Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
meinte Ağan.
Jenny nickte. Ihr Blick war auf Addi gerichtet, dem Herbie eben eine Stoppuhr in die Hand drückte. „Okay, Steppke! Ich übe den Start an der Linie hier und rausche Vollgas bis zum Parkplatzende. Da drehe ich um und rausche über die Linie zurück. Sobald meine Vorderreifen die Linie überfahren, stoppst du. Ich muss unter zwanzig Sekunden bleiben. Immer, wenn ich das geschafft habe, hältst du einen Daumen hoch. Klar?“
„Wie Kloßbrühe!“, antwortete Addi.
„Dann mal los!“
Der Mechaniker schnallte sich an und packte das Lenkrad. Dann gab er Gas. Das blaue Auto schoss mit einem tiefen Röhren über den Parkplatz. Und Herbie konnte wirklich was. Er raste in vollem Tempo auf das Ende des Platzes zu, bremste dann scharf und ließ den Wagen einmal herumschleudern.
„Wow!“, stieß Ağan anerkennend hervor.
Jenny schluckte. „Nicht, wenn so ein Ding genau auf dich zukommt!“
„Nein, dann nicht!“, sagte Ağan und legte seine Hand kurz auf Jennys Arm.
Die beiden beobachteten, wie Addi den Daumen hob, als Herbie wieder zurück über die Startlinie preschte. Und so ging es weiter. Mit quietschenden Reifen fuhr der Mechaniker los, wendete schleudernd und kam wieder zurück.
„Auf Dauer sieht das aus wie ein Film, der sich an derselben Stelle verfangen hat!“, meinte Ağan.
„Und es stinkt nach verbranntem Gummi!“ Jenny rümpfte die Nase. „Da machen mir Hausarbeiten mehr Spaß!“
Endlich hatte Herbie genug. Er hielt neben Addi und streckte die Hand aus dem Fenster. „Gut gemacht, Kleiner! Schneller werde ich nicht mehr, aber das war schon große Klasse, was?“
„Klar!“, rief Addi. „Aber wer sind denn Ihre Gegner? Sind die langsamer als Sie?“
Herbie lächelte. „Eigentlich ja. Aber einer fährt schon sehr gut.“
„Und schlagen Sie den?“, wollte Addi wissen.
„Mal sehen. Wenn er die Nerven verliert, hab ich eine Chance.“
„Wieso nur, wenn er die Nerven verliert?“, hakte Addi nach.
„Weil der fiese Matze schlimmer fährt als ein verrückt gewordener Taifun“, rief Herbie aufgebracht. „Der kennt nur den Sieg. Dafür opfert er alles! Gegen so einen gewinnt man nur, wenn man selber noch kälter ist!“
„Das ist er“, sagte Addi leise.
Der rothaarige Herbie sah ihn fragend an. „Was meinst du denn damit?“
„Ach nichts!“ Addi winkte ab. „Ich finde, Sie sind echt nett! Ich hoffe nur, dass Sie so wie eben niemals im Straßenverkehr fahren.“
„Nee“, sagte Herbie. „Bestimmt nicht. Ich bin Automechaniker. Da wäre ich ja meinen Job los.“
„Aber bei so einem Rennen machen Sie trotzdem mit“, stieß Addi hervor.
„Logen. Wenn ich gewinne, kriege ich fünfhundert Euro und jeder will seinen Wagen nur noch bei mir machen lassen. Das lohnt sich. Kannste dir mal ausrechnen, wenn du groß bist!“
Addi nickte voller Bewunderung. „Das ist echt viel Geld!“
„Eben“, sagte Herbie. Er streckte die Hand aus dem Fenster und winkte Addi zu. „Mach’s gut, Kleiner! Und bleib sauber!“ Dann gab er Gas und fuhr los.
Jenny und Ağan sahen dem blauen Auto nach, das nun in normalem Tempo vom Parkplatz abbog und auf der Straße verschwand. Endlich kamen sie aus ihrem Versteck hervor und liefen zu ihrem Freund.
„Und jetzt?“, fragte Jenny.
„Jetzt müssen wir alles für nach dem Rennen vorbereiten“, sagte Addi. „Ist doch klar! Der gelbe Raser, also der fiese Matze, wird heute Nacht dabei sein. Und wenn er hier fährt, müssen wir ihn danach verfolgen.“
Ağan schüttelte den Kopf. „Bloß wie? Dieser Rowdy hat ein Auto! Und um ein Auto zu verfolgen, brauchen wir ein Taxi. Aber wir können unmöglich ein Taxi die ganze Nacht warten lassen. Das ist zu teuer! Außerdem würde kein Taxifahrer mit drei Kindern die halbe Nacht im Nirgendwo herumstehen und warten.“
„Ich weiß“, meinte Addi. „Deswegen habe ich einen Plan. Wir wissen, dass dieser Matze heute noch hierherkommt. Und deswegen müssen wir uns nach dem Rennen entlang den Straßen in Stadtrichtung auf die Lauer legen. Und zwar so, dass wir ihn einer nach dem anderen verfolgen können. Zuerst Jenny mit dem Rad.Dann übernehme ich eine Strecke. Und zum Schluss musst du ihm mit dem Skateboard auf den Fersen bleiben, Ağan.“
Ağan fasste sich an den Kopf. „Aber wir haben keine Ahnung, wo er wohnt. Vielleicht ist das am ganz anderen Ende der Stadt. Dann verlieren wir ihn unterwegs garantiert!“
Addi ballte eine Faust. „Wir müssen es eben schaffen. Die Straße
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