Unsere feuerrote Hexe
abgewechselt.
Es ist ein ganz anderer Umgang mit dem Tod wie ich ihn kenne, aber auch irgendwie schön. Lilly bleibt noch ein bisschen Teil von uns allen und das ist irgendwie tröstlich.
Als der Morgen graut geht Robert alleine zu seiner Frau. Die letzten zwei Stunden bleibt er dort, erst, als es Zeit wird Lilly zu beerdigen, gehe ich mit Jamie zu ihm, um ihn zu holen.
Er sitzt auf dem Boden, mit dem Rücken an der Platte gelehnt, auf dem der Sarg steht. Robert sieht völlig fertig aus, wie könnte man ihm das auch verdenken.
„Es wird Zeit“, sagt Jamie leise.
„Ich will nicht, ich will sie wiederhaben“, flüstert Robert.
„Es geht ihr gut jetzt, sie hat keine Schmerzen mehr. Gönn’ ihr das“, Jamie und ich setzen uns zu ihm auf den Boden.
„Nein, ich bin zu egoistisch. Ich hätte Lilly lieber bei mir“, weint er leise. „Was soll bloß ohne sie werden?“
„Hey – wenn sie dich so sehen würde, was glaubst du, wie sie toben würde?“, sage ich zu ihm.
Robert schaut auf, dann lächelt er ein wenig. „Du hast Recht. Dann wäre wohl der Teufel los.“
„Sie würde wahrscheinlich meckern, dass man jetzt bitte endlich den Deckel zumachen und sie an den schön sten Platz am Meer bringen solle“, grinst Jamie ihn an.
Robert nickt nur und steht dann auf. Mit ihm zusammen schließen wir Lillys Sarg jetzt endgültig.
Der kleine Friedhof ist wirklich bildschön – wenn man das von so einem Ort überhaupt sagen kann. Man erreicht ihn über einen ganz schmalen Pfad, zuerst geht es durch den Wald, dann öffnet sich das Dickicht der Bäume und man sieht das Meer. Heute ist es ganz glatt und die Sonne scheint freundlich auf uns hinab.
„Das würde ihr gefallen“, lächelt Maureen mir zu, als wir an der Stelle ankommen, die für Lilly vorgesehen ist.
Es gibt keine große Zeremonie mehr. Jeder spricht noch einen Segensspruch, die meisten verstehe ich nicht, da sie auf gälisch aufgesagt werden.
Anschließend bleiben wir noch ein bisschen auf dem Friedhof. Heather erklärt mir was zu einigen Grabsteinen, Robert bleibt noch eine Weile am Grab stehen, als Heather und ich zurückgehen.
Nach dem Essen spazieren Robert, Jamie, Maureen, ich und Heather nochmal zum Friedhof. Robert und Heather bleiben dann auf einmal zurück, als ich mich herumdrehe, sehe ich, dass er auf sie einredet. Ab und zu schaut er dann in meine Richtung und deutet ihr etwas, Heathers Gesichtsausdruck kann ich dabei nicht erkennen.
Ich wüsste zu gerne, was er ihr sagt und frage Maureen und Jamie, ob sie eine Ahnung haben, doch die schütteln nur den Kopf.
Schließlich kommen Robert und Heather wieder zu uns, ich schaue Heather erwartungsvoll an, doch sie lächelt mir nur zu.
Nach dem Abendessen bittet sie mich noch einmal, dass ic h mit ihr hinausgehe. Wir gehen zur Steilküste. An der Stelle, wo Heather damals hinabgestürzt ist, bleibt sie stehen und bittet mich, mich zu ihr zu setzen.
Sie nimmt meine Hand und wirkt etwas nervös.
„Alles in Ordnung, Darling?“, frage ich sie besorgt.
„Ja, klar… also… ich… ich wollte etwas mit dir besprechen“, murmelt Heather und spielt mit meinen Fingern. Dass sie mir dabei nicht in die Augen sieht, macht mich immer unruhiger.
„Und was ist das? Möchtest du noch länger hier bleiben? Kein Problem, ich fliege dann übermorgen ohne dich zurück“, sage ich sanft zu ihr.
„Nein, das ist es nicht“, nuschelt sie, dann atmet sie tief durch. „Die Antwort ist ‚Ja’!“, kommt es dann und ich schaue sie verblüfft an.
„Wie bitte?“
„Die Antwort auf deine Frage… du weißt schon“, scheu blickt sie zu mir auf und lächelt vorsichtig.
Ich bin im ersten Moment immer noch ratlos, dann fällt mir blitzartig ein, was sie meint.
„Oh nein, Heather Ó Briain – so nicht“, sage ich streng und nehme ihr Gesicht zwischen meine Hände. „Du glaubst doch nicht, dass ich das ernst nehme. An so einem Tag!“
„Das kannst du aber“, sagt sie kläglich , sie sieht mich jetzt ängstlich an. „Du willst nicht mehr?“
„Heather – deine Schwester ist gerade gestorben. Du solltest die Entscheidung, ob du mich heiraten willst, nicht jetzt treffen. Am Ende tut es dir leid und ich kann mir anhören, du wärst nicht zurechnungsfähig gewesen“, maule ich sie an.
„Das bin ich eh nicht mehr, seit ich dich kenne“, lächelt sie. Dann nimmt sie meine Hände und haucht zarte Küsse in meine Handflächen. „Robert hat mit mir geredet und was er gesagt hat, hat mich
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