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Unsichtbare Blicke

Unsichtbare Blicke

Titel: Unsichtbare Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Maria Reifenberg
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Tisch.
    «Auf einem Ausflug, während der Klassenfahrt nach Berlin. Wir hatten einen freien Tag und waren im Spreewald bei Verwandten von mir.»
    Felix war dort allerdings nichts aufgefallen. Kein Wunder, dachte Stella, sie waren ja ziemlich beschäftigt gewesen. Sie wollte Felix schon von Ludger Wölke nach Hause bringen lassen, als Saito sie zurückhielt und den jungen Mann aufforderte, draußen auf sie zu warten. «Wir bringen dich dann nach Hause, vielleicht haben wir aber auch noch ein paar Fragen.»
    Stella schaute ihren Kollegen erstaunt an.
    «Lassen Sie ihn nicht aus den Augen!», beauftragte Saito den Polizeiobermeister unauffällig. «Wenn er etwas zu essen will, gehen Sie mit ihm irgendwohin, aber bleiben Sie bei ihm, klar? Wir brauchen ihn noch einmal.»
    Saito schloss die Tür hinter dem Kollegen, umrundete den Schreibtisch und deutete auf sein Laptop. Er klickte sich durch eine Dateiauswahl und vergrößerte ein Foto. Stella pfiff leise durch die Zähne. Auch ihr stach es sofort ins Auge.
    Sie blätterte die Papierausdrucke der Fotos von Josie und Felix auf ihrem Ausflug durch, bis sie eines fand, auf dem Josie ihrem Freund aus dem T-Shirt half. Auf dieser Abbildung war es am deutlichsten zu erkennen, aber auch auf einigen vorher erahnte man hier und da die Kette aus bunten Holzperlen, die Felix Diuso um den Hals trug: farbige Holzperlen, auf einen Nylonfaden gereiht, dreimal um Sarahs Handgelenk und dann ein paarmal durch die Zwischenräume der Finger gewunden.
    «Wie weit sind die in Rotterdam?», wollte Stella wissen.
    «Schneller als wir sind sie allemal. Der endgültige Bericht der Kollegen dort ist allerdings noch nicht fertig.»
    «Wenn es sich um ein und dieselbe Kette handelt …», murmelte Stella. «Zeig noch einmal das Bild.»
    Saito tippte zweimal, die Großaufnahme der Hand mit dem Kettchen erschien, daneben positionierte er eine weitere Abbildung mit dem Schmuckstück auf neutralem grauem Hintergrund.
    Stella hielt zwei der Fotos von Josie und Felix daneben.
    «Keine handelsübliche Massenware, wahrscheinlich selbstgemacht, dafür spricht der dilettantische Knoten am Verschluss. Und jede einzelne Perle stimmt überein, zumindest hier an dem Stück, das wir sehen können.»
    «Wie kommt Sarah an das Kettchen von Felix?»
    «Das wird er uns erklären müssen, aber es kommt noch besser. Pass auf!»
    Stella scheute sich davor, die Tatortfotos von Sarah wie eine Slideshow von Urlaubsbildern in schönster Hochauflösung mit Wechseleffekten an sich vorbeiziehen zu lassen. Trotzdem hörte sie Saitos Erläuterungen geduldig zu, während er von einem Dokument zum nächsten scrollte.
    Die ersten Tests hatten ergeben, dass es sich bei den Anhaftungen an Sarahs Beinen und ihrem Rock tatsächlich um Sperma handelte, allerdings gab es keinerlei Hinweise auf eine Vergewaltigung. Zudem hatte es winzige Reste eines Talkums gegeben, das bei einigen Kondommarken verwendet wurde.
    «Ein Kondom, aber dann doch Spermaspuren am Opfer?»
    «Zuerst habe ich gedacht, der Täter war nicht sorgsam genug beim Abziehen des Kondoms, verstehst du? Du ziehst das Kondom nachher runter, je nach anatomischen Gegebenheiten, Sorte des Gummis, na ja, und dem, was halt vorher abgegangen ist, stülpt es sich um, klebt vielleicht an der Eichel oder so, und schwups geht die Suppe doch daneben.»
    «Die Suppe, aha.» Stella lächelte. Ihr Kollege hatte eindeutig mehr Erfahrungen im Umgang mit solchen Dingen.
    «Aber das ist hier nicht der Fall. Der größte Teil des Samens war genau da, wo er hingehörte, tief drin.»
    «Dann ist das Kondom geplatzt.»
    «Genau. Aber das hätte er merken müssen. Und dann hätte der Täter gewusst, dass wir das beste Beweismittel in der Hand haben, das er uns liefern könnte.»
    «Und dann würde er dafür sorgen, dass das Opfer nicht so schnell wieder auftaucht.»
    Saito nickte.
    «Oder er war in Panik.»
    Stella rieb sich mit beiden Händen den Nacken, streckte die Arme weit hinter sich und dehnte ihre Rückenmuskeln. In den letzten Tagen hatte sie sich zunehmend verkrampft, ein Knoten in der Rückenmuskulatur – gefühlt so groß wie ein Tennisball – wollte sich überhaupt nicht mehr lösen.
    «Auch möglich, aber dieses ganze Arrangement in dem Container – das sieht nicht danach aus, als hätte jemand die Nerven verloren.»
    «Was ist mit der Kette?», lenkte Stella die Aufmerksamkeit wieder auf das Beweisstück, das eine derzeit noch unerklärliche Verbindung zwischen Sarah und Felix

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