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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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hörte sie Tucker Morgan sagen: »Ich würde dich gerne richtig kennenlernen.«
    Bis zu diesem Moment hatte sie ihre Einsamkeit durch ständige Partys verdrängt, aber auf einmal spürte sie die Leere körperlich. »Dann komm mit!«, flüsterte sie. »Das Haus steht zum Verkauf. Mama bemüht sich gerade darum. Lass uns mal gucken, ob es offen ist!«
    Die Haustür ließ sich ohne Widerstand aufdrücken. Auf Zehenspitzen umrundeten sie die noch nicht verkauften Möbel der Logans. Jeder Schritt versetzte Maisy einen Stich ins Herz. Sie schlichen durchs Wohnzimmer, an der Küche vorbei und in das Vorderzimmer, wo das Mondlicht in Streifen auf den Seegrasteppich fiel. »Das hier war die Bibliothek«, flüsterte Maisy.
    »Ich frage mich, warum die Logans dieses Jahr nicht gekommen sind«, wisperte Tucker.
    »Mama hat gesagt, ihr jüngstes Kind geht jetzt aufs College und sie wissen nicht, ob sie überhaupt noch mal herkommen; deswegen wollen sie das Haus nicht behalten. Von Mack habe ich nichts mehr gehört ... Wahrscheinlich hat er sein erstes Jahr auf dem College schon hinter sich.«
    »Er hat dir das Herz gebrochen«, stellte Tucker fest.
    Angesichts der Wahrheit dieser Worte schossen Maisy die Tränen in die Augen. »Ich hasse ihn«, schluchzte sie. »Er hat kein einziges Mal angerufen. Und auch nicht geschrieben. Als er letzten Sommer abgereist ist, hatte er mir versprochen ... sich zu melden.«
    »Und jetzt bildest du dir ein, dass du ihn liebst, bloß weil er vielleicht der Einzige ist, der dir nie nachgelaufen ist.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Tucker kam näher. »Tut mir leid«, sagte er. »Aber wenn ich ihn suchen und ihm in den Hintern treten soll, dann tue ich das.«
    »Das würde mir sehr helfen.« Maisy lächelte ihn unter Tränen an, und schon fuhr seine Hand durch ihr Haar, und er zog sie an sich. Ihr erster Gedanke war, dass sie ihn auf keinen Fall küssen würde. Der zweite Gedanke ging in einem Wirrwarr von Gefühlen unter, und dann spürte Maisy nur noch dumpfes Verlangen.
    In der Bibliothek der Logans, in dem Raum, wo sie gelesen und mit der Familie zusammengesessen hatte, verdrängte ihr Begehren jeden vernünftigen Gedanken. Die Sehnsucht nach Mack verwandelte sich in das Verlangen nach körperlicher Nähe und Trost.
    Auf dem alten Seegrasteppich gab Maisy sich der Illusion hin, dass sie jetzt die Vereinigung erlebte, die zwischen ihr und Mack hätte stattfinden sollen. In der dunklen Nacht, in dem leeren Haus, kamen Tucker und sie aus vollkommen verschiedenen Gründen zusammen.
    Für Maisy war es das erste Mal.
    Der Akt selbst war kurz und ernüchternd; Maisy bereute ihn schon, bevor er vorbei war. Während sie in der Stille der Nacht auf dem Fußboden lag, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass niemand außer Mack die Leere in ihr füllen konnte. Als Tucker mit seiner Whiskeyfahne an ihrer Wange einschlief, weinte sie lautlos. Dann huschte sie in die Nacht hinaus. Stundenlang wanderte sie am Strand entlang und wünschte sich von ganzem Herzen, der Abend könne noch einmal von vorn beginnen und sie könne ungeschehen machen, was in Mack Logans Sommerhaus passiert war - mit dem Verlobten ihrer besten Freundin.
    Schließlich ging Maisy nach Hause. In dieser Nacht schlief sie nicht, und am Morgen wusste sie mit unerschütterlicher Gewissheit, dass sie diese Stadt verlassen musste. Sie packte zwei Taschen mit ihren Lieblingsklamotten und ihrem besten Make-up. Dann nahm sie das Geld an sich, das sie als Kellnerin im Beach Club verdient hatte - vor allem Trinkgeld von übergewichtigen Geschäftsleuten, die glaubten, sie hätten eine Chance bei den Bikinimiezen, die auf den Booten in der Marina herumsprangen.
    Ihre Familie rief sie erst an, als sie in Los Angeles gelandet war. Sie stellte sich das Heulen und Zähneknirschen daheim vor. Mama legte sich tagelang ins Bett; Riley als junge ledige Mutter wusste nicht, wo ihr der Kopf stand - sie rief Maisy fünf-, sechsmal am Tag auf dem Handy an und bat sie, doch Vernunft anzunehmen. Immerhin werde sie doch als Brautjungfer bei der Hochzeit ihrer besten Freundin erwartet. Adalee hingegen, die damals erst zehn war, flehte Maisy an, sie bei sich in Kalifornien aufzunehmen.
    Maisy konnte ihrer jüngsten Schwester nicht erklären, dass sie in L. A. gar nicht richtig »wohnte«, sondern von einem Youth Hostel zum anderen zog. Geld verdiente sie sich mit Kellnern, bis sie das Einrichtungshaus Beach Chic in Laguna Beach entdeckte. Seitdem arbeitete sie dort.
    Das alles

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