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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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bewundernd an.
    Als die Türen sich geschlossen hatten und der Zug anfuhr, zog Ağan eine Banane aus der Tasche.
    „Kann ich Goffi mal nehmen?“
    Addi nickte. Das Äffchen sprang bereitwillig in Ağans Arme, als es die Banane sah. Ağan lächelte zufrieden. Dann ließ er sich auf die nächste Querbank fallen. Addi und Jenny setzten sich dazu.
    Jenny sah müde aus. Ihr Gesicht war bleich und ihre elfenblauen Augen wirkten matter als am Tag zuvor.
    „Ich habe die halbe Nacht überlegt, was das zu bedeuten hat“, sagte sie, „aber alles, was mir einfällt, sind Spukgeschichten.“
    Sie fuhren ein paar Stationen und stiegen einmal um. Goffi hatte die Banane bald aufgefressen und sprang munter auf Ağan herum. Als der Zug wieder hielt, stürzten einige Nachtschwärmer wankend hinein und nahmen Kurs auf die Bank gegenüber den Dreiviertelfreunden.
    „Mucki, setz dich zu mir“, rief ein blondes Mädchen und streckte die Hand aus.
    Ein Typ in schwarzen Lederhosen und einem blauen Edelhemd setzte sich neben sie und umarmte sie.
    „Mann, mich umarmt wieder keiner“, meckerte ein zweites Mädchen in einem sehr kurzen Rock. „Ich will auch mal starke Arme um mich spüren.“
    „Du bist eben nicht hübsch genug!“, lachte die Blonde. Sie warf ihr Haar zurück und ihr Blick fiel auf Ağan und Goffi. „Spinne ich jetzt oder sitzt da einer mit ’nem Minikingkong?“
    Addi zuckte zusammen und stand sofort auf. „Leute …“, sagte er leise zu Ağan und Jenny. Aber es war schon zu spät und seine Reaktion war offensichtlich die falsche gewesen. Kaum sah Goffi seine Bewegung, flitzte das Äffchen los und packte die goldene Plastikhandtasche des blonden Mädchens.
    „Oh, der lebt ja!“, kicherte die Blonde in Muckis Armen. „Und er liebt mich!“ Sie prustete los.
    „Goffi, lass sofort die Tasche los!“, flehte Addi das Äffchen an. Doch statt zu gehorchen, fuhr Goffi mit der Pfote in die Tasche und zog ein Portemonnaie raus. Damit kam er sofort zu Addi gesprungen.
    Der Typ mit der Lederhose stand auf. „Der liebt dich nicht, der beklaut dich nur! Habt ihr den dressiert oder was?!“ Drohend sah er Addi an.
    „Quatsch!“, rief Jenny.
    „Mach die nicht an, Mucki“, sagte das Mädchen im Minirock. „Das sind nur Kids.“
    Aber Mucki ließ sich nicht bremsen. „Klaukids sind das!“, brüllte er. „Abzockerkinder!“ Er streckte die Hand aus und starrte Addi an. „Her mit der Börse oder es gibt was!“
    „Mann, Mucki!“, rief das Mädchen im Minirock wieder. „Entspann dich. Der Affe steht einfach auf deine Freundin, wie alle Affen!“
    Schnell nahm Addi Goffi den Geldbeutel aus den Pfoten und gab ihn Mucki. „Hier.“
    Der Zug hielt.
    „Raus, Jungs! Mutti wartet“, rief Jenny im Kommandoton und stand auf.
    Ağan und Addi zögerten nicht und sprangen auf den Bahnsteig.
    Kaum waren die Türen der U-Bahn wieder zu, rief Addi: „Das habe ich euch doch gesagt, es ist scheißgefährlich mit Goffi!“
    „Scheiße sagt man nicht“, meinte Ağan.
    „Blöde Kacke!“, schrie Addi. „Das hätte schiefgehen können.“
    Jenny sah ihn an. „ Öde Hacke , das kannst du sagen, und schöner Schiet . Aber nicht das andere. Meine Mutter will das auch nicht.“
    „Auf alle Fälle wissen wir jetzt, dass unser Plan klappen kann!“ Ağan grinste zufrieden.
    „Das wusste ich auch vorher“, maulte Addi. „Dafür gehen wir jetzt aber zu Fuß weiter. Auf so einen schietigen Stress habe ich nämlich keine Lust mehr, öde Hacke!“
    Die Unsichtbar-Affen verließen den U-Bahnhof und liefen durch die graumorgendlichen Straßen. Das Pflaster glänzte unter dem hohen Berliner Himmel und die alten Häuser hielten ihre Mauern in die kühle Luft.
    Schließlich erreichten sie die Spree und liefen den Uferweg entlang. In einer Flusskurve lag das Museum. Es war noch geschlossen. Sie hatten es rechtzeitig geschafft.
    Jenny zeigte auf die Monbijoubrücke.
    „Er kommt entweder da lang oder von dahinten von Unter den Linden. Ich schlage vor, ich überwache die Brücke, und ihr könnt die beiden Straßen beobachten.“
    So machten sie es. Allerdings kam Addi nach zehn Minuten an und schickte Jenny zu seiner Straßenseite, weil es ihm langweilig geworden war und es mehr Spaß machte, auf den dahinziehenden Fluss zu schauen. Und nach weiteren zehn Minuten ging es Ağan genauso.
    Am Ende beschlossen die drei, dass sie genauso gut auch alle zusammen am Fluss stehen, ins Wasser spucken und dabei jede Richtung im Blick haben konnten.

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