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Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition)

Titel: Unser empathisches Gehirn: Warum wir verstehen, was andere fühlen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Keysers
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Fried behandelt Epileptiker, bei denen Medikamente nichts mehr ausrichten. Wenn er vermutet, dass die Epilepsie in einer bestimmten Hirnregion ihren Ursprung hat, implantiert er dort einige Tage lang kleine Elektroden, um seine Annahme zu erhärten. Wenn diese Elektroden tatsächlich spontane epileptische Aktivität messen, kann er die Region zur Heilung des Kranken chirurgisch entfernen. Während der Aufzeichnungsphase, die, wie gesagt, mehrere Tage lang dauern kann, liegen die Patienten einfach im Bett und warten auf spontane Anfälle. In dieser Zeit bietet die aus medizinischen Gründen implantierte Elektrode Neurowissenschaftlern die einzigartige Möglichkeit, die Aktivität einzelner Neuronen des menschlichen Gehirns aufzuzeichnen, ohne den Patienten erhöhten Risiken auszusetzen. Viele Patienten, die unter neurologischen Störungen wie Epilepsie leiden, sind sehr daran interessiert, zu einem besseren Verständnis des Gehirns beizutragen, und beteiligen sich gern als Freiwillige an wissenschaftlichen Experimenten. Roy Mukamel und Marco Iacoboni beschlossen deshalb, bei sich bietenden Gelegenheiten mittels solcher Elektroden die Aktivität von Spiegelneuronen im menschlichen Gehirn direkt aufzuzeichnen. Aufgrund der medizinischen Indikation werden vielen Patienten Elektroden im supplementär motorischen Areal ( SMA ) implantiert, eine ähnliche motorische Region wie der prämotorische Kortex, wo bei Affen erstmals die Aktivität von Spiegelneuronen aufgezeichnet wurde. Begeistert stellten Roy und Marco fest, dass etliche Neuronen in dieser motorischen Region nicht nur aktiv waren, wenn der Patient kleine Gegenstände ergriff, sondern auch, während er Filme anschaute, in denen andere Menschen nach ähnlichen Gegenständen fassten. Mehrere andere Neuronen reagierten einerseits, während der Patient aufgefordert wurde, bestimmte Gesichtsausdrücke zu zeigen, und andererseits, während er diese Ausdrücke bei anderen wahrnahm. 10 Insgesamt liefern uns diese Experimente heute den unwiderlegbaren Beweis dafür, dass auch Menschen Spiegelneuronen besitzen. 11
    Das Spiegelsystem umfasst mehrere Hirnregionen
    Studien mittels f MRT und Positronen-Emissions-Tomografie ( PET ) haben gezeigt, wo genau die Hirnaktivität sowohl beim Hören/Sehen als auch bei der Ausführung von Handlungen ausgelöst wird. Bei zwei der beteiligten Regionen, dem prämotorischen Kortex und dem posterioren Parietallappen, handelt es sich um die gleichen Areale, in denen bei Affen Spiegelneuronen gefunden wurden.
    Ein drittes Areal gemeinsamer Aktivierung ist die Sehrinde des Temporallappens. Während meines Promotionsstudiums in Schottland habe ich zusammen mit David Perrett die Eigenschaften von Neuronen in diesem Areal untersucht. Neuronen in der Sehrinde des Affen reagieren auf den Anblick von Gesichtern und Gesichtsausdrücken, auf den Anblick von Bewegungen des menschlichen Körpers und auf das Geräusch von Handlungen. Doch anders als Spiegelneuronen im prämotorischen und parietalen Kortex sprechen Neuronen in dieser visuellen Region nicht auf Handlungen des Affen an. Hietanen und Perrett untersuchten die Neuronen, die auf den Anblick einer Hand in Aufwärtsbewegung reagierten, und stellten fest, dass nur die Hälfte dieser Neuronen stärker auf den Anblick reagierten, wenn der Affe die eigene Hand hob. 12 Wären die Neuronen nur visuell gewesen, hätten sie auf beide Anblicke gleich ansprechen müssen. In gewisser Hinsicht leuchtet ein, dass sie es nicht tun. Wenn ich meine Hand bewege, brauche ich mir den Anblick der bewegten Hand nicht bewusst zu machen, weil ich bereits weiß, was ich tue. Um diese Herabregulation meiner eigenen Bewegungen zu erreichen, muss das Gehirn eine Kopie des motorischen Signals, das meine Handbewegung auslöst, an den Temporallappen senden und die Neuronen mit korrespondierenden visuellen Eigenschaften selektiv hemmen. Dieser Prozess erfordert Energie und kann den Blutfluss in der Sehrinde verstärken, während die Teilnehmer an den f MRT -Studien bestimmte Handlungen ausführen.
    Kitzeln vermittelt uns die Erfahrung, dass unsere eigene Bewegung von der Verarbeitung der sensorischen Signale abgetrennt wird. Sarah-Jayne Blakemore, die das Kitzeln eingehend untersuchte, hat eine Kitzelmaschine entwickelt. 13 Die Teilnehmer kitzelten sich selbst, indem sie einen kleinen Roboter mit Hilfe eines Joysticks steuerten. Bewegte sich der Roboter synchron mit dem Joystick, empfand der Teilnehmer die Berührung nicht als

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