Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht
Geldbeutel ab und kraulte ihn dafür unter dem Kinn. „Gut gemacht, Goffi, auch wenn du es nicht machen sollst.“
„Wo kommt der Affe überhaupt her, doch nicht aus dem Grunewald?“, erkundigte sich Ağan.
„Mein Vater hat ihn mir mitgebracht. Aus Kirgisistan. Er hat ihn da einem Dieb abgekauft, der ihn bestehlen wollte. Goffi ist ein Geoffroy-Klammeraffe.“
Jenny verzog verächtlich den Mund. „Hast du noch mehr solche Storys auf Lager?“
„Das ist keine Story“, beteuerte Addi. „Das war da auf dem Markt. Mein Vater hatte nur Glück, dass er Goffi bemerkt hat. Unddann hat er ihn für 500 Dollar gekauft. Für mich! Er hat sogar von einem Freund beim Tierschutzamt eine Sondergenehmigung geholt, dass ich Goffi hier zu Hause halten darf!“
Jenny sah den Affen an. „Toll! Aber kann der noch was außer klauen?“
Addi grinste. „Manchmal furzt er und das echt übel.“
Jenny rümpfte die Nase, aber Ağan kicherte.
„Wenn ein Tier dich liebt, bist du ein reicher Mensch. Warum bringst du den Affen nicht mit raus, Addi?“
„Da, wo Goffi herkommt, hat er immer eine Maske aufgehabt, damit er nichts sehen konnte. Der Dieb, dem er gehörte, hat sie ihm nur zum Stehlen abgenommen. Wenn ich ohne Maske mit ihm rausgehe, beklaut er fast jeden, der in seine Nähe kommt. Das haut einfach nicht hin.“
„Wirklich?“, fragte Ağan. „Darf ich ihn mal füttern?“
„Klar! Und ich habe jetzt Tennisstunde. Gernot ist schon auf dem Platz, wollen wir?“
Jenny nickte. „Hast du einen Schläger für mich?“
„Ja.“
Addi führte die beiden durch einen endlos langen Flur in die Küche. Er setzte Goffi auf den Tisch, holte einen Apfel aus einer Speisekammer und reichte ihn Ağan. Ağan biss ein Stück ab, nahm es in die Hand und hielt es dem Äffchen hin.
„Ich bin dein Freund“, sagte er und lächelte Goffi aufmunternd zu.
Vorsichtig schnappte sich der kleine Dieb das Apfelstück und biss hinein. Ağan nahm ihn auf den Arm und der Affe blieb dort sitzen.
Ağan strahlte und folgte Addi und Jenny in den Garten.
Plötzlich blieb Jenny wie gebannt stehen. „Irre!“, meinte sie. „Echt irre!“ Vor ihnen lagen ein Goldfischteich unter einer Trauerweide und weiter hinten ein Swimmingpool und ein Tennisplatz. „Darum turnst du im Kadewuppdich einfach auf den Regalen rum. Dir ist das einfach egal. Wenn was passiert, bezahlt das eben dein Vater.“
Addi sah sie böse an. „Ich wollte das Autogramm und ich hätte alles dafür gemacht. Ich bin kein verwöhnter Loser, klar?!“
„Das hat sie nicht so gemeint“, beruhigte ihn Ağan. „Sie wollte nur sagen, dass es hier wie im Himmel ist und dass es dir deswegen schwerfallen muss, wie alle anderen auf der Erde zu leben.“
„So ein Gegurke“, stöhnte Addi. Aber er zwinkerte Jenny versöhnlich zu. „Los jetzt!“ Er deutete auf einen Mann mit grauen Locken und einem breiten Grinsen im Gesicht, der in weißer Tenniskluft auf dem Platz stand.
„Das ist Gernot“, erklärte Addi. „Mein wahnsinns Tennislehrer!“
„Stunde fängt an!“, rief Gernot. Los, ihr verwöhnten Racker.“
Addi warf Jenny einen Blick zu. „Hörst du! Der nimmt mich auch nicht ernst.“
„Aber mich gleich“, antwortete Jenny.
Jenny hatte zwar nur in der Schule etwas Tennis gespielt, aber sie schlug Addi in der nächsten Stunde dreimal hintereinander, sodass Gernot am Ende feststellte: „Biss, Talent und richtig, richtig ausgeschlafen! Du bist doch nicht aus dem Grunewald, was?“
„Nee“, sagte Jenny. „Ich bin aus Lichtenberg, wo alle Leuchten wohnen.“
Gernot lachte, dass seine grauen Locken flogen.
„Coole Freundin, Addi. Von der kannst du dir was abgucken!“ Er grinste. „Wir sehen uns dann in vier Tagen. Bring deine Freundin ruhig wieder mit. Macht Spaß, ihr Unterricht zu geben.“
Addi rollte genervt die Augen.
„Du bist wirklich gut, Jennymädchen“, gab er dann aber zu, als Gernot mit seiner Schlägertasche verschwunden war. „Ich habe noch nie gegen ein Mädchen verloren.“
„Weil du noch nie gegen eins gespielt hast vermutlich“, erklärte Jenny.
„Ganz schön frech für eine Halbfreundin“, sagte Addi spitz.
„Seid ihr fertig?“, fragte Ağan in diesem Moment. Er hatte mit Goffi unter der Trauerweide gesessen und inzwischen den ganzen Apfel an das Äffchen verfüttert. „Ich habe nämlich in der Zwischenzeit nachgedacht und eine Idee, was wir tun werden.“
Jenny und Addi ließen sich neben ihn auf den Rasen fallen.
„Also“,
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