Unsichtbare Blicke
und hatte vergessen, sich auszuloggen.»
Saito nickte den IT -Leuten zu und forderte Pettersson auf weiterzumachen.
«Wir haben uns die Kiste der Ladys angeschaut, übrigens Entwarnung, sie surfen nicht heimlich auf der Website der Chippendales.» Pettersson kicherte wie ein Schuljunge. «Und bei Kräutern interessieren sie sich vorwiegend für die Wirkung von Melisse und Lavendel, wobei eine Schwester Theofila auch viel über Hanf wissen müsste, wir haben die Kollegen vom Drogendezernat …»
Stella räusperte sich ungeduldig.
«Na, kleiner Scherz. Also, das Gerät samt einer externen Festplatte zur Datensicherung steht bei uns im Büro. Wir können die Aktivitäten der letzten sechs Monate unter die Lupe nehmen, da wurde das Ganze nämlich neu installiert, übrigens von diesem Rotter. Der hat den Ort voll im Griff, PC -technisch gesehen.»
Stella bedankte sich bei Pettersson. Bevor sie weitermachen konnte, meldete sich einer der Kriminaltechniker.
«Wir sind mit den Rückständen im Wasser weitergekommen», sagte er. «Aus den Lungen der ersten Opfer, Sie wissen schon.» Er kramte umständlich in ein paar Papieren, die vor ihm auf dem Tisch lagen, fummelte eine Lesebrille aus der Brusttasche seines verschwitzten Hemdes und schaute ab da nicht ein einziges Mal auf. «Emaille besteht aus Oxiden, die Glas bilden, und solchen, die sicherstellen, dass das Ganze auf dem Trägermetall haftet, oder solchen, die die Farbe geben. Die Zusammensetzung von einer üblichen Grundemaille besteht aus 34 % Borax, 28 % Feldspat, 5 % Fluorit, 20 % Quarz, 6 % Soda, 5 % Natriumnitrat und je 0 , 5 bis 1 , 5 % Kobalt-, Mangan- und Nickeloxid. Die Zusammensetzung von Deckemaille weicht in den prozentualen Anteilen etwas ab, und es kommt noch Kryolith dazu …»
Saito warf Stella einen Blick zu, aber sie senkte die Augen und bedeutete ihm, den Kollegen nicht zu unterbrechen. Manchmal waren die Ausführungen der Kriminaltechniker von ermüdender Genauigkeit, aber gerade die brachte die Erfolge. Eine Zusammenfassung wäre ihr in diesem Moment jedoch auch lieber gewesen. Sie hatte Hunger und konnte den Frikadellen nicht viel abgewinnen.
«… außerdem Zinnoxid, Titansilikate, Antimontrioxid und Farboxide beigegeben, es wird geschmolzen, erstarrt, wieder zerrieben, mit Ton und Wasser …»
Nun räusperte Winterstein sich. «Lieber Müller, könnten Sie es, äh … für einen Laien verständlich …»
Müller schaute von seinem Blatt auf, fummelte die Lesebrille wieder in die Hemdtasche und sagte: «Die Emaille stammt aus der DDR , die hatten oft Mangel an …»
«Müller, bitte!», unterbrach Winterstein ihn wieder.
«Also, die hatten ein eigenes Gemisch», fuhr er fort. «Diese Emaille wurde nicht für Geschirr, Töpfe oder so verwendet, sondern eigentlich nur im Sanitärbereich. Waschbecken, Badewannen und so weiter.»
«Hilft uns das?», fragte Winterstein mit einem Unterton, in dem sich Enttäuschung und Ärger paarten. «Sie sind also in einer Badewanne …»
«Später vielleicht», sprang Stella dem Kriminaltechniker bei.
«Auf jeden Fall, wenn wir den Täter und den Ort, an denen er die Mädchen ertränkt hat, gefunden haben», sagte Annika Borden. «Vielleicht können wir ihm damit die Morde beweisen. Aber so weit sind wir ja wohl noch lange nicht.» Sie warf den Kugelschreiber genervt auf den Tisch.
Stella überhörte die Bemerkung. «Machen Sie da weiter, Müller. Es kommt jetzt eine Menge Wühlarbeit auf uns zu, und ich hoffe, dass wir noch ein paar Leute zur Unterstützung bekommen. Unsere einzige konkrete Verbindung ist die Adoptionsstelle in Berlin. Wir sollten alle Fälle noch einmal unter diesem Blickwinkel durchleuchten.»
«Wir tauschen», schlug Petra Kronen vor. «Nicht noch einmal selbst auf die eigenen Akten starren, sondern die Ermittlungen des jeweils anderen unter die Lupe nehmen.»
Muthaus zog die Augenbrauen in die Höhe, stimmte aber auf Stellas Nachfrage hin zu. «Könnte Sinn machen», murrte er. Begeisterung sah allerdings anders aus.
Stella wusste, dass der Kollege eine eigenwillige Aktenführung pflegte und ihm schon mal eine todsicher geglaubte Beweisführung in einer Rotlichtsache von den Anwälten des Zuhälters und mutmaßlichen Mörders zerbombt worden war.
«Alle drei Mädchen sind anonyme Geburten gewesen. Nehmt Kontakt zu den Krankenhäusern auf, vielleicht lässt sich etwas herausfinden. Miki Saito und ich kümmern uns um die Eltern und die leibliche Mutter von Josie
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