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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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begann Ağan. „Wenn man zwei Stimmen hört und nur einen Menschen sieht, dann kann dies mehrere Gründe haben. Der Mensch ist ein Bauchredner. Aber ein Bauchredner erschrickt sich nicht vor seiner eigenen zweiten Stimme. Deswegen schließe ich das aus.“
    Jenny kicherte.
    „Und es gibt zwar Menschen“, fuhr Ağan fort, „die mit Kunstwerken reden. Aber keine Kunstwerke, die antworten. Und deswegen bleibt nur eine Erklärung übrig: Jemand, von dem der Mann selber nichts weiß, hat mit ihm geflüstert.“
    Addi nickte nachdenklich. „Aber da war niemand. Und ich habe immerhin nach euch gesucht.“
    „Er war zu gut versteckt“, erklärte Ağan. „Oder er war unsichtbar.“
    „Was meinst du mit unsichtbar?“, fragte Addi vorsichtig.
    „Ein Gespenst“, sagte Ağan nüchtern.
    „Ein Gespenst hängt keine Bilder schief“, rief Jenny.
    Ağan lachte auf. „Jeder Poltergeist macht nichts anderes.“
    Aber das ließ Jenny nicht gelten. „Mir würde einleuchten, wenn jemand hinter dem Bild einen Lautsprecher angebracht hat.“
    „Wozu denn?“, wollte Addi wissen.
    „Um den Wärter zu ärgern“, schlug Jenny vor.
    „Das Wichtigste ist: Warum hat die Stimme dem alten Wärter Angst gemacht?“ Ağan sah sie erwartungsvoll an.
    Verblüfft erwiderte Addi seinen Blick. Dann meinte er: „Das stimmt.“
    „Ja“, fuhr Ağan fort. „Und da wir an das Bild nicht rankommen, um es genauer zu untersuchen, weil sonst der Alarm losgeht, habe ich mir überlegt, dass wir rausfinden müssen, was es mit dem Wärter auf sich hat.“
    Aufmerksam hörten Jenny und Addi ihrem neuen Halbfreund zu, während er ihnen seinen Plan erklärte.
    Schließlich sagte Ağan: „Und dazu müssen mir Goffi mitnehmen.“
    „Aber das geht nur mit der Maske“, rief Addi. „Das habe ich euch doch erklärt. Und man kann keinen Affen mit einer Maske durch Berlin schleppen. Da rufen die Leute sofort den Tierschutz.“
    „Dann werden wir ihn ohne Maske bei uns tragen.“ Ağan zwinkerte dem Äffchen zu. „Ich glaube, wir schaffen das.“
    Addi betrachtete Goffi, der es sich auf Ağans Schulter bequem gemacht hatte. „Er mag dich jedenfalls.“
    „Ja“, lächelte Ağan. „Tiere mögen mich immer.“
    „Okay“, stimmte Addi zu. „Wir probieren es.“
    Leider war es für Ağans Plan schon zu spät und so verbrachten die drei Unsichtbar-Affen den restlichen Tag in Addis Garten. Goffi schwang sich über ihnen durch die Weide, und sie spielten noch ein paar Sätze Tennis und bedienten sich immer wieder aus der prall gefüllten Speisekammer. Addis Vater ließ sich nicht blicken und Emma, die sich sonst um die Küche und das Essen für Addi kümmerte, hatte frei.
    „Dad kommt immer erst spätabends“, erklärte Addi. „Sogar samstags ist er in seiner Firma.“
    „Und wir leben wie die Kalifen!“, lachte Ağan.
    Als sie sich am Abend an der Haustür voneinander verabschiedeten, sahen sich die drei glücklich an.
    „Jetzt sind wir mindestens schon Dreiviertelfreunde“, meinte Ağan und setzte Goffi auf Addis Schulter. Er strahlte.
    Addi grinste verlegen. „Bis morgen früh“, sagte er dann.
    Er drückte auf den Knopf, der das Tor aufschwingen ließ, und Jenny und Ağan verließen die prächtige Villa, aus der ihnen ein Junge mit einem goldbraunen Affen auf der Schulter nachwinkte.

Der Himmel stand grau und trübe über dem Hochhaus am Roseneck, als Addi dort um sechs Uhr früh in den Bus stieg. Als er zehn Minuten später am U-Bahnhof Fehrbelliner Platz ankam, waren die Stände am Flohmarkt alle schon aufgebaut und auf der Straße kurvten ein paar frühe Taxifahrer herum.
    Der Bahnsteig unten in der U-Bahn dagegen war verlassen. Addi drückte sich in eine der grün-roten Sitznischen und wartete. Aus dem Tunnel kam der etwas modrige Geruch nach abgestandener Luft, Feuchtigkeit und kalten Steinen. Endlich kündigte ein fernes Quietschen die U-Bahn an und die Zugscheinwerfer tauchten hinten im Tunnel auf. Die Bahn schob die Luft vor sich her und Goffi quiekte, als der Luftzug sein Fell verwirbelte. Dann fuhr der Zug ein.
    „Pst, Goffi!“ Addi stand auf.
    Als der Zug langsamer wurde und an ihm vorbeifuhr, erkannte Addi Ağan und Jenny, die im ersten Wagen an der Tür standen. Ağan zog die Tür auf und winkte ihm.
    „Hey!“
    „Hey!“ Addi stieg ein.
    Jenny grinste ihn an. Sie trug heute eine enge Jeans und darüber ein kurzes lilafarbenes Kleid mit einem Blumenmuster. In die Haare hatte sie lila Bänder geflochten. Addi sah sie

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