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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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Tür.
    «Was?», fragte Saito.
    «Zuerst die schlechte oder die ganz schlechte Nachricht?»
    «Winterstein?»
    Stella zuckte die Achseln, obwohl sie sich sicher war, dass letztendlich Winterstein dahintersteckte. «Sie zicken wegen des Durchsuchungsbeschlusses.»
    «War das die schlechte oder die ganz schlechte?»
    «Such es dir aus: Die Jungs haben Wester verloren, irgendwo bei Lauscha, wo auch immer das ist.»
    Saito gab Gas. Er fuhr sie in schweißtreibenden drei Stunden und elf Minuten zurück nach Köln. Dass er erst auf der Zoobrücke in eine Radarfalle tappte, war ein wahres Wunder. Das kurze Blitzen in dem Starenkasten löste in Stellas Gehirn die Knoten, die sich dort während der letzten vierhundert Kilometer verwickelt hatten.
    Nicht Saitos Formel- 1 -Fahrt war es gewesen, die sie nicht zur Ruhe hatte kommen lassen, obwohl sie jede Sekunde auch noch so flachen Schlafes dringend gebraucht hätte: Sie hatte etwas übersehen, irgendetwas im Gespräch mit Tschelcher oder in der Jagdhütte, und nun, während das Auto über die leere Brücke rollte und ihr Blick über die Rheinuferstraße bis zu den illuminierten Domtürmen schweifte, setzten sich die beiden Puzzlesteine, die sie am Rande des Spiels entdeckt und nicht gewürdigt hatte, an die richtige Stelle.
    «Ich muss noch einmal ins Präsidium», sagte sie.

49
    Er war sich schon länger im Klaren darüber, dass das Auto ein Risiko darstellte. So lange er damit kein Aufsehen erregte, war alles in Ordnung. Eine läppische Verkehrskontrolle konnte ihm nichts anhaben, aber bei einem Unfall würde er vielleicht in Schwierigkeiten geraten; mehr als genug Idioten kurvten herum, wie oft verfluchte er diese Sonntagsfahrer, wenn er in seinem eigenen Auto unterwegs war, und einmal hatte er mit dem Dienstwagen fast einen uralten VW -Käfer von der Beschleunigungsspur befördert.
    Die Nummernschilder waren gute Arbeit. Monk hatte ihm den Typ empfohlen, und auf Monk konnte er sich verlassen. Ohne ihn hätte Monk niemals mehr einen ordentlichen Arbeitsplatz bekommen. Er hatte Monk in der Hand, und Monk hatte ihn in der Hand, zumindest solange das Auto noch herumfuhr und entdeckt werden konnte.
    Warum, zum Teufel, hatte Monk unbedingt diesen beschissenen Pförtnerjob in der Zentrale angenommen? Er hätte ihm ohne weiteres einen Posten als Juniorhändler zuschieben können, auch wenn Monk älter war als er selbst.
    Er hätte ihn in seinem Bezirk unter die Fittiche genommen, viel können musste man nicht, in vernünftigen Klamotten, mit einem ordentlichen Haarschnitt und einer guten Geschichte auf Lager, würde auch Monk es hinkriegen. Aber Monk hatte in dem Glaskasten sitzen und den Bossen die Schranke öffnen wollen.
    Fett wie drei quoll der Pförtner über seinen Drehsessel, tippte an die Uniformmütze und patschte mit der fleischigen Pranke auf eine Taste, die er sich mit einer Verlängerungsschnur rüber bis zur Armlehne gezogen und dort mit grauem, metallisch schimmerndem Klebeband befestigt hatte, um seinen fetten Hintern bloß nicht aus dem Stuhl wuchten zu müssen.
    Ihm war klar, dass Monk das Geld nicht brauchte. Wahrscheinlich war es die perfekte Tarnung für all die krummen Touren, die ihm sicher eine Menge Kohle einbrachten; ganz bestimmt hatte Monk einige Asche auf der hohen Kante. Monks Kontakte zur Polizei, sogar bis in die ehemaligen Seilschaften der Stasi, machten ihm manchmal Angst. Wenn Monk eins und eins zusammenrechnete, musste er doch irgendwann wissen, was Sache war. Ohne ihn wäre er diesem Sonnleitner nicht auf die Spur gekommen, vielleicht hätte er Josie dann nie gefunden.
    Vielleicht sollte er Josie erzählen, wie viel Dreck dieser fromme Saubermann am Stecken hatte. Geronimo. Er lachte laut. Den armen Indianerhäuptling zu seinem Decknamen zu machen, dieses Stasischwein, den Kämpfer für die Freiheit der Wilden so zu missbrauchen.
    Jetzt hatten sie erst einmal den kleinen Italiener in der Mangel, der Plan war aufgegangen, die Zeitungen waren voll davon. Sie nannten den Namen nicht, von
Tobias F.
war immer die Rede.
    Aber Monk machte ihm noch Sorgen. Vielleicht musste er sich um Monk kümmern. Später.
    «Tommi», hatte Monk gesagt, «ich darf doch weiter Tommi sagen? Ich gewöhn mich nich’ an den neuen Namen, du warst die ganzen Jahre der Tommi, das bleibste auch für mich. Tommi, ich sitz hier und kann schön Fernsehen gucken, siehste, wir haben doch ’ne Menge aufzuholen, oder?»
    Von Zeit zu Zeit, wenn er zum Rapport in die Zentrale

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