Unsichtbar und trotzdem da!, 4, Jagd in den Straßen (German Edition)
dabei. Stattdessen spielten sie mit Goffi. Und zwar Fangen. Das war mit dem kleinen Affen ein ganz anderes Spiel, als man es normalerweise kannte. Wie es sich für einen Taschendiebaffen gehörte, liebte es Goffi zu stehlen. Also holte Jenny den verbliebenen Fünfzigeuroschein von Addi aus dem Portemonnaie und steckte ihn sich hinten in ihre Jeanstasche, sodass er ein wenig herausragte.
„Wer ihn zuerst schnappt, ist Sieger!“, rief sie und rannte über den Parkplatz. Goffi sah das Geld und flitzte ihr sofort hinterher. Und obwohl Jenny schnell war, erreichte sie der Klammeraffe nach wenigen Sprüngen, packte den Geldschein in einer einzigen flinken Bewegung und peste dann mit seiner Beute zu Addi.
„Das ist wirklich meiner!“, lachte Addi. „Aber jetzt brauche ich auch noch das Portemonnaie dazu! Hol es mir, Goffi!“
Jenny zog die Geldbörse aus der Tasche und hielt sie hoch. Der kleine Affe reagierte sofort und sprang in ihre Richtung. Aber da flog das Portemonnaie auch schon zu Ağan, der es auffing, hochhielt und zu Jenny zurückwarf.
Goffi jagte zwischen den beiden hin und her, bis Jenny irgendwann zu niedrig warf. Im selben Moment streckte er eine Pfote in die Höhe, fing die Börse und drückte sie gegen die Brust.
„Aus und vorbei!“, grinste Ağan. „Einem Taschendiebaffen ist kein Mensch gewachsen, wenn er nicht höchste Konzentration walten lässt.“
Jenny sah dem Geoffroy-Klammeraffen erstaunt nach. „Goffi ist echt noch schneller, als ich ihm zugetraut hätte!“
„Unterschätzt nie einen Affen!“, meinte Addi, während Goffi zufrieden auf seiner Schulter schnatterte. „Und jetzt gebe ich noch ’ne Currywurst aus und dann warten wir eben weiter hier an der Straße!“
Die Unsichtbar-Affen gingen zurück zur Currywurstbude, wo die Verkäuferin schon am Zusammenräumen war. Tatsächlich aßen sie jeder noch drei Portionen Pommes (Ağan) oder Currywurst (Jenny und Addi).
Dann holten sie ihre Räder und setzten sich auf einen grasbewachsenen Hügel neben der Landstraße. Dort warteten sie auf das Rennen und den Raser. Und auch diesmal hatten Jenny, Addi und Ağan Glück.
Mit den letzten Sonnenstrahlen kamen mehrere Autos auf den Parkplatz gefahren. Zumeist junge Männer stiegen aus und begrüßten sich. Fast jeder von ihnen hatte einen tiefergelegten Wagen. Und während sie sich laut und gestenreich unterhielten, versank die Sonne über ihren Köpfen und es wurde Nacht.
Die Unsichtbar-Affen streckten gerade ihre müden Beine hinter dem Grashügel, als plötzlich eine Stimme rief: „Das Rennen fängt an!“ Jenny, Addi und Ağan richteten sich schlagartig auf. Und Goffi fauchte. Endlich war es so weit!
Im Schutz der Dunkelheit schlichen sie sich unbemerkt an die illegale Rennstrecke heran. Das Brummen vieler Motoren erfüllte die Luft und die Männer (Jenny entdeckte keine einzige Frau) hatten Fackeln am Straßenrand angezündet. Aus der Ferne sah es aus wie ein lustiges Fest. Aber je näher die Unsichtbar-Affen kamen, desto lauter und aggressiver wurde die Stimmung.
„Heute kriege ich dich am Arsch, Alter!“, rief ein junger Glatzkopf seinem Nebenmann zu.
„Pass auf, dass ich dich nicht vom Asphalt blase!“, gab der zurück.
Addi zeigte auf eine Eisenleiter an einem verfallenen Gebäude, das hinter einem platt getretenen Zaun lag. „Lasst uns da hochklettern, dort sehen wir gut und können uns in den leeren Fensterhöhlen verstecken.“
Jenny stellte ihr Rad an die Hausmauer, Addi lehnte seines dagegen und Ağan packte sein Skateboard dazu. Dann stiegen die drei die Leiter bis in den ersten Stock hinauf. Addi ging mit seiner Taschenlampe voraus, Goffi saß auf Ağans Schulter und spähte etwas verschlafen in die Dunkelheit. Schließlich kuschelte er den Kopf in die Halsbeuge seines Freundes und begann leise zu schnarchen.
„Süß“, meinte Jenny. „Goffi ist echt süß.“
Im ersten Stock angekommen, kletterten sie durch das kaputte Fenster und fanden sich in einem verlassenen Büro wieder, in dem nur noch ein uralter Schreibtisch stand, den sie zum Fenster zogen. Nun konnten sie sich daraufsetzen und hatten einen eins a Überblick.
„Fast wie im Fernsehen. Wie bei so ’ner Livesendung über verbotene Sachen“, murmelte Jenny.
„Ja, nur leider, dass das hier echt ist und wir diesen Schweinehund kriegen müssen“, sagte Addi.
Ağan nickte ernst. „Wenn er überhaupt kommt …“
Unter ihnen auf der Straße standen inzwischen zwei Dutzend Männer um ihre
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