Unsere feuerrote Hexe
wird wohl jetzt die härteste Zeit beginnen.
Am Morgen des nächsten Tages schlagen Maureen und Jamie vor, gemeinsam noch einmal rauszugehen. Hazel, Mave, Paul, Robert und die Kinder begleiten uns.
Ich bin ganz in Gedanken, als wir dann den kleinen Friedhof erreichen. Der Ausblick ist atemberaubend, vor allem der Wechsel von Sonne und Wolken, die sich auf dem Meer widerspiegeln.
„Ist das nicht schön?“, fragt mich dann auch Heather lächelnd und nimmt meine Hand.
Wir bleiben stehen und schauen aufs Meer, plötzlich stutze ich, denn die anderen haben einen Kreis um uns gebildet.
„Was wird denn das?“, frage ich verblüfft.
Dann beginnt Mave zu sprechen und ich stutze wieder, als ich ihre Worte höre.
„ In eurer Ehe möge es keinen Tag geben, an dem ihr sagen müsst
damals haben wir uns geliebt, heute ist die Liebe gestorben.
Keinen Tag, an dem ihr sagt:
wir haben keine Freunde, die uns verstehen,
die mit uns sprechen, die uns zuhören,
die uns helfen, die mit uns leiden, die sich mit uns freuen.
Keinen Tag an dem ihr sagt: ich bin allein, du bist mir fremd!
Ihr möget einander Gutes tun, einander trösten und verzeihen.
Eure Liebe bleibe phantasievoll und lebendig,
und eure Sehnsüchte mögen sich erfüllen.
Die Tür Eurer Wohnung möge offen sein für Menschen,
die Euch wichtig sind und denen Ihr wichtig seid.
Die Rat geben und denen Ihr raten könnt.
Eure Ehe bleibe spannend und Ihr möget alle Spannungen aushalten.
Eure Ehe bleibe glücklich indem ihr eurer Treue traut“, schließt sie dann, dann funkeln ihre Augen mich vergnügt an. „Das ist ein irischer Segensspruch.“
„Wir sind eine furchtbar ungeduldige Familie, Alexander“, gluckst sie dann schließlich. „Deswegen dachten wir, wir ziehen schon mal ein bisschen was von eurer Hochzeit vor. So wird es für Heather auch noch schwieriger sich rauszuwinden, vor allem weil Lilly auch dabei ist“, sie deutet mit dem Kopf auf das Grab.
„Was heißt hier rauswinden?“, protestiert Heather lachend.
„Danke“, lächele ich nur glücklich, dann nehme ich Heather fest in meine Arme und gebe ihr einen leidenschaftlichen Kuss. „Und bald kommt dann der Rest?“
„Auf jeden Fall“, grinst sie.
27
„War’s sehr schlimm?“
Ich bekomme von Werner eine Kaffeetasse gereicht, mitfühlend sieht er mich an.
„Ja, das war’s. Das heißt, es war sehr schlimm, aber andererseits auch wieder ganz schön. Es gibt dort andere Sitten bei Beerdigungen“, ich erzähle ihm ausführlich von der Totenwache und dem kleinen Friedhof am Meer.
Werner hört mir interessiert zu, man kann ihm anmerken, dass ihn Heathers Familie fasziniert. Ich frage mich, was er zu ihnen sagen wird, wenn er sie denn mal kennenlernt…
„Aber es gibt nicht nur Trauriges zu berichten“, lächele ich dann. „Heather hat meinen Heiratsantrag angekommen.“
„Wie bitte?“, mein Kollege spuckt fast seinen Kaffee auf sein weißes Hemd. Schnell greift er nach einem Tempo und tupft sich das Kinn ab. „Du warst auf einer Beerdigung und kommst mit einer Verlobung zurück?“
„Ja“, lache ich dann. „Es passieren außergewöhnliche Dinge auf dieser Burg.“
„Offensichtlich . Und jetzt nehme ich mal an, du willst so schnell wie möglich geschieden werden, oder?“
„Wofür hab ich denn den besten Scheidungsanwalt der Stadt engagiert?“
„Okay, alle Papiere sind da und unterschrieben. Ich hab euer Trennungsjahr auf Juli angesetzt, das heißt das läuft in drei Monaten ab. Mit etwas Glück kann alles im Oktober oder November über die Bühne sein. Aber ich seh’ da keine größeren Probleme“, nickt er mir zu. „Und du willst dann direkt wieder heiraten?“, er zieht fragend einen Augenbrauen hoch.
„Auf jeden Fall .“
„Aber im Winter ist es nicht so schön auf der Burg“, gibt Heather mir abends zu Bedenken.
„Stimmt. Aber wir könnten doch hier schon standesamtlich heiraten und in Irland dann im Frühling die Feier nachholen“, schlage ich vor.
„Hört sich gut an“, lächelnd schmiegt sich meine Hexe in meine Arme. „Das ist gar nicht mehr so lang“, schnurrt sie an meinen Lippen und küsst mich sehr fordernd.
„Zum Glück“, murmele ich noch, dann verabschiedet sich mein klares Denken.
Als Heather in meinen Armen schläft, kann ich mich kaum von ihrem Anblick lösen. Langsam wird alles sehr greifbar, sie wird meine Frau werden und man kann schon vorsichtig planen.
Doch meine Gedanken wandern auch immer wieder zu Robert.
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