und Mund reagieren, weist der obere Teil des prämotorischen Kortex überwiegend Neuronen auf, die auf Handtätigkeiten, der untere Teil hingegen Neuronen, die auf Mundtätigkeiten reagieren. Trotz der eingeschränkten räumlichen Auflösung der f MRT erwarteten wir Ergebnisse, die darauf schließen ließen, dass die höhere Region stärker reagierte, wenn unsere Teilnehmer Tätigkeiten mit den Händen ausführten oder hörten, wie andere Handtätigkeiten vornahmen, und schwächer reagierten, wenn die Versuchspersonen Tätigkeiten mit dem Mund ausführten. Das umgekehrte Ergebnis war in der tieferen Region zu erwarten.
Bei einer genaueren Sichtung unserer Daten kamen wir zu genau diesem Ergebnis. 9 Große Abschnitte des prämotorischen Kortex wurden aktiviert, wenn die Teilnehmer Tätigkeiten mit Hand und Mund ausführten, wobei die obere Region aktiver war, wenn die Hand tätig war, die untere, wenn der Mund in Aktion trat. Das gleiche Muster zeigte sich, wenn die Versuchspersonen Handlungsgeräuschen lauschten.
Wir waren begeistert von diesen Ergebnissen. Nur zwei Jahre nach der Entdeckung des auditiven Spiegelsystems bei Affen zeigt uns die f MRT , dass es ein ähnlich selektives System beim Menschen zu geben scheint.
Nun können aber f MRT -Studien allein die Existenz auditiver Spiegelneuronen beim Menschen nicht beweisen, weil die räumliche Auflösung dieser Methode, wie gesagt, zu begrenzt ist. Der Umstand, dass die gleiche Stelle auf einem f MRT -Bild aktiv ist, kann daran liegen, dass Spiegelneuronen in beiden Fällen feuern. Theoretisch wäre aber auch möglich, dass zwei separate Neuronenkomplexe ohne Spiegeleigenschaften beteiligt sind, wobei der eine Komplex nur bei der Wahrnehmung von Handlungen anderer Menschen reagiert, und ein benachbarter, aber unterschiedlicher Komplex nur bei der Ausführung dieser Handlungen aktiv wird. Da ein Neuron weniger als ein hundertstel Millimeter misst und die f MRT eine Auflösung von rund zwei Millimetern hat, reicht diese Methode allein nicht aus, um die beiden Möglichkeiten zu unterscheiden. Um einen Vergleich zu bemühen: Als Kind glaubte ich, dass jeder Bildpunkt unseres Fernsehapparats fähig sei, alle Farben unseres sichtbaren Spektrums zu zeigen. Als ich mir die Sache dann mit einem Vergrößerungsglas genauer ansah, entdeckte ich, dass jeder Bildpunkt in Wahrheit aus verschiedenen Elementen besteht, deren jedes nur eine Grundfarbe wiedergibt. Galt etwas Ähnliches für unsere f MRT -Voxel?
Zwei Gründe veranlassten uns zu der Annahme, dass die Ergebnisse des f MRT -Experiments tatsächlich auf Spiegelneuronen zurückzuführen seien. Erstens, die Region des prämotorischen Kortex, die sowohl während der Ausführung als auch während des Geräuschs der Handlungen reagierte, entsprach den Arealen, in denen wir bei Affen auditive Spiegelneuronen entdeckt hatten, was darauf schließen lässt, dass sie auch beim Menschen Spiegelneuronen enthalten könnten. Zweitens, die TMS -Studie zeigte, dass irgendwo im menschlichen Gehirn Motoneuronen auf das Geräusch von Handlungen reagieren müssen, weil die Kombination von Geräusch und TMS -Impuls, die für die motorische Reaktion in der Hand der Versuchsperson verantwortlich ist, nur zustande kommen kann, wenn das auditive Signal irgendwie mit dem motorischen Signal der Hand zusammenkommt. Die f MRT -Signale zeigten, dass diese Konvergenz aller Wahrscheinlichkeit nach in den Spiegelneuronen des prämotorischen Kortex stattfindet. Alles in allem zeigte uns die f MRT -Studie, wo die Signale zusammenliefen, und die TMS -Studie, dass sie zusammenliefen. Hätten wir die Existenz von Spiegelneuronen nicht beim Affen nachgewiesen, würden die Ergebnisse vielleicht immer noch bezweifelt werden, doch so ließ die Evidenz in ihrer Gesamtheit die Existenz dieser Neuronen beim Menschen praktisch zur Gewissheit werden.
Seither hat eine große Zahl von Studien diese These weiter untermauert. Am spektakulärsten ist eine Untersuchung, die meine Kollegen Roy Mukamel und Marco Iacoboni zusammen mit dem Neurochirurgen Itzhak Fried – alle an der University of California in Los Angeles – 2010 veröffentlicht haben. Der Neurochirurg Itzhak
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