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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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Buchhandlung, die etwas auf sich hält, würde einen Heimwerkerabend veranstalten.«
    »Mama, beruhige dich! Die Veranstaltung heißt Künstlerabend und ist unter anderem für Kunsthandwerker gedacht, nicht für Heimwerker.«
    »Hab ich doch gesagt«, murmelte Kitsy und schloss die Augen.
    Riley nahm ihre Sachen an sich und küsste ihre Mutter auf die Stirn, bevor sie das Zimmer verließ. Selbstverständlich hatte sie den Künstlerabend schon eingeplant. Alle Künstler und Kunsthandwerker aus der Umgebung würden ihre Werke ausstellen und verkaufen - einfach eine weitere Chance für den Laden, ein wenig Gewinn zu machen.
    Zurück zum Driftwood Cottage Bookstore ging Riley wieder über den Fußweg parallel zum Strand. Durch die Risse im Beton sprossen Grashalme. Ein kleines Bauwerk verstellte ihr die Sicht auf den Spülsaum, und sie blieb davor stehen. Es war die Beobachtungsstation Nummer sieben für die Rettungsschwimmer. Wenn ihre Mutter nun doch recht hatte? Wenn Riley an jenem Abend damals nicht ausgegangen wäre? Vielleicht wäre sie dann nicht in das leere Beobachtungshäuschen geklettert, während weiter unten am Strand das Feuer loderte - so wie in ihrem Herzen.
    Ein gebrochenes Herz, zu viel kaltes Bier, Meereswellen und ein bereitwilliger Mann ergaben nie eine gute Mischung, ganz egal, was in den Countrysongs gesungen wurde. Riley trat dicht an die Beobachtungsstation heran, berührte den Sockel und überlegte, ob es wohl im Leben jeder Frau eine Nacht gab, über die sie nicht sprach, eine Nacht, die alles verändert hatte.

Fünf
    Maisy
    Maisy legte die Stirn an das dicke Glas und starrte aus dem Fenster. Beim Landeanflug auf Savannah knackte es in ihren Ohren. Mäandernde Flüsse zerschnitten das Land in Inseln, die von Salzwiesen gesäumt waren. Die Sonne spiegelte sich im Wasser, glitzernd reflektierte es ihr Licht. Maisy war, als habe diese Landschaft in ihrer Schönheit eine direkte Verbindung zu ihrer Seele. Vielleicht hatte sie sich bloß etwas vorgemacht, als sie glaubte, sie habe dieses Band durchtrennt. Der viereinhalbstündige Flug von Laguna Beach nach Atlanta und weiter von Atlanta nach Savannah war mehr als eine Reise von der Ostküste an die Westküste gewesen, mehr als eine Strecke von über dreitausend Meilen. Ja, in diesen viereinhalb Stunden hatte Maisy eine Zeitreise zurück in ihre Kindheit gemacht, dorthin, wo sie vor zwölf Jahren aufgebrochen war.
    Hoch im Himmel meinte Maisy schon, die würzige Luft ihrer Heimatstadt zu riechen, diesen Duft nach Meer und Salz. Sie stellte sich die Annehmlichkeiten ihres Lebens in Kalifornien vor: ihre Wohnung, die ganz nach ihrem Geschmack eingerichtet war, Peter, der sie in den Armen hielt und beteuerte, dass er sie liebe, und die exquisiten Stoffe und Möbel im Geschäft.
    Sie hatte sich gewünscht, dass Peter sie auf dieser Reise begleitete, sie war sogar so dumm gewesen, ihn darum zu bitten. Aber er wusste nicht, wie er seiner Frau erklären sollte, dass er nach Georgia fliegen wolle. Ja, seiner Frau. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass Peter Maisy in dieser Woche, die sie fort sein würde, so sehr vermisste, dass er beschließen würde, seine Frau zu verlassen.
    Maisy rief sich alle Gründe in Erinnerung, warum sie ihre Heimatstadt verlassen hatte. Oder nein, nicht alle.
    Erstens: Wer wollte in einem Ort leben, der drei Viertel des Jahres praktisch tot war? Ihr Blick wanderte nach Osten, nach Palmetto Beach, das verschwommen am Horizont zu sehen war, vierzig Minuten Autofahrt von Savannah entfernt. Doch, das Städtchen war einen Besuch wert. Bis zum Memorial Day am letzten Montag im Mai wuchs die Bevölkerung auf mehr als das Doppelte an. Die Häuser, in denen die Einheimischen wohnten, waren zum Teil kleiner als die Unterkünfte für die Sommergäste.
    Maisy hatte nur fortgewollt, obwohl die Sommergäste auch ihr lieb gewesen waren, weil sie das Städtchen zum Leben erweckten. Während des Schuljahrs hatte sie immer gespannt auf den Sommer gewartet. Oft hatte sie sich gewünscht, auch Feriengast zu sein und am Memorial Day anzukommen - in einem Auto mit Fahrrädern, Schwimmzeug, Koffern und Strandspielzeug auf dem Dachgepäckträger. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass diese Sommergäste irgendwo in Philadelphia, New York oder Indiana, in einer Villa auf einem Hügel oder einem Penthouse in der Stadt, ein aufregendes, fantastisches Leben führten.
    Aber woher die Gäste auch kommen mochten, schließlich gruben sie ihre Zehen alle in

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