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Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)

Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition)

Titel: Unsichtbar und trotzdem da!, 5, Spur der Erpresser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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zufrieden fort.

Illustrationen von Stefani Kampmann
    KOSMOS

Es war ein nasskalter, grauer Tag.
    Addi Felsfisch und seine Freunde Jenny Schneider und Ağan Enc schlurften gegen den Wind gebückt über den Mehringdamm und versuchten, nicht zu viel von dem Nieselregen, der seit ein paar Stunden ununterbrochen fiel, ins Gesicht zu bekommen.
    Addis kleiner Affe Goffi dagegen saß hocherhobenen Hauptes auf Ağans Schulter und verfolgte mit seinen Blicken neugierig die wild umherwirbelnden Blätter und Papierfetzen auf dem Bürgersteig.
    „Echt, ey!“ Jenny sah durch den Niesel zum Himmel. „Hoffentlich bleibt das nicht den ganzen Tag so.“
    Ağan lachte. „Ja, heute herrscht wahres Fieswetter.“
    „Halt du bitte Goffi gut fest“, brummte Addi. „Nicht, dass uns der noch wegfliegt!“
    Seine Sorge war nicht unbegründet. Mit dem Regen jagten kalte Windstöße durch die Berliner Straßen, die offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als die Menschen frösteln zu lassen und Chaos zu stiften. Zwischen den Häusern pfiff und jaulte der Wind wie ein junger Höllenhund und zerrte an Markisen, Ästen und allem, was nicht niet- und nagelfest war. Die drei Freunde waren unterwegs zu Addis Lieblingscurrywurststand in Kreuzberg, wo er Ağan und Jenny eine Runde ausgeben wollte.
    „Ein wirklich grausames Wetter, um meine erste Zwei in Mathe zu feiern! Dabei ist es so unglaublich!“, sagte Addi. „Mein Vater hat sogar gedacht, ich hätte bei der Arbeit geguttenbergt!“
    „Wie bitte?“ Jenny sah Addi fragend an. „Was heißt das denn?“
    „Ach, das weißt du nicht?“ Addi grinste zufrieden und leckte sich etwas Regen von der Oberlippe. „So nennt das mein Vater, wenn man abschreibt! Das hat mit irgend so einem Politiker zu tun, der mal fast ein ganzes Buch abgeschrieben und dann noch behauptet hat, es wäre von ihm.“ Addis Grinsen wurde noch breiter. „Wusste ich doch, dass dieses coole Wort dich beeindrucken würde, Jennymädchen!“
    Jenny verzog den Mund. „Da musst du aber früher aufstehen. Bei mir heißt abschreiben nämlich immer noch abschreiben. Das versteht wenigstens jeder. Aber du hast ja wohl hoffentlich nicht abgeschrieben, oder?“
    „Nein!“ Addi strahlte. „Das war eine original blitzblanke Zwei!“
    Jenny klatschte in die Hände. „Bravo! Allerdings könntest du auch mal Danke sagen, dass Ağan und ich so viel mit dir geübt haben.“
    „Aber Jenny!“, mischte sich Ağan ein. „Genau darum will Addi uns doch jetzt einladen, aus Dankbarkeit.“
    „So ist es, meine Freunde!“, rief Addi.
    In diesem Moment fegte mit lautem Heulen ein mächtiger Windstoß durch die Straße und traf Goffi so heftig, dass er sich an Ağans Haar festkrallte und aufgebracht jaulte.
    Ağan hielt sich die Ohren zu. „Uh, Goffi! Das klingt ja schrecklich.“
    Der kleine, in Kirgisistan als Taschendieb ausgebildete Geoffroy-Klammeraffe schnatterte zustimmend.
    „Leider kann ich keine Affensprache“, lachte Jenny. „Aber der Wind scheint Goffi echt aufzuregen.“
    „Das macht er manchmal, wenn es so bläst“, erklärte Addi. „Ich glaube, er macht das Windjaulen nach.“
    „Er spricht mit dem Wind!“ Ağan strich dem Äffchen sanft über den Kopf. „Er macht es genau wie die Wind-Dschinns. Die jaulen auch mit dem Wind um die Wette. Manchmal hält man sie sogar für den Wind selbst. Jedenfalls in sehr dunklen Nächten.“
    Jetzt drückte Jenny ihre Hände auf die Ohren und stöhnte übertrieben. „Bitte, nun nicht auch noch Dschinns zu diesem Höllenwetter! Bei aller Liebe, Ağan, aber kannst du einmal einen Tag ohne deine ganzen Geister auskommen?“
    „Nein“, entgegnete Ağan gelassen. „Und außerdem habe ich nicht gesagt, dass ich einen Dschinn gesehen habe, sondern nur, dass Goffi genau wie einer klingt.“ Er breitete die Arme aus und sah Jenny aus seinen großen, dunklen Augen an. Im selben Moment flappte ihm etwas ins Gesicht.
    Ağan keuchte auf. „Ein Wind-Dschinn!“
    Goffi jaulte.

    „Nein!“, widersprach Jenny ruhig. Im Gegensatz zu ihrem Freund konnte sie sehr gut erkennen, was ihm ins Gesicht geflogen war. Es handelte sich um einen lindgrünen, ziemlich aufgeweichten Briefumschlag, der sich wie eine Maske quer über Ağans Augen gelegt hatte und dort vom Wind angepresst kleben blieb.
    „Was ist das denn?“, rief Ağan.
    „Ein echt nasser Fetzen Papier“, verkündete Addi.
    „Ich kann es also anfassen?!“ Vorsichtig streckte Ağan die Hand aus und zog sich den Umschlag von den

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