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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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quälen: »Das macht Ihnen wirklich Sorge, stimmt’s?« sagte er. »Wann. Sie können sich nicht an Daten erinnern, aber Sie fragen ständig, wann.« Er schien einlenken zu wollen. »Der Doktor hat den Schmuck Ihrer Lady am siebenundzwanzigsten Juli verhökert, einem Freitag.«
    Also ungefähr zu der Zeit, als sie aufgehört hat, ihn zu tragen, dachte ich. Nach Larrys Vortrag und dem Curry für zwei, das darauf gefolgt war oder nicht.
    »Wo ist Miss Manzini jetzt eigentlich?« fragte Bryant.
    Ich hatte die Antwort vorbereitet und trug sie glaubwürdig vor. »Als ich das letztemal von ihr gehört habe, war sie irgendwo zwischen London und Newcastle auf einer Konzerttournee. Sie reist gerne mit der Gruppe, die ihre Musik aufführt. Sie inspiriert diese Leute. Wo sie sich zur Zeit aufhält, weiß ich nicht. Es ist nicht unsere Art, ständig in Verbindung zu sein. Aber sie wird mich sicher sehr bald anrufen.«
    ***
    Jetzt war Luck an der Reihe, seine Scherze mit mir zu treiben. Er hatte ein weiteres Päckchen aufgemacht, das aber anscheinend nur mit Tinte geschmierte Notizen enthielt, die er für sich selbst gemacht hatte. Ich fragte mich, ob er verheiratet war und wo er leben mochte – falls er überhaupt irgendwo anders lebte als in den gebohnerten keimfreien Korridoren seines Gewerbes.
    »Hat Emma Ihnen zufällig mitgeteilt, daß sie ihren Schmuck vermißt?«
    »Nein, Mr. Luck, das hat Miss Manzini nicht getan.«
    »Warum nicht? Wollen Sie uns etwa erzählen, daß Ihre Emma ihren Schmuck im Wert von fünfunddreißigtausend Pfund monatelang nicht finden kann und nicht einmal ein Wort darüber verliert?«
    »Ich sage, vielleicht hat Miss Manzini gar nicht bemerkt, daß ihr Schmuck verschwunden war.«
    »Sie ist doch in den vergangenen Monaten dagewesen? Ich meine: bei Ihnen gewesen. Sie wird doch nicht ununterbrochen durch die Gegend reisen.«
    »Miss Manzini war den ganzen Sommer über in Honeybrook.«
    »Trotzdem ist Ihnen niemals aufgefallen, daß Emma ihren Schmuck von heute auf morgen plötzlich nicht mehr hatte.«
    »Stimmt.«
    »Sie haben also zum Beispiel nicht bemerkt, daß sie das Zeug plötzlich nicht mehr getragen hat? Das hätte Sie doch stutzig machen können?«
    »Bei ihr nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Miss Manzini ist recht eigenwillig, wie die meisten Künstler. An einem Tag putzt sie sich heraus, dann aber wieder kann ihr die Vorstellung, sich mit wertvollem Schmuck zu behängen, wochenlang ein Greuel sein. Gründe gibt es viele dafür. Ihre Arbeit – irgendein deprimierendes Erlebnis – Rückenschmerzen.«
    Meiner Anspielung auf Emmas Rücken folgte ein vielsagendes Schweigen.
    »War das eine Verletzung, das mit dem Rücken?« erkundigte sich Bryant besorgt.
    »Ja, leider.«
    »Ach Gott. Wie ist denn das passiert?«
    »Soweit ich weiß, wurde sie während einer friedlichen Demonstration mißhandelt.«
    »Dazu sollte man vielleicht beide Seiten hören, meinen Sie nicht?«
    »Selbstverständlich sollte man das.«
    »Hat sie in letzter Zeit noch mehr Polizisten gebissen?«
    Ich gab keine Antwort.
    Luck fuhr fort: »Und Sie fragen sie also nicht: Emma, warum trägst du nicht deinen Ring? Oder die Halskette? Oder die Brosche? Oder die Ohrringe – zum Beispiel?«
    »Nein, das frage ich sie nicht, Mr. Luck. Miss Manzini und ich reden nicht so miteinander.«
    Ich war arrogant, und ich wußte es. Aber bei Luck konnte ich nicht anders.
    »Na schön. Sie reden also nicht miteinander«, stieß er hervor. »Deshalb wissen Sie auch nicht, wo sie ist.« Er schien die Geduld zu verlieren. »Na schön. Wir wollen Ihre höchstpersönliche, Ihre höchst privilegierte Finanzministeriumsmeinung hören: Wie interpretieren Sie es, daß Ihr Freund Dr. Lawrence Pettifer im Juli diesen Jahres den Schmuck Ihrer Emma für zwei Drittel dessen, was Sie dafür bezahlt haben, an einen Händler in Hatton Garden verhökert und diesem gegenüber behauptet, der Schmuck stamme von seiner Mutter, wenn er in Wirklichkeit, auf dem Umweg über Emma , von Ihnen stammt?«
    »Miss Manzini konnte mit dem Schmuck machen, was sie wollte. Wenn sie ihn dem Milchmann geschenkt hätte, hätte ich nichts dagegen machen können.« Ich sah eine Möglichkeit, ihm eins auszuwischen, und nahm sie dankbar wahr. »Aber sicher hat Mr. Guppy Ihnen längst die Lösung geliefert, Mr. Luck?«
    »Was soll das heißen?«
    »Behauptet Guppy nicht, daß er Pettifer im Juli zu meinem Haus hat fahren sehen? An einem Sonntag? Da haben Sie Ihren Einbrecher.

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