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Unser Sommer in Georgia

Unser Sommer in Georgia

Titel: Unser Sommer in Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Henry
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gegessen - wie ein einzelner Ton in einem Lied war ihr dieses Treffen vorgekommen, und sie konnte es kaum erwarten, dieses Lied vollständig zu hören. Wenn sie ihn jetzt fand, würde sie sich an ihm festhalten wie an einem Rettungsring. Aber ... benutzte sie die Männer nicht immer auf diese Weise? Bei diesem Gedanken schwindelte Maisy. Doch, doch, so war es. Sie schnappte sich eine Flasche Wein.
    Die Türen zum Lagerraum waren nicht verschlossen. Maisy schlüpfte hinein, setzte sich auf den Fußboden und lehnte sich an die Wand. Sie verschüttete ein paar Tropfen Wein und schaute sich nach einem Plastikbecher oder einer Kaffeetasse um, sah aber nur Kartons mit Büchern und Schreibwaren und einen Stuhl mit abgebrochenem Bein ...
    Toll, alles da, nur nicht das, was ich brauche. Sie trank einen großen Schluck Wein aus der Flasche und schloss die Augen.
    Es war ein Albtraum. Wieso hatte sie bloß geglaubt, sie könne Lucy Morgan, Tuckers Ehefrau, aus dem Weg gehen? Aber sie durfte sich doch nicht hier verstecken, sich mit ihrer jämmerlichen Flasche Wein feige verziehen. Dieses Mädchen, das sich vor Scham wand, hatte doch nichts mit der Frau gemeinsam, die in Laguna Beach lebte.
    Allein Mack machte ihre Rückkehr hierher erträglich. Ihr gemeinsamer Lunch hatte bewiesen, dass er noch so war, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Über den Tisch hinweg hatte er sie genauso großäugig und staunend angeschaut wie damals. Sie hatten in stiller Vertrautheit über das Leben in New York und in Kalifornien gesprochen. Maisy hoffte, das Wissen, dass sie beide mehr von der Welt gesehen hatten als Palmetto Beach, würde sie verbinden.
    Sie hob noch einmal die Weinflasche an die Lippen und schaute sich im Zimmer um. Doch sie sah nur, wie der Raum damals ausgesehen hatte - in jener Nacht, als sie mit Tucker hier gewesen war. Dass eine einzige Entscheidung das Leben so gravierend verändern konnte, eine einzige schwachsinnige Entscheidung ...
    Es war in dem Jahr nach dem Sommer mit Mack. Im Mai hatte Maisy die Schule abgeschlossen, im Juni hatte Riley Brayden zur Welt gebracht. Lucy und Tucker waren verlobt. Schon Monate vor der Hochzeit hatte Lucy Maisy gebeten, ihre Brautjungfer zu sein, und Maisy hatte ihre Pflichten erfüllt: Sie hatte beim Aussuchen des Brautkleids und des Blumenschmucks geholfen und Briefmarken auf die Einladungen zur Hochzeit geklebt. Von Maisys Freundinnen war Lucy die erste, die heiratete, gleich nach der Highschool. In der Woche vor dem großen Ereignis hatte Maisy bei Bud's zufällig Tucker getroffen. Sie hatte sich zu ihm und seinen Freunden gesellt und mit ihnen zusammen Whiskey-Cola getrunken, draußen im Innenhof, wo sie mit den Tischtennisplatten vorliebnehmen mussten, bis sie einundzwanzig waren und die Bar betreten durften. Maisy war stolz darauf gewesen, dass sie mit den Jungs hatte mithalten können, sie hatte sich als eine von ihnen gefühlt.
    Im Laufe des Abends hatte der Alkohol sich wie ein Nebel über ihre Sinne gelegt. Sie hatte mit Tucker Tischtennis gespielt und irgendwann den Schläger fallen lassen, weil sie zugeben musste, dass sie kaum noch den Ball sehen konnte.
    »Freust du dich auf deine Hochzeit am nächsten Wochenende?«, fragte sie Tucker und lehnte sich gegen den Tisch.
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann gar nicht glauben, dass das jetzt auf einmal so schnell geht ...«
    »Heute in einer Woche bist du ein verheirateter Mann«, neckte Maisy ihn. Sie meinte das ganz ohne Hintergedanken, oder?
    Sie verließen Bud's gemeinsam und gingen Richtung Ninth Avenue, wo Tucker wohnte. Als sie am Sommerhaus der Logans vorbeikamen, war Maisy, als schwebe sie. Der Alkohol und die Nähe eines alten Freundes, der ihre beste Freundin heiraten würde, lösten ihr die Zunge.
    »Er war der Einzige, den ich geheiratet hätte«, sagte sie und deutete auf das Driftwood Cottage.
    »Du trauerst einer Sommerliebe nach? Das ist doch gar nicht deine Art, Maisy.«
    »Meine Art?« Sie blieb stehen und schaute an dem leer stehenden Haus hinauf, das die Logans zum Kauf anboten.
    »Ja, mir scheint, dein Prinzip ist doch eher ›Leben und leben lassen‹. Wie das einer Frau, die die Männer vernascht und ihnen keine Träne nachweint.«
    »Warum sagst du das?«
    »Weil ich dich schon seit Ewigkeiten kenne.«
    »Du kennst mich überhaupt nicht.« Maisy stampfte mit dem Fuß auf. »In diesem Provinznest weiß niemand, wer ich wirklich bin.«
    Mitten in der Nacht, im Mondlicht, während Maisy nur an Mack Logan dachte,

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