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Unser Spiel

Unser Spiel

Titel: Unser Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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da und streckte den langen Schädel in meine Richtung.
    » Emma? « wiederholte Bryant nachdenklich. »Eine Emma kennen wir nicht, nicht daß ich wüßte, oder, Oliver? Wer soll denn diese Emma sein, Sir? Könnten Sie uns darüber vielleicht aufklären?«
    »Sie wissen ganz genau, wer sie ist. Das ganze Dorf weiß es. Emma Manzini ist meine Lebensgefährtin. Sie ist Musikerin. Der Schmuck gehört ihr. Ich habe die Sachen für sie gekauft und ihr geschenkt.«
    »Wann?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Im Lauf des letzten Jahres. Zu besonderen Anlässen.«
    »Sie ist wohl Ausländerin?«
    »Ihr Vater war Italiener, er ist tot. Sie ist gebürtige Britin und in England aufgewachsen. Wo haben Sie das her?« Ich verfiel auf eine wehmütige Fiktion. »Ich bin praktisch mit ihr verheiratet, Inspektor! Sagen Sie mir, was das soll.«
    Bryant hatte eine Hornbrille aufgesetzt. Ich weiß nicht, warum sie mich so erschreckt hat, aber es war so. Die Brille schien seinen Augen den letzten Rest von Menschenfreundlichkeit zu nehmen. Sein mottenzerfressener Schnurrbart hatte sich zu einem wütenden Grinsen nach unten gebogen.
    »Und steht Miss Manzini in irgendeinem freundschaftlichen Verhältnis zu Dr. Pettifer, Mr. Cranmer, Sir?«
    »Die beiden kennen sich. Was spielt das für eine Rolle? Sagen Sie mir endlich, wo sie ihren Schmuck herhaben!«
    »Machen Sie sich auf einen Schock gefaßt, Mr. Cranmer, Sir. Wir haben den Schmuck Ihrer Emma von Mr. Edward Appleby am Marktplatz in Wells erhalten, von eben dem Gentleman, der Ihnen besagte Schätze ursprünglich verkauft hat. Er hat versucht Sie anzurufen, aber irgendwas hat mit Ihrem Telefon nicht gestimmt. Da er fürchtete, die Angelegenheit könnte dringend sein, hat er sich an die Polizei in Bath gewandt, die aber gerade ein wenig unterbesetzt war und nichts weiter unternommen hat.« Er hatte die Rolle des Geschichtenerzählers übernommen. »Mr. Appleby macht seine Runde in Hatton Garden, besucht befreundete Juweliere, Sie verstehen schon, das ist so seine Art. Diese Leute wissen natürlich, daß Mr. Appleby auf antiken Schmuck spezialisiert ist, und plötzlich bietet ihm einer Miss Manzinis Halskette an – so was Italienisches, wie heißt das noch? Das da links von Ihnen.«
    »Intaglio.«
    »Vielen Dank. Und nach diesem Intalljo bietet er Mr. Appleby auch den ganzen anderen Krempel an. Alles, was Sie hier vor sich sehen. Ist das alles, was Sie Miss Manzini gekauft haben, Sir – die komplette Sammlung?«
    »Ja.«
    »Und da die Händler sich untereinander alle kennen, fragt ihn Mr. Appleby, wo er das Zeug herhat. Die Antwort lautet: von einem Dr. Pettifer aus Bath. Zweiundzwanzigtausend Pfund hat der Doktor für seinen Schmuck bekommen. Hat erzählt, es seien Familienerbstücke. Habe er von seiner alten Mutter geerbt, die nun leider verstorben sei. Ist doch ein guter Preis für die Sachen, oder – zweiundzwanzigtausend Pfund?«
    »Höchstens der Großhandelspreis«, hörte ich mich sagen. »Der Schmuck war mit fünfunddreißig versichert.«
    »Von Ihnen?«
    »Als Eigentümerin des Schmucks ist Miss Manzini eingetragen. Ich zahle die Prämien.«
    »Ist der Verlust der Schmuckstücke bei der Versicherung gemeldet und ein Antrag auf Entschädigung gestellt worden?«
    »Niemand wußte, daß sie verschwunden waren.«
    » Sie wußten es nicht, wollen Sie sagen. Hätten der Doktor oder Miss Manzini in Ihrem Namen einen solchen Antrag stellen können?«
    »Ich wüßte nicht, wie. Fragen Sie die Versicherung.«
    »Vielen Dank, Sir, das werde ich«, sagte Bryant und schrieb den Namen und die Adresse aus meinem Notizbuch ab. »Der Doktor wollte Bargeld für die Hinterlassenschaft seiner alten Mutter, aber damit konnte der Laden in Hatton Garden nicht dienen«, fuhr er mit seinem katzenfreundlichen Tonfall fort. »Vorschriften, Sie verstehen, Sir. Das Äußerste war ein Barscheck, weil er angeblich kein Bankkonto hatte. Der Doktor geht mit dem Scheck ein paar Häuser weiter, präsentiert ihn bei der Bank des Juweliers, kassiert seine Beute und ward von dem Juwelier nicht mehr gesehen. Mußte allerdings seinen vollen Namen hinterlassen. Beglaubigt durch seinen Führerschein, was ich ziemlich amüsant finde, wenn man bedenkt, wieviel dagegen spricht. Adresse: Universität Bath. Der Juwelier hat zur Sicherheit im Einwohnermeldeamt angerufen: Ja, einen Dr. Pettifer haben wir.«
    »Wann ist das alles passiert?« fragte ich.
    Wie er es liebte, mich mit seinem wissenden Lächeln zu

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