Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)
waren.
Es wurde eine lange, mühselige Arbeit.
Jenny, Ağan und Addi bekamen es immer wieder mit der nervigen Seite ihrer Unsichtbarkeit zu tun. Obwohl jeder von ihnen einen Stapel mit Kopien von Jennys Zeichnung in der Hand hielt und damit auf die Hundebesitzer rund um den Savignyplatz zuging, wurden sie dauernd übersehen.
Die meisten Leute winkten sie rüde zur Seite, weil sie dachten, die Unsichtbar-Affen wären Kinder, die ihnen ihre selbst gemalten Bilder verkaufen wollten. Einige hoben auch einfach die Nase und sahen teilnahmslos über die Köpfe der drei Freunde hinweg. Andere wiederum beugten sich tief hinab zu ihren Hunden und sprachen mit denen.
„Nun mach schon, Krösus, so groß wird das Geschäft ja nicht sein, dass wir hier eine Stunde stehen müssen.“
Es dauerte sage und schreibe vierundvierzig Minuten und siebzehn Hunde, ehe die Unsichtbar-Affen die erste Spur fanden.
„Ein verschwundener Hund?“ Eine dicke Frau mit einem Zwergpinscher an der Leine war stehen geblieben und sah Jenny an. „Ja, davon habe ich gehört. Beim Gassigehen ist einer Frau aus unserem Haus ihrer geklaut worden. Schnuffi heißt der, ein süßer Dackel.“ Sie zog den Pinscher näher zu sich. „Also, wenn meinem Willy so was passiert, ich würde verrückt werden.“
Jenny zeigte der dicken Hundebesitzerin das Bild. „Kennen Sie diesen Mann?“
Die Frau wich zurück. „Ich kenne überhaupt keine Männer.“
„Vielleicht kennt ihn ja Ihre Nachbarin?“
Die Dicke sah Jenny erstaunt an. „Wieso das denn? Die kennt doch noch weniger Männer als ich!“
„Das ist der Hundeentführer“, erklärte Ağan.
„Der sieht aber doch nett aus“, meinte die Dicke.
Aber nachdem die Unsichtbar-Affen ihr die Geschichte der Barsois erzählt hatten, was weitere zwanzig Minuten in Anspruch nahm, erklärte sich die Frau schließlich bereit, Jenny, Addi und Ağan mit dem Frauchen des entführten Dackels bekannt zu machen.
Und dann hatten die Unsichtbar-Affen Glück. Die Dackelbesitzerin, die als Hausmeisterin in der Kantstraße arbeitete und deswegen zu Hause war, erkannte den falschen Engel auf Anhieb.
„Das ist er!“, rief sie mit zornbebender Stimme. „Dem habe ich einhundert Euro bezahlt, damit er mir meinen Schnuffi wiederbringt.“
„Und Sie haben nicht die Polizei geholt?“, fragte Ağan erstaunt.
„Natürlich nicht“, erklärte die Frau. „Das sieht man doch immer wieder im Fernsehkrimi, dass man bei Entführungen niemals die Polizei einschalten sollte. Damit dem Opfer nichts passiert! Und außerdem, bis die was unternehmen, da wäre ja mein Schnuffi bestimmt schon verhungert gewesen“, fügte sie hinter vorgehaltener Hand hinzu.
Die Unsichtbar-Affen sahen auf den wohlgenährten Dackel, der hinter der Hausmeisterin im Flur hockte.
„Klar“, meinte Addi.
„Ja, allerdings!“, rief die Frau. „Und ich will damit auch nichts mehr zu tun haben. Ich bin froh, dass wir das hinter uns haben!“
„Aber“, sagte Jenny, „da sind noch andere Hunde entführt worden. Der Erpresser macht weiter!“
„Andere Hunde?“ Plötzlich sah die Frau die Unsichtbar-Affen hellwach an. „Von dem entführt?“ Ihr dünner Zeigefinger tippte auf Jennys Zeichnung. „Der hat das nicht nur mit mir gemacht?“
Addi nickte. „Ganz genau.“
Die Dackelbesitzerin ballte die Fäuste. „Wusste ich doch, dass die Bäckerin lügt. Deren Hund war nämlich auch weg. Aber die hat nichts zugegeben. Mir hat sie erzählt, der wäre beim Hunde-Wellness gewesen. Doch von der Frau Köhler aus dem Dritten ein Haus weiter habe ich erfahren, dass die dreihundertEuro für die Freilassung bezahlt hat. Dreihundert! Dann war das doch die Wahrheit.“ Fassungslos schüttelte sie den Kopf.
So kam es, dass die Unsichtbar-Affen wenig später mit der Hausmeisterin und der Besitzerin des Pinschers in einer Bäckerei an der nächsten Ecke standen, und wiederum bald darauf fuhr sie die Bäckersfrau in ihrem Lieferwagen zu einem älteren Herrn vier Straßen weiter.
Wie sich herausstellte, war der Erpresser schon ziemlich lange unterwegs.
Am späten Nachmittag waren es über zwanzig Leute, alles ältere Frauen und Männer, die in einer Kneipe zusammenstanden und sich erzählten, wie sie ihrer Hunde beraubt worden waren. Offensichtlich ging Engelsgesicht nicht immer gleich vor.
Manche Hunde waren verschwunden, als sie vor dem Supermarkt angebunden gewesen waren. Einige waren von dem freundlichen Gassigeher entführt worden. Andere sogar direkt
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