Unser Sommer in Georgia
durchlebte. Nie wieder, hatte sie sich nach dem ersten Mal geschworen - aber diesmal war sie bereits bis über beide Ohren verliebt gewesen, bevor sie von seiner Frau erfuhr.
Peters liebe Worte, seine Art, sie zu berühren, sein Wissen darum, was sie hören musste, hielten sie immer zurück, wenn sie sich trennen wollte. Sein Telefon klingelte, bis seine Mailbox ansprang. Ärgerlich klappte Maisy das Handy zu, griff wieder nach ihrem Rollköfferchen und wanderte weiter.
Am Ausgang hielt sie den Atem an. Sie hatte Riley zuerst entdeckt, und das gab ihr die Möglichkeit, ihre Schwester zu betrachten. Auf Zehenspitzen stand Riley neben einer Säule und suchte mit den Augen die Menschenmenge ab. Wann hatte sie ihr sportliches, jungenhaftes Aussehen verloren? Wann hatte sie sich das blonde Haar bis auf den Rücken wachsen lassen? Während all der Zeit hatte Maisy sich die Schwester vorgestellt, die sie verlassen hatte, nicht die Frau, die jetzt im Menschengewimmel auf dem Flughafen stand.
Riley war in ihrer Familie immer der Fels in der Brandung gewesen. Und das war sie auch heute noch - obwohl sie als Unverheiratete Mutter geworden war. Unwillkürlich stieg Ärger in Maisy auf. Plötzlich war sie wie früher - verantwortungslos, jung und ungezogen.
Mit einem tiefen Atemzug erinnerte Maisy sich daran, wer sie jetzt war: eine hervorragende Innenausstatterin mit einer schönen, gut eingerichteten Wohnung mit Blick auf die Laguna Bay. Sie hatte gute Freunde, einen kreativen Job, einen Mann, der sie liebte, und ein ausgefülltes Leben.
»Maisy!« Rileys Stimme schallte durch die Ankunftshalle.
Maisy hob grüßend die Hand. Ihr Rollkoffer blieb irgendwo hängen und kippte um.
Riley richtete ihn mit einer Hand wieder auf, schien aber verlegen und unentschlossen zu sein, ob sie der Schwester eine Umarmung mit dem freien Arm anbieten solle. »Ich habe schon gedacht, du hättest es dir vielleicht anders überlegt und würdest doch nicht kommen.«
»Um ein Haar«, versuchte Maisy zu scherzen, während sie die halbe Umarmung erwiderte.
Riley betrachtete sie. »Du siehst toll aus. Jetzt bist du eine echte Kalifornierin, was?«
Mit aufgesetztem Lächeln erklärte Maisy: »Du siehst auch fantastisch aus.«
Riley blieb stehen und sah sie an. Das Haar fiel ihr ins Gesicht. »Hast du nur den einen kleinen Koffer?«
»Ich bleibe ja nicht lange, Riley. Ich kann nicht. Ich bin nur hier, weil ich sehen will, wie es Mama geht, und weil ich ein paar Tage helfen möchte. Wenn ich irgendwas brauche, kann ich mir bestimmt was von dir leihen.«
»Maisy, meine Sachen sind dir doch viel zu groß.«
»Jetzt nicht mehr, große Schwester. Sieh dich doch an! Lässt Mama dich so viel arbeiten, dass du so mager bist?«
Riley schaute auf ihre Füße hinunter, als läge die Antwort auf dem Boden. »Darum geht es nicht. Wir müssen uns alle gegenseitig helfen, damit diese Festwoche klappt ...«
Maisy zog ihren Koffer zu den elektronischen Schiebetüren. »Lass uns gehen, ich kann es gar nicht erwarten, in meinem alten Bett zu schlafen ...«
Schweigend wanderten sie zum Parkplatz, Maisy hinter Riley her, wie in einem Ritual aus der Jugendzeit: Sie folgte ihrer großen Schwester. Allein die Landung in Georgia hatte sie um zwölf Jahre zurückversetzt. »Wie geht's Mama?«
»Schlecht. Sie ist nach Hause entlassen worden, aber sie hat ganztags eine Pflegerin und außerdem Harriet.«
»Das wird bestimmt Spaß machen.«
»Ja, bestimmt. Danke, dass du gekommen bist. Wir brauchen dich dringend. Du weißt ja, wie viel der Buchladen Mama bedeutet und wie lange sie diese Festwoche schon plant.«
»Es dürfte wohl kaum meine Schuld sein, dass der Buchladen Mama wichtiger ist als die meisten Menschen.«
»Das ist doch lachhaft, Maisy. Hör auf! Du hast ihr das Herz gebrochen, weil du sie nicht eher besucht hast.«
Maisy hob abwehrend die Hand. »Nein, Riley, damit fangen wir erst gar nicht an. Ich werde tun, was ich kann, um zu helfen, aber ich lasse mich nicht in Familiengezänk reinziehen.« Sie holte Luft. »Wie geht es meinem lieben Neffen?«
»Er kann es kaum abwarten, seine Tante Maisy zu sehen. Er glaubt, du würdest nur auf Fotos existieren.«
»So ähnlich wie ein Filmstar, was?«
Riley lachte. »Er ist ein toller Junge - mein Augapfel. Seltsam, wenn ich mir vorstelle, dass du ihn seit Daddys Begräbnis nicht mehr gesehen hast. Da war er erst sechs.«
»Ich weiß.« Maisy sagte die Worte beiläufig, um die Gefühle zu verbergen, die ihr
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